Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
nicht aufgetragen, dass er irgendwelche Praktikanten bei meiner Großmutter in die Küche setzte, die dann mein Essen vertilgten.
»Und was macht der Hund vor der Tür?«
»Die haben so g’stritten, die zwei Hund«, erklärte Großmutter. »Ein ständiges Gerumpel war des in der Wohnung, des hab ich nimmer ausgehalten.«
Resis Köter war echt die Pest. Auch wenn er sich jetzt gerade an den Maarten ranwanzte und ihn ansah, als würde er ihn abgöttisch lieben.
»Dann schmeiß das nächste Mal Resis Hund raus«, grummelte ich. Vielleicht lief er dann von selbst zu einer Autobahnraststätte und war auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
»Vielleicht liegt da unten irgendwo was und fault vor sich hin«, sagte Großmutter und krabbelte weiter unter dem Tisch herum.
»Das ist doch mehr bei der Spüle«, machte ich sie aufmerksam.
»Ach geh. Ich riech’s ganz deutlich. Riech doch mal dahinten.« Sie zeigte auf einen Punkt unter der Eckbank. Was sich Großmutter wieder vorstellte. Als würde ich jetzt unter der Eckbank herumkriechen und riechen. Großmutter stand auf und schüttelte unwillig den Kopf.
»Da unter der Eckbank kann ich ned hin. Ich in meinem Alter«, sagte sie missbilligend. »Da könnte bei uns eine Leich unterm Esstisch verfaulen, und du würdest nicht mal runterriechen.«
Tja. Richtig. Das würde ich garantiert nicht machen, wenn da eine Leiche wäre.
Maarten hatte ein neutrales Lächeln im Gesicht und mischte sich lieber nicht ein.
»Das ist auch gar nicht unter der Eckbank«, behauptete ich, weil ich überhaupt keine Lust hatte, unter der Eckbank nach fauligen Sachen zu suchen.
»Riech halt mal.«
»Das ist bei der Spüle«, beharrte ich. »Bestimmt ist das die Grünlilie, die fault.«
Oder der blöde Köter von der Resi hat sich nicht beherrschen können.
»Unsere Grünlilie fault nicht.«
Und ob sie das tat. Wenn nicht jetzt, dann bald. So viel Wasser, wie Großmutter in diesen einen Blumentopf entsorgte, das konnte nicht gut gehen.
»Grünlilien brauchen viel Wasser.« Großmutter riss den Schrank unter der Spüle auf.
»Ja, pfui Teifel«, rief sie aus. »Riech amal rein.«
Ich hielt mir die Nase zu. »Das ist eine Kartoffel.«
»Greißlich«, bestätigte Großmutter.
Gott sei Dank klingelte in dem Moment das Telefon, sonst hätte ich tatsächlich meine Nase über eine faulige Kartoffel halten müssen.
Das mit dem Gott sei Dank nahm ich schnell wieder zurück, als ich Annelieses Stimme hörte.
»Du musst mir helfen«, schrie sie mir aufgeregt ins Ohr. »Die Polizei, die macht gar nichts, die redet einen Schmarrn über Beziehungstat, und jeder weiß, dass die Marlis niemals eine Beziehungstat … also nein …«
Ich überlegte mir, ob ich doch noch die Nase über die faulige Kartoffel halten und in Ohnmacht fallen sollte.
»Hm«, sagte ich mit angehaltenem Atem, weil Großmutter gerade ein Sackerl voller Kartoffeln an mir vorbeitrug.
»Riech amal«, ließ sie nicht locker. »Greißlich.«
»Was ist jetzt, bist noch dran?«
»Hm«, sagte ich noch einmal undeutlich, weil ich auf gar keinen Fall in diesem Moment einatmen wollte. Ich sah dem »Martin« und meiner Großmutter hinterher und vermied weitere Kommentare.
»Hat sie je wie ein psychopathischer Killer ausgesehen, ja oder nein?«, fragte Anneliese streng.
Ich verdrehte die Augen. Was für eine blöde Frage, kein Mensch sah wie ein psychopathischer Killer aus. Oder jeder, je nachdem. Wenn ich mich manchmal auf meinem Laptop betrachtete, mit den Augen der Digital Motion Camera, die mich durch den Bildschirm anglotzten, sah ich grundsätzlich aus wie jemand, der einen an der Klatsche hatte. Und bis jetzt hatte ich noch keinen umgebracht. Was natürlich auch wieder nichts hieß. Das konnte schließlich noch werden.
»Nein«, sagte ich trotzdem folgsam. »Marlis sah nicht aus wie eine Killerin.« Sie sah eher aus wie ein dummes blondes Mädel, das den erstbesten Dorschenschädel heiratete, der ihm über den Weg lief.
»Die Kreszenz hat gerade zu mir gesagt, dass sie das schon immer geahnt hat«, fauchte Anneliese mich an. »Blöde Kuh. Die soll doch mal ihre zwei Söhne anschaun. Von dem Girgl hab ich schon seit Jahren keinen vernünftigen Satz mehr gehört, so viel Drogen hat der schon intus.«
Ja, der Girgl war wirklich eine arme Sau. Aber mit der Kreszenz als Mutter musste man sich vermutlich hin und wieder die Dröhnung geben.
»Und der Anderl …« Sie holte empört Luft und verschluckte sich.
»… der vertickt
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