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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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Mathilda lächelte. Das wäre wirklich schön – ob er das auch so empfand? Zuversichtlich senkte sie den Kopf und übersetzte weiter.
     
     
    Was war denn jetzt schon wieder? Stirnrunzelnd unterbrach Arno seinen Disput mit dem Novizen und sah zu Mathilda hinüber – die Besuch von Georg bekommen hatte.
    „Es werden doch nicht immer noch die Äpfel sein, die Euch zwei in der Unterrichtszeit beschäftigen, nicht wahr?“, rief er den beiden in Erinnerung.
    Wie Georg schon wieder zusammenfuhr! Sollte er doch dazu stehen, wenn er entschlossen war, sich der Sünde hinzugeben.
    „Ich habe ein Problem mit einem Ausdruck“, antwortete Mathilda an seiner statt. „Und Bruder Georg hat mir geholfen.“
    Und wie hat der liebe Bruder Georg davon erfahren?, schluckte Arno nur mit Mühe hinunter.  
    Es war seine eigene verachtenswürdige Hilflosigkeit in dieser neuen Unterrichtssituation, die ihn so ärgerlich machte. Denn was konnte er dagegen haben, dass seine Schüler sich gegenseitig halfen? Die Männer untereinander taten das ständig – und war er als Lehrer nicht angehalten, alle Schüler gleich zu behandeln?  
    Doch in diesem speziellen Fall ging es eben nicht um den Unterricht und dessen Inhalte, sondern um ... Äpfel! Und er war gezwungen zuzulassen, dass die beiden ...  
    Die Örtlerin und Palgmacher hatten diese untragbare Situation über seinen Kopf hinweg angeordnet. Die Arno jetzt ausbaden musste – indem er immerzu und ständig mit diesem Mädchen konfrontiert wurde. Würde sie seine Gruppe von nun an bis in alle Ewigkeit von der Arbeit abhalten? Er stieß einen entnervten Seufzer aus, fuhr sich durch die Haare – er konnte nichts tun!
    Er seufzte wieder. Nun ja – er konnte eben wirklich nichts tun, schließlich hatte auch er Anweisungen zu befolgen. Er konnte nur zusehen, wie die Sache, für die er ja keine Verantwortung trug, ihren Lauf nah.m. Und er konnte sich winden und sich quälen – oder gespannt sein Experiment beobachten.
    „Gebt Ihr Eure Erlaubnis, dass ich mich für diese Stunde zu Schwester Mathilda setze, Pater Arno?“, fragte Georg gerade jetzt unterwürfig – allein dadurch in Arno das Verlangen nach einem gezischten ' Nein, lass sie in Ruhe!' auslösend.  
    Er biss die Zähne zusammen. „Ja, tut das“, sagte er stattdessen gelassen. Dann würde er sich eben fügen – und sich freuen, dass das Schicksal der jungen Leute einen so unverzüglichen Lauf nahm.
     
     
    Es war Pater Arno nicht recht gewesen, das hatte Mathilda deutlich gesehen. Dennoch hatte er zugestimmt, als Georg gefragt hatte, ob er sich zu ihr setzen dürfe.
    Pater Arno musste einen Grund für sein Zögern gehabt haben – und Mathilda meinte, ihn auch schon herausgefunden zu haben: Es war Georg selbst. Der irgendwie nervös wirkte, mit roten Wangen und Ohren – und leise neben ihr zitterte.
    Der Arme! War er so wenig gewohnt, einmal neben einer Frau zu sitzen? Oder war das die Versuchung, von der Edeltraud gestern gesprochen hatte?
    Mathilda hatte, während sie unterrichtet worden war, immer ein paar Mitschüler gehabt. Ein Mädchen und vier Jungen. Für sie war es nichts Ungewöhnliches, neben einem Jungen zu sitzen und zu arbeiten. Es waren schließlich nur Mitschüler. Spontanes Mitleid wallte in ihr auf und beinahe hätte sie ihre Hand beruhigend auf Georgs Arm gelegt. Dass das eher das Gegenteil bewirken würde, fiel ihr gerade noch rechtzeitig ein und so hielt sie sich zurück. Aber wie könnte sie ihm dennoch helfen?
    Sie las halblaut: „'Dass ... man ... die äußeren Dinge ... sich nicht an sein Herz ziehen soll ... nicht zu nahe an sein Herz.'“ Der Text kam ihr zu Hilfe. Sie warf Georg einen kurzen Seitenblick zu. Hatte er verstanden?
    „ Weiter“, drängte er sofort.  
    Offenbar hatte er!
    „' Sei nicht' – hm, das nächste Wort kenne ich nicht“, musste sie sich an ihn wenden.  
    „ Credulus – credulitas.“ Er sah sie auffordernd an. „Kommst du nicht drauf?“  
    Mit – „'Sei nicht credulus ...'“ – überraschte sie ihn derart, dass er trotz seiner Anspannung lachen musste.
    „ Es heißt 'leichtgläubig'“, erklärte er endlich.  
    „ Danke“, hauchte sie und senkte ihre Augen, sein vermehrtes Zittern jetzt absichtlich ignorierend. „Ihr seid zu gütig.“ Sie schob ihren Finger auf die Zeile: „'Sei nicht leichtgläubig und ... gedenke, dass deine Worte ... dich ... leicht zu Fall bringen.'“ Sie blickte ihm in die blauen Augen. „Ich mach jetzt leise weiter, dann

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