Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Tipp für einen angehenden Kriminaler gewesen war, wusste ich auch nicht. Aber die Weiber im Dorf fanden die Geschichte von der Rosl, die ohne Zähne »Kimm hoam« kreischte, bestimmt super.
Noch immer kichernd, setzte ich mich vor meinen Laptop und eröffnete ein neues E-Mail-Konto auf den Namen Maarten Zahn, was einen neuen Lachanfall auslöste. Mit diesem E-Mail-Konto legte ich meinen Facebook-Account an, auf den Namen »Mahlzahn«. Mal sehen. Vielleicht fand ich ja ein paar Freunde. Da mir so auf die Schnelle kein Bekannter einfiel, der bei Facebook sein könnte, tippte ich auf gut Glück den Namen Jenny Meier ein und fand mich auf der Pinnwand einer fünfundzwanzigjährigen Frau, die unglaublich viele Freunde hatte, nämlich 532, und anscheinend ganztags FarmVille spielte. Nebenbei machte sie lauter irrsinnig wichtige, öffentliche Mitteilungen wie: Ich hab ja so einen Kohldampf. Und das fanden dann drei Leute gut. Nach dem Aufstehen hatte ich sehr böse Kopfschmerzen, postete Jenny, und irgendwie merkte ich schon, dass sich bei mir bei solcher Lektüre ähnliche Kopfschmerzen einstellen würden. Seit dem Vortrag über die Gefahren des Internets wusste ich ja, dass Arbeitgeber nur darauf warteten, dass man solchen Quatsch postete, um einem dann schnell mal zu kündigen.
Großmutter und Maarten kamen gemeinsam in die Küche zurück, Maarten sah sehr niedergeschlagen aus. »Aber irgendetwas sollte ich über den Roidl Anton in Erfahrung bringen.«
»Der war halt a bisserl so wie sein Alter auch«, erklärte Großmutter sehr energisch, jetzt wo sie wieder ihre Zähne im Mund hatte. »Der hat sie auch nicht mehr alle g’habt. Und wenn ich mir überleg, dass der Roidl unbedingt so einen Swingerklub haben wollte. Des is doch auch nix G’scheits.«
Maarten ließ für einen Moment den Mund offen stehen. Anscheinend konnte er nicht verkraften, dass er den ganzen Tag im Ort herumschlich, und keiner erzählte etwas über einen Swingerklub.
»Der Roidl Anton wollte einen Swingerklub eröffnen?«, vergewisserte er sich.
»Na ja«, schränkte Großmutter ihre Aussage ein. »Ursprünglich waren s’ ja zu zweit. Aber dem anderen ist jetzt sein Geld auch zu schad.«
»Welchem anderen?«, wollten Maarten und ich gleichzeitig wissen.
Großmutter zuckte mit den Schultern, als wäre ihr das gerade eben entfallen.
»Oma!«, drängte ich sie, natürlich nur, um Maarten zu helfen. »Das kannst du jetzt nicht machen. Denk doch nur, was Maarten für Ärger kriegt.«
»Vom Max?«, wollte Großmutter ungläubig wissen.
»Nein. Vom obersten Staatsanwalt«, log ich. »Die lochen ihn bestimmt ein, wenn er das nicht rauskriegt.«
Großmutter schüttelte böse den Kopf. »Was du wieder für einen Schmarrn redest. Ich mach dem armen Buben auf jeden Fall die Bratwürstl, die wir im Kühlschrank haben.«
Meine Bratwürstl. Seufzend sah ich wieder auf meinen Bildschirm, mit meinen Gedanken noch immer beim Swingerklub. Jenny postete, dass ihr ja sooo langweilig sei. Jenny teilte der Welt per Facebook mit, dass sie jetzt mal aufs Klo müsse, zwinker, aber gleich wieder da sei. Ich beschloss, mich mit Jenny Meier anzufreunden, und versendete eine Freundschaftsanfrage.
»Vielleicht hat die Marlis den Anton ja deswegen erschossen«, schlug ich plötzlich begeistert vor. »Einen Swingerklub, das hält auch nicht jede Ehefrau aus.«
Großmutter machte tststs, während sie scheppernd nach der Pfanne suchte.
»Die hätte doch da bestimmt mitg’macht«, erklärte sie dem Maarten. »Die ist ja auch ein richtiger Gschäftswenzl. Wegen so einem bisserl Geld, da würd die doch alles machen.«
»Gemacht haben«, verbesserte ich sie. »Außerdem war der Roidl der Mesner. Wie passt denn das zusammen.«
Ich zwinkerte Maarten zu, der noch größere Ohren zu bekommen schien, während er uns zuhörte. Wenn ich mich so für ihn ins Zeug legte, kam er bestimmt gerne mal wieder.
»Der war eh koa g’scheiter Mesner. Das letzte Mal im Gottesdienst, da war des Spitzendeckerl am Altar so krumpelig, des hätt er bügeln müssen.«
»Die Marlis war so was von ordinär«, erklärte ich ihm. »Die hat das bestimmt überhaupt nicht gestört. Also, das mit dem Swingerklub.«
»Ein Swingerklub ist nix für unser Dorf. Wir leben doch ned im Wilden Westen«, erläuterte Großmutter das Problem.
»Im Wilden Westen hatten die doch ihre Saloons«, widersprach ich ihr. »Das war so ähnlich wie in einem Swingerklub.«
Großmutter sah aus, als würde sie sich
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