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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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besprochen, was Arno bewegt hatte, hatten wirklich wie Vater und Sohn zusammengelebt.
    Nun nickte Bertram – wieder sehr liebevoll. „Es ist mir ein Vergnügen. Iss zu Ende und lass uns dann nach oben gehen. Oder nein, noch besser. Wilma hat sicherlich nichts dagegen, wenn sie zuerst oben aufräumt, nicht wahr, Wilma?“
    „Ich wollte ohnehin gerade nach oben gehen“, kam in fast schnippischem Ton zurück. „Wenn Euch die unaufgeräumte Umgebung nicht stört ...“
    „Sie ist immer ein bisschen übereifrig“, erklärte Bertram mit amüsiertem Grinsen, nachdem Wilma die Tür hinter sich zugeworfen hatte und nun die Treppe hinaufpolterte. „Aber doch ganz erbaulich, nicht wahr? Ich habe sie schon seit Jahren.“
    Aha, Pater Bertram 'hatte' eine Frau – so war das in der Welt hier draußen. Er hatte auch jede Menge Öfen und Met und Besucher und Beichtgespräche in seiner Kirche – ob er auch Gott 'hatte'?
    Mit einem Mal hatte Arno das Gefühl, dass das Leben von ihm wegrückte, alles in weite Ferne geriet. Er konnte nur noch stumm dasitzen, reglos und ohne zu atmen, um den ausufernden Kloß in seinem Hals am Auseinanderplatzen zu hindern.
    „Mein Junge, was ist denn los?“ Bertram musterte Arno aufmerksam. Machte Arno das Gesicht verziehen. Er musste schlucken und atmen, ehe er würde reden können.
    „Meine Schuld“, krächzte er heraus. „Gott zürnt mir noch immer. Meine Schuld an Rosa ist noch nicht gesühnt.“ Gewaltsam presste er beide Hände gegen seine Stirn. Der Kloß schien jetzt in den Augen zu sitzen.  
    „Arno, diese Schuld, von der du sprichst ...“
    „Ich habe jahrelang so getan, als ob sie nicht mehr existierte“, unterbrach der ihn. „Und dafür hat Gott mich jetzt grausam gestraft.“
    „Das glaube ich nicht, Arno. Ich glaube nicht, dass Gott jemandem zürnt, der so aufrichtig bereut hat wie du.“
    „Eine Todsünde kann man bereuen, soviel man will. Sie wird einem niemals genommen.“
    „Selbst diese Ansicht teile ich nicht, das weißt du. Was in diesem Fall aber weitaus entscheidender ist: Du hast Rosa nicht umgebracht.“ Bertram hatte den Teller zwischen ihnen beiden beiseitegeschoben, um sich noch weiter zu ihm lehnen und mit beiden Händen Arnos ergreifen zu können. „Du hast diese Frau nicht umgebracht“, wiederholte er ganz langsam und deutlich.
    Einen verräterischen Wimpernschlag zu spät entzog Arno ihm seine Hände und rückte, so weit es ging, von Bertram weg. „Doch, das habe ich.“ Es hatte keinen Sinn, das zu leugnen. Schließlich hatte Gott ihm dies unmissverständlich mitgeteilt. „Jedenfalls ist sie durch meine Schuld gestorben und muss nun für alle Zeit im Fegefeuer ...“
    „Arno, der Herrgott hat jedem von uns das Leben geschenkt. Wir dürfen es nicht wegwerfen, das ist die Todsünde. Aber kein Mensch kann einen anderen zwingen, sich selbst zu töten. Diese Verantwortung trägt jeder allein.“
    „Ich habe sie unglücklich gemacht!“, musste Arno beharren. Diesmal durfte er sich nicht einlullen lassen, wie früher, als junger Mann, im Pfarrhaus des Dorfes. Er erinnerte sich an jedes Argument, welches Pater Bertram damals ins Feld geführt hatte.
    'Du warst so verzweifelt damals, nachdem Aurelia dich quasi vor dem Traualtar verlassen hatte', hatte er gesagt. 'Es war der gebrochene Arno, der aus Liebeskummer eine Frau nach der anderen genommen hat, um sich zu rächen, du warst nicht Herr deiner selbst. Und doch hast du die Verantwortung für deine Tat übernommen, hast mutig alle Schuld auf dich genommen, hast sie ehrlich bereut. Gott vergibt dir, glaub mir!'
    „Du hast dieser Rosa die Jungfräulichkeit genommen.“
    Was? Verblüfft hob Arno den Kopf. Sein Vergehen vorgeworfen zu bekommen, war etwas anderes, als er erwartet hatte. Er nickte heftig. „Ja! Sie hat mich geliebt und hat sich mir hingegeben ...“
    „Weil du ihr die Ehe versprochen hast.“
    „Nein!“ Arno runzelte die Stirn. Offensichtlich hatte Bertram seine rhetorischen Fähigkeiten in der Zwischenzeit ausgefeilt.
    „Weil du ihr deine Liebe beteuert hast.“
    „Nein.“
    „Weil sie glaubte, dass sie die Einzige in deinem Leben war und sie sich berechtigte Hoffnungen machen konnte, deine Liebe zu gewinnen.“
    Arno umklammerte mit beiden Händen die Tischkante. „Nein, sie wusste, dass ich sie nicht liebte, dass ich andere Geliebte hatte, dass ich weggehen würde. Ich habe ihr von Anfang an gesagt, dass ich mit dir nach Rom wollte.“
    „Es war sündig und verwerflich,

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