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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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zu.
    »Dass die Weiber auf einen schießen. Des is ned richtig«, bestätigte der Troidl.
    Ich biss von meiner Leberkässemmel ab und hörte zufrieden zu.
    Der alte Schaller hatte wieder die Hälfte nicht verstanden und redete ziemlichen Unsinn.
    »Ein Kopfschuss soll’s gewesen sein«, sagte er laut. »Das muss ja praktisch die Mafia gewesen sein. Die machen das auch so. Da hörst nix. Und zack zack zack, sind s’ alle tot.«
    Da er sowieso fast nichts hörte, war das mit dem Kaliber auch schon egal.
    »Aber, bei uns im Wald die Mafia«, rief er empört. »Da müssen wir doch was machen.«
    Die anderen sahen plötzlich aus, als bräuchten sie allesamt eine Maß Bier.
    »Aber das war doch die Waffe aus dem Schützenverein«, brüllte der Troidl, damit der Schaller es auch verstand.
    »Was sagst?«, fragte der Schaller. »Die Mafia? In unserem Schützenverein?«
    »Der Nächste!«, brüllte der Metzger hochrot dazwischen. Anscheinend ging ihm die Diskussion um die Glock gewaltig auf den Senkel. Wenn er g’scheiter gewesen wäre, hätte er noch eine Weile darauf herumgeritten, dass es nicht seine Glock gewesen war, sondern die vom Verein.
    Ich packte mir den Maarten und zog ihn mit hinaus.
    »O.k., das war jetzt nicht so wichtig. Das mit der Mafia«, gab ich zu. »Aber den Anderl, hast du dir den angesehen?«
    Maarten schüttelte wortlos den Kopf.
    Ich zog ihn um die nächste Hausecke und bedeutete ihn, sich hier mit mir zu verstecken.
    Wir lehnten zusammen an der Hauswand und horchten eine Weile schweigend auf das Gebimmel der Metzgereitür.
    »Das nächste Mal kriegst raus, wie der Anderl sein Geld verdient«, schlug ich vor. »Hast du gesehen, was der für eine Jacke angehabt hat? Du glaubst nicht, wie teuer so etwas ist.«
    Vielleicht war es aber auch nur ein Imitat, und Anneliese hatte überhaupt nicht recht mit ihrer Ansicht, dass der Anderl total über seine Verhältnisse lebte.
    »Aber die reden nicht mit mir«, sagte der Maarten verzweifelt. »Und wenn, dann versteh ich sie nicht.«
    »Schmarrn.« Ich sah ihn von der Seite an. »Vielleicht solltest du dir mal eine andere Hose zulegen. Sonst halten sie dich ja für einen Versicherungsvertreter.« Ich stieß ihn an. »Also, dass da ist die Rosl«, erläuterte ich ihm flüsternd, während wir sie dabei beobachteten, wie sie geschäftigen Schrittes aus der Metzgerei herauskam. »Eine ganz wichtige Kontaktperson. Die ist so lange beim Metzger, bis sie alle wichtigen Infos hat. Und der Alte, der jetzt rauskommt, das ist der alte Schaller.« Der alte Schaller war der Papa von der Kreszenz Gruber und hatte eine riesige Hornbrille mit so dicken Brillengläsern, dass er größere Augen hatte als jeder normale Alien. Das war ja weiter nicht schlimm, aber anscheinend half ihm die Brille auch nicht viel. Denn wenn er auf einen traf, kam er so nahe heran, dass er mit seiner Nasenspitze fast die des anderen berührte. Und kurz bevor man meinte, ohnmächtig zu werden, sagte er dann: »Ja, so was. Dich hab ich ja schon lang nimmer g’sehn.«
    Der Anderl trug einen dunklen Anzug und ein feines Hemd – ein Outfit, das überhaupt nicht für den täglichen Einkauf beim Metzger geeignet war –, und er sah gar nicht zufrieden aus.
    »Und?«, wollte ich von Maarten wissen. Maarten wusste nicht, was er zum Anderl sagen sollte. »Sieht er nicht pfeilgerade aus wie jemand, der was auf dem Kerbholz hat?«
    Maarten wollte es sich anscheinend nicht mit mir verderben, denn er sah mit gerunzelter Stirn dem alten Schaller und dem Anderl hinterher. Wenn ich’s mir recht überlegte, sah der Anderl aus, als würde er gerade Schutzgelder eintreiben wollen.
    »Der lebt voll über seine Verhältnisse, sieht man doch gleich«, erklärte ich dem Maarten. »Sonnenbrille: Hugo Boss. Das Jackett: Ralph Lauren. Und in was für ein Auto steigt er ein? Wie finanziert er das? Das musst du dich fragen.«
    Maarten sah mich mit großen Augen an. »Du meinst, es liegt an meiner Hose?«
    »Wie bitte?«, fragte ich verständnislos nach.
    »Ich sehe aus wie ein Versicherungsvertreter?«, wollte er wissen. »Na ja. Bügelfalten sind nicht besonders cool«, gab ich zu.
    Anderl zum Beispiel trug Jeans von Hugo Boss. Ohne Bundfalte und Bügelfalte. Aber der hatte ja auch einen Ruf zu verlieren.
    »Aber macht nichts, die würden auch so nicht mit dir reden«, spekulierte ich weiter. Und wenn, dann würdest du sie nicht verstehen.
    »Und das ist der Schmalzlwirt«, lenkte ich ihn ab. »Der Dicke da drüben. Mit

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