Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
anders aus.«
Der Blick von Max wurde noch ein bisschen finsterer, und ich tätschelte ihm beruhigend den angespannten Oberschenkel.
»Dem Martin schmeckt’s richtig. Des möchst ned glauben, was der zwingt«, ergänzte Großmutter lobend. »S nächste Mal mach ich ihm Fleischpflanzerl.«
»Wie bitte?«, fragte »Martin«, und Max übersetzte: »Das nächste Mal gibt’s Frikadellen.«
Ach ja. Mein Freund war unter die Übersetzer gegangen. Obwohl ich eigentlich immer darauf gewartet hatte, dass er was von dem verstand, was wir sprachen, war ich irgendwie ein klein wenig enttäuscht.
»Ich habe die Mare … befragt«, erklärte Maarten stolz. Oh je. Ich hatte gehofft, er hätte jemand befragt, der ihm etwas wirklich Wichtiges erzählen konnte. »Sie hat behauptet, dass auf dem Friedhof seltsame Dinge passieren und dass das mit dem Roidl-Mord zusammenhängt.«
Großmutter und ich starrten ihn an, und er sah hilfesuchend zu Max. Ich musste dem Maarten dringend noch verraten, wen es sich zu befragen lohnte und wen nicht. Und das, was wirklich wichtig wäre herauszufinden, war die Sache mit dem Kompagnon vom Roidl, dem ominösen Dings mit dem strassbesetzten Stringtanga. Davon hatte die Mare bestimmt gar keine Ahnung.
»Die Mare«, sagte Großmutter kritisch. »Des is a fade Nocken.«
Ich grinste Max an. Dein Einsatz, du Held der preußisch-bayerischen Völkerverständigung.
»Eine mürrische, langweilige Frauensperson«, sagte er und grinste breit zurück. Seit er ein Smartphone hatte, googelte er anscheinend ständig bayerische Begriffe.
Max legte mir die Hand in den Nacken und machte mit seinem Daumen etwas, was mich ganz schwach werden ließ. Ich genoss dieses warme, weiche Gefühl, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete und sich ganz gemütlich in meinem Bauch festsetzte. Vielleicht machte er das aber auch nur, um dem Maarten zu zeigen, dass er die Finger von mir lassen sollte.
Das wohlige Bauchkribbeln entspannte mich jedoch nur bedingt. Ich hatte wegen des Einbruchs bei Marlis ein anhaltend ungutes Gefühl. Vor allen Dingen, weil ich Max und der Polizei die Sache mit der unbekannten Telefonnummer vorenthielt. In der letzten Nacht hatte ich mir zusammengereimt, dass der Mörder wissen wollte, wo die Roidls gerade im Unterholz herumkrochen, und deswegen versucht hatte, sie mit dem Klingeln zu enttarnen. Nicht wissend, dass Marlis ihr Handy gar nicht dabei-, sondern zu Hause in der Küchenschürze vergessen hatte.
Max, der von meinen mörderischen Gedanken nichts wusste, kraulte mich brav weiter. Andererseits, mochte man einwenden, selber schuld, wenn die von der Spurensicherung nicht in Küchenschürzen nach iPhones suchten. Was mich ein klein wenig beunruhigte, war, dass die Nummer nicht mit der Rückwärtssuche zu finden war. Zu der von Ihnen eingegebenen Rufnummer konnte leider kein Teilnehmer gefunden werden, hatte mir mein Computer mitgeteilt. Ich hatte mich sogar getraut, die Nummer anzurufen. Aber der Besitzer war »temporarily not available«. Gestern Abend nicht. Heute früh nicht. Und bevor wir zum Schmalzlwirt gegangen waren, auch nicht.
Bestimmt war es auch nicht der Mörder, der angerufen hatte, sondern nur ein Meinungsumfrage-Institut.
Ich beschloss, darüber erst später wieder nachzudenken. Faul genoss ich das Nackenkraulen. Großmutter brummelte irgendetwas von Wucherpreisen und dass die Knödel bestimmt schon wieder kleiner geworden seien. Genau wie Max sah ich dabei gemütlich zum Fenster hinaus.
Draußen fuhr gerade der Troidl mit seinem BMW vor. Neben ihm hielt ein weißer Kastenwagen – der Metzger. Der ließ nur das Fenster herunter und beugte sich ein klein wenig aus dem Auto. Irgendwie hatte er einen ziemlich blutrünstigen Blick drauf, vielleicht interpretierte ich das aber auch nur hinein. Mochte sein, dass er auch einfach nur einen irrsinnigen Hunger hatte, genau wie der Troidl.
»Der Wievielte ist denn heute?«, fragte ich nach, wobei ich die beiden nicht aus den Augen ließ.
»Der Sechzehnte«, sagten Großmutter und Max gleichzeitig.
Oh je. Das konnte nur eines bedeuten. Sie besprachen die Details von ihrem Friedhofsmord. Mein Mund war auf einmal staubtrocken. Das konnte eigentlich nur ein schlechter Witz sein. Der Metzger würde niemals jemand etwas zuleide tun. Außer den Viechern, würde Großmutter jetzt sagen, da hatte er keine Hemmungen.
Der Metzger stieg aus dem Auto, ging zum Kofferraum und öffnete ihn. Er bückte sich hinein und holte etwas Langes
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