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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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trotzdem das Lager mit ihr zu teilen“, stellte Pater Bertram streng fest.
    Arno war von der Bank gerutscht und auf den Knien, ehe er wusste, wie ihm geschah. „Diese Sünde tut mir von Herzen leid, Jesu Barmherzigkeit“, senkte er die Stirn auf den Boden.
    Pater Bertram war sitzen geblieben. „Mein Sohn, du erwartest doch keine neue Absolution von mir – für eine Sünde, die du lange bereut und gesühnt hast.“
    „Aber mit dieser Sünde habe ich doch Rosas Tod verschuldet.“
    „Das Mädchen hat gehofft, dich auf diese Weise zu gewinnen“, widersprach Bertram auch schon. „Sie war kein wehrloses Wesen, das von dir verführt worden ist, sondern wusste sehr genau, was sie wollte – wenn es stimmt, was du mir damals gebeichtet hast.“
    „Ich habe dich niemals angelogen und nichts beschönigt“, beteuerte Arno rasch.
    „Davon bin ich ausgegangen.“ Energisch erhob sich Bertram und kam um den Tisch herum, um Arno auf die Beine zu ziehen. „Und jetzt setzt du dich wieder und erzählst mir trotzdem noch einmal, wie es damals zwischen euch vor sich gegangen ist. Um deinetwillen.“
    Widerstandslos ließ Arno sich auf die Bank zurückbugsieren.
    „Es wird dir guttun, dir über alles klar zu werden, mein Junge“, beharrte Bertram in sein Schweigen hinein. „Berichte mir, wie es sich zugetragen hat. Na los!“  
    „Sie war Dienstmagd bei meinem Vater.“ Es kam ihm dumm vor, ihnen beiden wohlbekannte Informationen abzuspulen, doch die Augen seines Beichtvaters hatten ihn nicht losgelassen. „Sie kam zu mir und bekannte, dass sie mich liebe und ...“
    Arno blinzelte. Vergeblich, denn das Bild, das sich plötzlich vor Rosas geschoben hatte, verschwand davon nicht.
    'Ich habe mich verliebt.' Mathilda. Palgmacher hatte sie das gesagt. Aber als ausdrückliche Botschaft für ihn, Arno. Und dann hatte sie sich an ihn gepresst, ihre Arme um ihn geschlungen. Die Ader an ihrem Hals hatte schnell pulsiert, und ihr Atem ... ' Bitte, Arno, lass mich nicht wieder allein!'  
    „Was hast du geantwortet?“
    Arno rang nach Luft.
    'Lass mich nicht wieder allein!’'
    „Ich konnte doch nichts antworten, sie wollte doch, dass ich bei ihr blieb! Sie hat mich so voller Liebe angesehen, und ich konnte nicht ...“
    Himmel, Herrgott, was redete er sich da zusammen? Rosa war die, um die es ging. Mathilda drängte er gewaltsam zur Seite.
    „Ich habe ihr gesagt, dass ich nach Rom wolle und sie auf keinen Fall heiraten. Sie ließ nicht locker, lief mir regelrecht nach – naja, und irgendwann habe ich nachgegeben. Und das hätte ich nicht ...“
    „Wie ging es danach weiter?“, trieb Bertram ihn von diesem Punkt weg.
    „Sie holte mich ein paarmal in ihre Kammer – ja, und dann war sie schwanger, stand vor mir und weinte und flehte mich an, sie zu heiraten. Und das hätte ich tun müssen!“, schloss Arno heftig.
    „Deine Pflicht war es, für sie und dein Kind zu sorgen. Und dazu warst du bereit.“
    „Sie wollte, dass ich sie liebte. Dass ich bei ihr blieb.“
    „Das Recht, das zu fordern, hatte sie nicht. Du warst ein kluger junger Bursche, der die Welt sehen, der studieren wollte – und wenn sie geglaubt hat, dich mit einem Kind an sie zu binden, dann hat sie sich verrechnet.“
    „Aber ich hätte nicht in ihr Bett kommen dürfen!“
    „Dafür hast du gesühnt – und deine Familie zahlt noch heute an ihre, wenn ich recht informiert bin.“  
    „Das kann ich doch mit Geld nicht wiedergutmachen.“
    „Arno, deine Geschichte ist eine von denen, die zuhauf geschehen, immer wieder, auf jeder Burg, auf jedem Hof. Die Mägde können sich glücklich schätzen, wenn der Herr sie zumindest materiell versorgt. Und sie leben trotzdem! Sie leben und schlagen sich und ihren Bastard durch und denken überhaupt nicht daran, sich umzubringen.“
    „Aber Rosa ...“
    „Lass sie ruhen und sag mir, was dich in deinem behaglichen kleinen Kloster dazu gebracht hat, wieder dermaßen an ihr zu leiden!“
    Es war, als hätte er damit eine Tür aufgestoßen.
    „Gott hat mich verlassen“, brachen die Worte aus Arno hervor – und zum ersten Mal erschien Betroffenheit auf dem Gesicht seines Gegenübers.
     
    „Ich war seiner, Gottes, so sicher, all die Jahre. Also nach damals. Immer.“
    Ja, das war es vor allem, was ihn, Arno, hier über dem Tisch kauern ließ, in sich zusammengesunken, ohne Rückgrat.
    „Ich war bei Gott, mit Gott – und ich war sicher, dass er das Einzige war, was ich im Leben wollte. Dass meine Entscheidung,

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