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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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der Polizei in unserem Ort ist das nämlich ein richtiges Gfrett, um mit den Worten vom Schmalzlwirt zu sprechen. Dass es bei uns nicht zugeht wie in Sodom und Gomorrha, liegt definitiv nicht daran, dass unsere Polizeistelle so hochkarätig besetzt ist. Der Hauptakteur ist nämlich der Schorsch, einer meiner alten Schulkameraden. Wer ihn von früher kannte, hätte als Berufsziel allenfalls auf Straß’grabenlieger getippt. Denn welcher halbwegs normale Mensch steckte sich den Holzstiel eines Eises quer in den Mund und tauchte dann derart missgestaltet hinter Büschen auf, um laut Buh zu schreien? Richtig. Unser jetziger Polizeibeamter Schorsch Spreitzer. Gut, inzwischen war er dreizehn Jahre älter, und das mit den Eisstielen hatte er sich komplett abgewöhnt, aber irgendwelche Spuren hinterlässt das schließlich in der Psyche. Schorsch sah nicht aus, als legte er Wert auf meine Gesellschaft. Er war nämlich grässlich unangemessen gekleidet. Allein die hässliche, labberige Seidenblouson-Jogginghose war eine Zumutung, und auf seine nackten Füße in den ausgetretenen Latschen wagte ich erst gar keinen genaueren Blick zu werfen. Er hatte zugenommen, stellte ich zufrieden fest und erschrak im gleichen Augenblick, weil ich jetzt erst sah, dass hinter dem Auto der Metzger stand. Der Schorsch sah nicht so aus, als würde er sich mit ihm unterhalten, denn er schüttelte bei laut gedrehter Musik die Fußmatten aus und bedachte ihn keines Blickes. Außerdem wunderte es mich stark, dass der Metzger um diese Uhrzeit nicht in seinem Geschäft stand.
    »Früher, da hast halt eine Saufeder g’habt«, sagte der Metzger gerade mürrisch. Er wirkte, als würde er sich von keinem davon abhalten lassen, seine Geschichte loszuwerden.
    Schorsch erwiderte nichts.
    »Eine Saufeder?«, fragte ich neugierig nach. »Was ist denn das?«
    Der Metzger warf mir einen ärgerlichen Blick zu. Die jungen Leut heutzutage, die haben von den wirklich wichtigen Dingen keine Ahnung, stand auf seiner Stirn geschrieben.
    »So eine lange Stange, vorne mit einer eisernen Spitze«, antwortete er trotzdem. »Ein Sauspieß halt. Da lässt die Sau reinrennen, und dann ist’s aus.«
    Ich ließ den Mund offen stehen.
    »Mit der Sau«, erklärte er weiter.
    Mein Hund zerrte nach rechts und klang, als hätte er starkes Asthma, während sich Resis Hund ganz eng an mein linkes Bein schmiegte. Der Metzger sah mit gerunzelter Stirn auf Resis Rüden und sagte dann zum Schorsch: »Anders kriegen wir des gar nimmer unter Kontrolle. Des kannst mir glauben.«
    Der Schorsch tauchte aus dem Fußraum seines Wagens auf und warf ebenfalls einen Blick auf den Hund. »Da muss ich erst einmal drüber nachdenken.«
    Wie bitte? Dachten die zwei allen Ernstes darüber nach, den Hund von der Resi in einen Sauspieß rennen zu lassen? Anders werden wir seiner nicht mehr Herr? Na ja. Es gab da vielleicht doch ein, zwei unblutigere Varianten, die vor allen Dingen leichter mit sich herumzutragen waren. Ein Pfefferspray beispielsweise. Das hatte ich zwar auch nicht, aber sich gleich eine Saufeder zuzulegen, fand ich doch etwas übertrieben. Außerdem benahm er sich gerade ausgesprochen wohlerzogen, im Gegensatz zu meinem eigenen Hund.
    »A bisserl Mut musst schon haben«, schwadronierte der Metzger weiter. »So ein Viech, des wiegt ja was.«
    Oh ja. Das konnte ich aus leidvoller Erfahrung sagen. Der blöde Köter wog gut und gerne seine fünfzig Kilo, weil die Resi ihm immer viel zu viel zu fressen gab. Und wenn er einen ansprang, konnte man von Glück sagen, wenn man nicht umfiel. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, deswegen den Hund umbringen zu lassen. Das mit der Zeitung auf den Kopf und die Wasserpistole hatten sich eigentlich super bewährt, ein Sauspieß war da gar nicht nötig.
    »Aber wer soll das machen?«, fragte der Schorsch nach. »Des darf ja auch keiner wissen.« Er warf mir einen Blick zu, als wollte er sich vergewissern, dass ich dichthalten würde. »Was meinst, wie die dann alle schreien.« Er verstellte seine Stimme: »Des arme Viecherl«, sagte er mit der Stimme eines tierschützenden Weicheis. »Das kann man doch nicht machen.« Er tauchte wieder in den Fußraum seines Autos ab.
    Der Metzger sah mich böse an, als sei mir zuzutrauen, dass ich ein tierschützendes Weichei war. Ich schluckte hart. Bis jetzt hatte ich es eigentlich für einen Witz gehalten. Metzger hatten ja einen etwas eigenartigen Humor. Aber wenn der Schorsch so etwas sagte, dann musste es

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