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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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bestimmt Drogen«, machte ich weiter. Aber das hieß noch lange nicht, dass die Marlis nicht den Roidl erschossen hatte.
    »Wir müssen einfach alles unternehmen, um die Marlis von dieser Anschuldigung reinzuwaschen.«
    »Hm«, machte ich unschlüssig. »Aber man ist nicht unbedingt psychopathisch, wenn man seinen Mann erschießt. Sie hatte ja ihre Gründe.«
    Das Schweigen am anderen Ende der Leitung wirkte irgendwie bedrohlich. Anscheinend war das nicht das, was Anneliese in diesem Moment hören wollte. Nach einer Schweigeminute sagte sie dann: »Sie hätte ihn auch nicht erschossen, wenn er sie betrogen hätte, glaub mir.«
    Jetzt kam bestimmt wieder die Stelle mit dem Nasenbluten und dem Umfallen.
    »Weißt du noch, in Biologie? Da hatte doch der Lehrer Schweineaugen mitgebracht, damit wir die Linse herauspräparieren. Und? Wer ist umgekippt?«
    Nun gut. Aber sie musste dem Roidl Anton auch keine Linsen herauspräparieren. Ich verkniff mir ein Seufzen und machte ein unbestimmtes »Hm«.
    Am anderen Ende herrschte ein aufforderndes Schweigen.
    »Und ich soll das alles bezeugen, oder was soll ich machen?«, fragte ich misstrauisch. Einen Teufel würde ich tun. Ich würde auf gar keinen Fall irgendwelche Aussagen machen, in denen ich bestätigte, dass die Marlis nie und nimmer dem Roidl Anton Augenlinsen herauspräpariert und ihm niemals blutende Wunden zugefügt hätte. Ich hatte sowieso schon einen ganz blöden Ruf bei uns am Polizeirevier, noch blöder ging eigentlich fast nicht. Aber mit diesen Aussagen vielleicht doch.
    »Du solltest den Mörder finden«, erklärte mir Anneliese. »Du kannst das doch so gut.«
    »Das Einzige, was ich wirklich kann, ist Leichen finden«, erklärte ich missmutig. »Und davon habe ich jetzt genug. Fünf Leichen, das ist kein Spaß.«
    »Weißt du jetzt schon, was die Polizei ermittelt?«
    Ich verdrehte gründlich die Augen. Ich musste schließlich auch mal arbeiten. Und an Max hatte ich in dieser Zeit nicht einmal gedacht.
    »Reicht es nicht, dass ich alle gefunden habe?«, fragte ich böse. »Ich hab ein Trauma.«
    »Ja, ja«, sagte Anneliese ebenfalls missmutig und vor allen Dingen überhaupt nicht mitfühlend. »Aber du findest doch auch, dass Marlis unmöglich geschossen haben kann.«
    »Das werden die schon rausfinden«, wich ich aus.
    »Ach, Krampf«, beharrte Anneliese. »Die machen sich doch keine Mühe. Du weißt ja, wie das ist. Nur damit sie Steuergelder sparen, sagen sie Beziehungstat, und das war’s dann schon.«
    Hm. Das hatte ich von Max zwar noch nicht gehört, aber da er mir ganz selten was von seiner Arbeit erzählte, konnte es natürlich sein.
    »Hilfst mir jetzt oder nicht?«
    »Und, was soll ich da machen?«, fragte ich nach. Vielleicht sah sie dann selbst ein, dass ich gar nicht die Möglichkeit hatte, ihr zu helfen.
    »Du könntest schon mal beim Max rausfinden, wie weit die sind.«
    Oh. Oh.
    »Was für eine Waffe hast du denn bei der Marlis gefunden?«, fragte sie weiter.
    Ich hatte nur die Leichen gefunden. Ich war schließlich nicht bei der Spurensicherung beschäftigt. Und ich würde auch bei jedem weiteren Leichenfund auf gar keinen Fall nach Waffen suchen.
    »Keine Ahnung«, gab ich zu. »Ich hab gar nichts gesehen.«
    »Ja, sag einmal. Leichen finden und nicht schauen, ob da noch Waffen rumliegen.«
    »Find du mal Leichen«, sagte ich düster.
    »Na ja. Das kriegst dann schon noch irgendwie raus«, meinte sie zuversichtlich. »Und wennst das weißt, dann suchen wir halt nach Verdächtigen.«
    Verdächtig war meines Erachtens hauptsächlich die Marlis. Oder es war ein verrückter Fremder. Das war mir sowieso immer das Allerliebste, da brauchte man nicht lange nachzudenken.
    »Du musst mir einfach helfen«, sagte sie schließlich, weil ich nichts mehr gesagt hatte. »Wir sind doch Freundinnen.«
    Ich verkniff mir das Seufzen, Stöhnen und Augenverdrehen und sagte brav: »Ja.«
    »Und wir müssen jemanden beschatten.«
    Ich presste meine Augen zusammen, so fest ich konnte. Das hörte sich jetzt überhaupt nicht gut an. Wenn ich eines nicht leiden konnte, dann waren das die ganzen unqualifizierten Vorschläge von Anneliese. Wenn sie wenigstens einen einzigen Krimi gelesen hätte, bevor sie sich leidenschaftlich in Ermittlungen stürzte. Das hätte vielleicht gereicht, um sie zu desillusionieren. Aber mit ihren Rosamunde-Pilcher- Verfilmungen kam man da echt auf keinen grünen Zweig.
    »Lisa!«, fauchte mich Annelieses Stimme aus dem Telefonhörer

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