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Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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weißt du das schon wieder?«, fragte ich mürrisch. Schließlich war ich die Journalistin und war gestern mit dem leitenden Ermittler im Bett gewesen. Der mir aber nicht erzählt hatte, was er so ermittelt hatte.
    »Der Schorsch war halt beim Schmalzl. Und hat ein bisserl was trunken«, verriet sie mir. »Wir haben auf unsere Kindheit angestoßen, und da hat er halt g’sagt, mei, die Marlis, da habens halt Kampfspuren gefunden, und wahrscheinlich hat sie die Waffe in der Hand g’habt, und der Mörder hat sie ihr an den Kopf gehalten, und der Schuss ist losgegangen.«
    Wir schwiegen uns kurz an.
    »Und ehrlich, mich interessiert jetzt mehr, wieso ich schon wieder des G’fühl hab, dass ich meine Periode krieg …«
    Ich drückte das Gespräch weg und hakte mich bei Großmutter unter. Diese Babyprojektgespräche waren echt die Pest. Anderl und Girgl standen zwar nicht an Marlis’ Todestag im Kalender, aber ich fragte mich schon, wieso irgendjemand, der bei Trost war, sich freiwillig mit den zweien verabredete.
    »Was die alles wegschmeißen«, beschwerte sich Großmutter, und ich sah zu, dass ich sie von der rosa Lampe mit den schwarzen chinesischen Blümchen wegbekam.
    »Die Gläser könntst noch für Marmelade hernehmen«, schlug Großmutter vor. Sie sahen aus, als wäre schon mindestens dreißig Jahre Schmalzlkellerstaub in sie hineingerieselt.
    »Das Marmeladekochen rentiert sich eh nicht«, klärte ich sie auf.
    »Die jungen Leut«, seufzte Großmutter. »Die ham halt noch koa Not ned kenneng’lernt.«
    So eine richtige Not lernte Großmutter kaum fünf Minuten später kennen. Denn genau da trafen wir dann der Kreszenz ihren Mann, den Mane. Ich wollte Großmutter noch retten und sie in die Metzgerei hineinziehen, aber sie verstand wieder mal nicht, woher meine Hektik kam.
    »Wir waren doch schon beim Metzger«, sagte sie streng. »Außerdem hast du gesagt, du musst noch arbeiten.«
    Und aufs Klo musste ich auch. Ganz dringend, für die nächsten paar Tage.
    »Ich brauche noch unbedingt diesen Frischkäse«, log ich und flitzte in Windeseile die Stufen hinauf. Und schon war es passiert, er schüttelte ihr ausgiebig die Hand und hielt sie fest. Großmutter warf mir einen drohenden Blick zu, während ich versuchte, mich unsichtbar zu machen.
    Aber eigentlich war das nicht nett. Und Großmutter war schon so alt, da konnte man sie nicht einfach stehen und von fremden Männern betatschen lassen. Ich hatte die Tür schon ein Stückchen nach innen gedrückt, aber das schlechte Gewissen packte mich, und ich kehrte wieder um.
    »Mei, so ein Supperl is schnell kocht«, sagte er eben und klammerte sich weiter an Großmutters Hand. »Ich hab doch grad so eine Prostaaataentzündung.« Er betonte Prostata auf der zweiten Silbe, was dem Wort beinahe etwas Erhabenes verlieh. »Und da mach ich so eine Prostaaatadiät. Des soll helfen.«
    Großmutter sah ziemlich angewidert aus. Der Schmalzlwirt würde jetzt sagen, jaja. Die Prostatadrüse ist die edelste aller Drüsen. Und dann würde er den Bierkrug heben.
    Eigentlich wäre das mein Einsatz gewesen, die geniale Überleitung zu dem Satz: »Uns brennt des Gulasch an. Jetzt müssen wir echt laufen, Oma.«
    Stattdessen hörte ich mich sagen: »Schon schlimm, gell. Wo der Anderl und der Girgl so mit der Marlis befreundet waren. Und jetzt ist sie tot.«
    Der Mane schüttelte weiter Großmutters Hand und runzelte die Stirn.
    »Das geht Ihnen bestimmt nahe, oder?«, setzte ich noch eins drauf.
    Das Händeschütteln wurde etwas langsamer, bis es ganz aufhörte und der Mane sich zu mir drehte. Er sah mich mit einem richtigen glühenden Mörderblick an.
    »Der Anderl und der Girgl. Die hatten nix mit der Marlis zu tun«, sagte er mit einem eigenartigen Unterton.
    »Na ja. Aber wenn man doch befreundet ist, hat man doch miteinander zu tun«, widersprach ich, obwohl ich das Gefühl hatte, ich sollte lieber aufhören.
    »Die waren ned befreundet«, sagte der Mane im gleichen Tonfall, und plötzlich hatte ich Angst, dass er mir gleich die Hand schütteln und nie wieder damit aufhören würde, bis mir der Arm aus dem Gelenk geschüttelt war.
    »Unser Gulasch«, krächzte ich. »Das steht am Herd.«
    »Ich muss dann mal zum Metzger«, sagte der Mane. »Der macht gleich zu.«
    »Jaja, so ein Supperl ist ganz gut, wenn ma mal richtig g’scheit bieseln will«, erklärte Großmutter energisch und hakte sich bei mir ein. Mane verschwand eiligst in die Metzgerei.
    »Wir haben doch kein Gulasch am

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