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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Soldat zögerte nicht einmal. „Und ich habe den Auftrag, alle Mönche in der Halle zu sammeln“, erwiderte er stur.
    „Aber ich ...“
    „Alle!“
    Ärgerlich blickte Arno dem kahlen Korporal Hofer nach und wandte sich um. Angesichts dieser Reglementierung war es wohl besser, doch schon jetzt den Männerchor aufzusuchen. Rasch durchquerte er die Halle, die sich inzwischen mit der gesamten Bruderschaft gefüllt zu haben schien – und stieß auf einen neuen Wachtposten. Mittlerweile leicht panisch, stellte er sich auf die Zehenspitzen und sah sich um. Der einzige freie Weg war die Treppe zum Besuchertrakt. Gut, dann würde er sich eben auf Umwegen zur Kirche durchschlagen. Sich unauffällig am Rande haltend, pirschte er sich voran. Erreichte die Stufen und beschleunigte – um oben direkt in Sieber hineinzulaufen. Arnos Versuch, ihn einfach nicht zu beachten, scheiterte kläglich.
    „Pater Wayden, wir haben eindeutige Anweisung vom Hauptmann!“
    „Seit wann sind wir Soldaten unterstellt?“, erwiderte Arno mit Augenbraueneinsatz.
    „Wir müssen Herzog Ludwig unsere Kooperationsbereitschaft demonstrieren“, erklärte Sieber freundlich. „Damit unser Kloster nicht in Misskredit fällt.“
    Alto Sieber war einer von Palgmachers Getreuen – was Arno immer gewundert hatte, weil er den jungen Mönch eigentlich sympathisch fand. Sein Verdacht ging in die Richtung, dass der Jüngere sehr streng erzogen und von der lockeren religiösen Lebensweise des Priors fasziniert war. Und Palgmacher dankte ihm das, war ganz der väterliche Freund – väterlicher, als der Altersunterschied zwischen den beiden nahelegte.
    Das nützte Arno jetzt natürlich herzlich wenig.
    „Ihr habt es gehört, Wayden“, war der Prior persönlich hinter Sieber aufgetaucht, diesem besitzergreifend auf die Schulter klopfend. „Wir wollen den Herzöglichen doch nicht das Leben schwer machen.“
    Arno knirschte mit den Zähnen – und wandte sich um, zurück in die Halle. Noch war Zeit. Würde er eben auf die nächste Gelegenheit warten. Irgendeinen Weg würde er finden.
    Was schwierig zu werden versprach, wie sich herausstellte, noch ehe er unten ankam.
    „Wir brauchen einen Raum, den wir besser abriegeln können“, rief der Rotbart Palgmacher über Arnos Kopf hinweg zu. „Hier jeden Ausgang abzuriegeln, ist zu aufwendig.“
    Das war ... sehr viel schlimmer als aufwendig – für ihn und die Frauen.
    „Wir ziehen um in den Kapitelsaal“, sagte Palgmacher in normaler Lautstärke – um sich dann mit Ellenbogeneinsatz ins Getümmel zu stürzen und loszubrüllen: „ALLE IN DEN KAPITELSAAL!“
    Welch ein Hin und Her! Welch ein Chaos! Und wie peinlich, wie sich hier jahrelang in friedlicher Klausur lebende Geistliche gebärdeten, nur weil irgendwelche Soldaten daherkamen und ihnen Befehle erteilten.
    „Was soll das bringen?“, konnte Arno sich nicht verkneifen. Das Schlimmste war ja, dass er, wie es schien, dazu verdammt war, mitzumachen. Auch wenn es bedeutete, dass ... Nein. Nein, er würde nicht zulassen, dass diese Verrückten hier Mathilda gefährdeten. Unter gar keinen Umständen.
    Eine sich auf seinen Unterarm legende Hand ließ ihn zusammenzucken. „Die Männer müssen sicherstellen, jeden Mönch überprüft zu haben.“ Sieber hatte mit ihm aufgeschlossen und sprach noch immer voller Verständnis. „Sie tun nur ihre Arbeit.“
    „Und Ihr unterstützt diese Arbeit?“ Arno konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. „Warum?“
    „Nun ja.“ War da endlich ein Hauch Unsicherheit in der Stimme des Jüngeren? „Sie wollen uns nichts Böses.“
    „Aber einem Mann, der seit vielen Monaten unserer Bruderschaft angehört“, stellte Arno fest.
    „Er war wegen seiner Verfehlungen aus dieser Bruderschaft ausgeschlossen.“ Sieber tat noch immer, als wäre er unanzweifelbar im Recht.
    „Und das rechtfertigt, dass Ihr ihn verratet?“
    „Hat nicht er uns verraten, indem er sich geistig von uns abgewandt hat?“, fragte Sieber zurück.
    „Er hat in einigen Dingen eine andere Meinung als ... Ihr.“
    Siebers Blick von der Seite ließ Arno diese Offenheit sofort bereuen.
    „Er ist vom rechten Glauben abgewichen!“ Jetzt vorwurfsvoll. „Das ist Ketzerei und Häresie, und deshalb soll er belangt werden. Das ist Recht. Und Ihr, Pater Wayden ...“
    Mit fest verschlossenen Lippen hatte Arno den Abstand zu diesem ... Kirchenmann so vergrößert, dass er den Rest nicht mehr hören musste.
     
    Die Feststellung der Identitäten durch den

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