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Und fuehre uns in die Versuchung

Und fuehre uns in die Versuchung

Titel: Und fuehre uns in die Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria G. Noel , Runa Winacht
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könnt Ihr Euch wieder auf Euren Platon konzentrieren.“  
    Er nickte sofort, senkte den Kopf und vergrub sich in seine Aufzeichnungen. Mathilda folgte seinem Beispiel.
    Der Blick, der sie gleich darauf zum Aufsehen brachte, war wie eine unangenehme Berührung. Sie landete direkt in Pater Arnos dunklen Augen. Er starrte sie an – mit einem Ausdruck im Gesicht, der Mathilda frösteln machte. Aber nur einen Moment, dann verwandelte sich das, was eben noch wie blanke Wut ausgesehen hatte, in Gleichmut, und er wandte sich ab.
    Was hatte er nur? Lag es an ihr? Hatte sie etwas falsch gemacht? Oder war es Georg, der nicht hier neben ihr sitzen sollte? Aber dann hätte er es doch nicht erlauben müssen!
    Hastig senkte sie die Augen und arbeitete schweigend weiter. Es war sicher besser, Georg nicht allzu oft zu fragen.
     
     
    Sie blieb an ihrem Platz stehen, nachdem Arno die Stunde geschlossen hatte.
    Widerstrebend ließ er sie seinen Blick auffangen.
    „Ich bin sehr froh, dass ich hier lernen darf“, sagte sie leise. „Ich hatte noch nie ... einen so guten Lehrer wie Euch.“
    Selbstverständlich ließ er nicht zu, sich auch nur einen einzigen Wimpernschlag lang geschmeichelt zu fühlen. Zumal sie sich ja eigentlich auf Georgs Gesellschaft bezog.
    Seine gerunzelte Stirn schreckte sie nicht ab.
    „Danke, dass ich hier sein darf“, wiederholte sie mit fester Stimme.
    Eurem Vater müsst Ihr danken. Arno seufzte verstohlen. Und ob er Euch überhaupt einen Dienst erweist, wenn Ihr Euch hier dermaßen wohlfühlt mit einem ... Mönch?  
    Sein Schnauben blieb gedanklich. „Ihr müsst jetzt gehen, sonst kommt Ihr zu spät ins Kapitel.“ Er erhob sich.
    Schon wieder wurde er mit einem Lächeln bedacht – schief gelegter Kopf, bittende blaue Augen. Konnte sie ihn nicht verschonen mit ihrem schlechten Gewissen?
    Er verweigerte ihr eine Erwiderung, nickte nur knapp. Um dann doch noch einem dummen Impuls zu folgen: „Wenn Ihr mögt, sucht für die nächste Stunde einen Abschnitt aus, der Euch neugierig macht. Dann beginnen wir zusammen, ihn zu lesen.“
    „Ihr meint, Neugierde ist kein Laster?“, fragte sie mit großen Augen.
    Wider Willen musste er nun doch grinsen. „Beim Lernen nicht – finde ich.“
    Mathilda nickte. „Auch das sehen die drüben ganz anders.“ Jetzt war sie es, die ernst geblieben war.
    Eigentlich gefiel es ihm doch besser, wenn sie lächelte.
    „Aber lernen tut Ihr hier“, stellte er mit Nachdruck fest.
    Und hatte Erfolg. Sie strahlte tatsächlich. Ihn an. „Bis morgen dann.“
    „Oh ...“, hielt er sie auf, ehe sie sich wegdrehte, „hat man Euch das nicht gesagt? Freitags findet kein Unterricht statt. Freitags ist Beichte.“
    „Oh ...“, sie sah ihn an, zögernd, „dann ... bleibt es aber ja trotzdem bei morgen, nicht?“ Sprach es und lächelte und – stand noch immer da.
    Was zum ... Herr, vergib mir! Was hatte er getan, dass dieses Mädchen so mit ihm redete? Wie mit ... zumindest nicht wie mit ihrem Beichtvater.  
    Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, wirbelte Arno wütend von ihr weg an seinen Arbeitstisch. Was war mit ihm los? Warum gelang ihm nicht, diese Situation zu händeln? Da musste er wirklich hoffen, dass Palgmacher seinen Termin morgen verlegen und die Beichte übernehmen würde!
    Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme ... Erst nach ' in der Versuchung', hörte er endlich ihre Schritte auf der Treppe.  
    Großer Prior, erlöse mich morgen!

Der Schönin schönste Stunde
     
     
    Das typische Gezischel drang bereits aus dem Kapitelsaal.
    Oh große Mentorin , dachte Mathilda verbissen. Seid Ihr auch schon hier, um Euch an Euren Anschuldigungen zu weiden?  
    Sie war nicht so sehr voller Angst, dass sie angeklagt würde – es gab schlicht nichts, wenn man mal vom Bruch des Nachtsilentiums absah, das jedoch unbemerkt geblieben war – sondern vielmehr besorgt, wen es heute treffen würde. Denn dass jemand angeschuldigt würde - und das mit Sicherheit von der niederträchtigsten aller Nonnen – lag angesichts dessen, dass die auch heute neben der Äbtissin stand und mit eifrigem Gesicht auf sie einredete, nur allzu deutlich auf der Hand.
    Ihre Vermutung bestätigte sich auch dadurch, dass die Schönin Mathilda nur mit einem uninteressierten Blick streifte, dann aber ihre Aufmerksamkeit sofort wieder auf die Äbtissin richtete. Die irgendwie unwillig wirkte.
    Mathilda konnte nicht verstehen, was die beiden zu besprechen hatten, aber die

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