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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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erteilt, hierher zu kommen, wann immer ihr danach war. War das Zufall? Oder Glück? Doch Mathilda verwarf beides wieder. Niemals würde ihr Mutter Örtlerin so mir nichts dir nichts eine solche Sondererlaubnis erteilen. Dies musste einen ganz anderen Grund haben. Und den würde sie nur allzu gern erfahren.

… der mag es beizeiten tun
     
     
    Es hatte eine Weile gedauert, bis Arno jemanden gefunden hatte, der ihm Auskunft hatte geben können. Doch nun stand er, nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt, in einer schmalen Seitengasse vor einem einstöckigen Gebäude, das sich zwischen zwei höheren Stadthäusern drängte. Die Haustür unter dem eingemeißelten Schriftzug 'Pfarrhaus' war mit einem aufwändig geschnitzten Kruzifix verziert – welches flankiert wurde von langen Tannenzweigen, die in zwei Kübel mit Erde gespießt auf der Schwelle standen.
    Arno fühlte sich völlig fehl am Platz. Wie war er darauf gekommen, nach all den Jahren hier aufzukreuzen? In dieser Umgebung, die für ihn nicht das Geringste mit seinem Pater Bertram gemein hatte? Würde der ihn überhaupt erkennen? Sich berufen fühlen, ihn in diesem Zustand ...?
    „Kann ich Euch helfen?“
    Erschrocken machte er einen Schritt nach hinten, welcher gleich ausgenutzt wurde von einer kleinen dicken Frau, die sich mit Nachdruck zwischen ihn und die Tür schob und sich davor aufbaute.
    „Wollt Ihr zu Pfarrer Bertram, Pater?“ Dies plötzlich viel sanfter – ihr Blick war am Birgittenkreuz an seinem Mantel hängengeblieben.
    „Der wohnt hier?“, fragte Arno überflüssigerweise. „Ich ...“
    „Kommt nur herein!“ In Hausherrinnenmanier zückte sie einen Schlüssel bund, öffnete und bedeutete ihm, ihr ins Haus zu folgen. „Ich bin seine Haushälterin“, erklärte sie, wohl auf seinen erstaunten Blick hin. Schlüpfte aus dem Mantel und warf ihn an einen Garderobenhaken, gleichzeitig der Haustür einen Stoß versetzend, dass die laut ins Schloss fiel.  
    „Hochwürden“, erhob sie dann ihre Stimme. „Ein Mönch möchte Euch sprechen!“
    Arno war in einem geräumigen Treppenhaus gelandet, das ihn überraschenderweise mit heimeliger Wärme umfangen hatte. Tatsächlich, hinter einer angelehnten Tür entdeckte er einen bullernden Ofen.
    „Er möge unten warten“, scholl es gedämpft aus dem oberen Stockwerk herunter. „Ich bin hier noch in einem Gespräch!“
    Stirnrunzelnd sah Arno die Treppe hinauf. War diese machtgewohnte Männerstimme wirklich sein gütiger, bodenständiger Bertram? Sogar seine norddeutsche Aussprache war der typischen Satzmelodie Bayerns gewichen.
    „Eigentlich warten die Besucher dort“, wies die Haushälterin auf eine versteckte kleine Holzbank in einer Nische neben der Treppe. „Aber Ihr seht so erschöpft aus. Habt eine weite Reise hinter Euch, nicht wahr, Pater? Kommt mit in die Küche. Es ist gewiss noch etwas vom Mittagseintopf übrig, den kann ich Euch aufwärmen!“
    „Nein, danke, ich warte schon hier“, wollte Arno sich zur Bank schlängeln, doch die kleine Person hatte ihn schon am Ärmel gepackt und zerrte ihn in die entgegengesetzte Richtung.
    „Kommt nicht infrage.“ Er hatte gar nichts zu sagen. „Ihr braucht einen bequemen Ort, wo Ihr Euch ausruhen könnt – und eine Mahlzeit. So dünn, wie Ihr seid, man sieht es selbst in diesen dicken Loden!“
    Einen Kampf wollte er nun erst recht nicht provozieren und folgte ihr ohne weiteren Widerstand durch eine kleine Tür in die angrenzende Küche. Sich auszuruhen – das wäre wirklich gut gewesen. Nur bezweifelte er sehr, dass diese Frau es dazu kommen lassen würde.
    Zunächst wurde er vom üppig lodernden Feuer im offenen Herd angezogen. Der Frau, die noch immer irgendwelche Dinge vor sich hinredete, nur stumm zunickend, trat er dicht an den Herd, rieb sich die Hände und genoss, wie die Wärme allmählich seinen Körper gänzlich einnahm.
    „Wärmt Euch ruhig, aber rutscht ein Stück, damit ich den Topf hinstellen kann!“ Was sie tat, indem sie Arno wiederum resolut zur Seite schob.  
    Der lächelte nun ganz von allein. Sie sah aus wie der Inbegriff einer Großmutter, gemütlich rund und rotwangig, wie sie in ihrer weißen Schürze dastand und schwungvoll mit der Schöpfkelle in der wirklich lecker duftenden Suppe rührte. Betrachtete sie es als ihre Passion, sich um einsame geistliche Männer zu kümmern?
    „Lebt Ihr auch hier?“, rutschte ihm heraus.
    Sie winkte ab. „Ich wohne mit meinem Mann ein paar Häuser

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