Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
heraus, packte schnell eine Decke, die im Kofferraum gelegen hatte, und wickelte es ein.
»Was hat denn der Metzger da?«, fragte ich mit einer Stimme wie Goofy.
Großmutter und Max sahen aus dem Fenster, aber sie erkannten nur noch, dass der Troidl etwas, das in eine grün-rot karierte Decke eingewickelt war, im Kofferraum seines BMWs verschwinden ließ.
»Vielleicht seine Haussalami?«, schlug Großmutter vor. »Die verschenkt er ja dauernd.«
Von wegen Haussalami. Auch wenn ich nur für eine Sekunde einen Blick hatte darauf werfen können … das war ein Gewehr in einem braunen Gewehrsack gewesen, nichts anderes. Mein Herz begann wieder total unrhythmisch zu wummern.
»Der hat doch keine Haussalami, die einen Meter lang ist«, wandte ich ein, aber die beiden beschäftigten sich lieber mit der Speisekarte als mit meinen blutrünstigen Problemen. Ich beschloss, zu Hause erst einmal die Telefonnummern vom Troidl und vom Metzger herauszufinden. Vielleicht war einer der beiden Mister Leopardenbeutelchen und hatte die Marlis kurz vor ihrem Tod angerufen.
Ein paar Minuten später kam dann der Troidl herein. Er sah aus wie immer, setzte sich auf den Platz gleich neben der Tür, und die Schmalzlwirtin verschwand wortlos in der Küche, um einen gemischten Braten mit Knödel und ein Weizen in Auftrag zu geben.
Die Schmalzlwirtin hatte vor der Wirtshaustür ein Schild vor einem kleinen Karton mit Müll aufgestellt. »Zu verschenken. Nachfrage bei der Wirtin.«
Großmutter und ich blieben davor stehen, und ich hoffte nur, dass Großmutter nicht ihren sparsamen Tag hatte und etwas von dem Müll einpacken wollte. Max nutzte aus, dass Großmutter ziemlich abgelenkt war, indem er mir einen saftigen Kuss hinter ihrem Rücken gab und mein Hinterteil tätschelte. Ich konnte mich gar nicht auf den Kuss konzentrieren. Denn einerseits wollte ich verhindern, dass Großmutter irgendetwas von dem Gerümpel einpackte, das vor ihr lag. Und andererseits sah ich noch immer den Metzger vor mir. Ich musste etwas unternehmen. Es war feige und erbärmlich, sich vor seiner Bürgerpflicht zu drücken, auch wenn das Ärger mit Max bedeutete.
»Hab ich dir eigentlich schon erzählt … dass der Troidl und der Metzger sich am sechzehnten Juni mit einem Sauspieß am Friedhof verabredet haben?«, wollte ich von Max wissen.
Max verdrehte die Augen zum Himmel.
»Irgendwie habe ich den Verdacht, dass die jetzt zu zweit zum Friedhof fahren und dort herumballern. Ich weiß zwar nicht, wie das mit dem Roidl zusammenhängt, aber könntest du nicht den Schorsch da drauf ansetzen?«
Max warf mir einen entnervten Blick zu. »Ich könnte auch wieder mal ein paar Mülleimer beschlagnahmen«, schlug er gereizt vor. »Weißt du, lass mich meinen Job machen. Mach du deinen.«
Ich kniff die Augen zusammen. Männer waren das Letzte. Das war doch wieder mal typisch! Die Mare zum Beispiel, mit ihren Ängsten vor dem Grabschänder, die nahm er total ernst. Tat jedenfalls so und wurde deswegen richtig von der blöden Kuh angehimmelt. Aber wehe, wenn ich was sagte. Das sah man auch daran, dass Max anscheinend jeden in unserem Dorf befragte, aber mich ließ er aus!
Ich zog meinen Kopf zurück, als er sich vorbeugte und mich erneut küssen wollte.
»Und den Maarten?«, schlug ich doch noch vor. »Der hat doch bestimmt Zeit, ein bisschen am Friedhof …«
Max senkte seine Stimme: »Mit deinem Maarten kannst du prima zum Shoppen gehen. Aber in seiner Arbeitszeit geht Maarten nicht auf den Friedhof.«
»Weißt du, was du mich kannst, lieber Max?«, fragte ich liebenswürdig.
Er warf einen grimmigen Blick auf Maarten, dann drehte er sich einfach um und ging zu seinem Auto.
Auch gut.
»Pass mal auf, Maarten«, flüsterte ich leise Maarten zu. »Das mit der Mare war eine blöde Idee. Die erzählt erfahrungsgemäß den ganzen Tag nur Schmarrn. Aber es wäre jetzt wirklich wichtig zu wissen, wer der Kompagnon vom Roidl war, wieso der nicht mehr der Kompagnon vom Roidl sein wollte und …« Ich wurde noch leiser. »Und das mit dem Anderl Gruber. Du weißt schon, der mit dem fetten Auto. Wieso der so ein fettes Auto fährt, wieso er sich das leisten kann und überhaupt.« Ich redete wieder lauter. »Und die Mare weiß das nicht.«
Maarten beugte sich stirnrunzelnd nach vorn.
»Irgendwie habe ich den Eindruck, dass immer noch keiner mit mir spricht«, sagte er.
»Schmarrn. Mit dem Max spricht keiner«, beruhigte ich ihn. »Aber dich haben sie ins Herz geschlossen.«
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