Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Herd«, sagte Großmutter streng.
»Nein. Aber jetzt sind wir wenigstens den Mane los«, sagte ich mürrisch und zog sie mit mir mit. »Der ist echt eine Zumutung.«
Außerdem war das jetzt wirklich komisch, mit seinen Söhnen und der Marlis. Da hat er sich aber mal ins Zeug gelegt, eine Verbindung zwischen denen zu leugnen.
»Ja. Als wenn uns seine Bieselei interessieren würd«, nickte Großmutter angewidert.
»Vielleicht war er mal ein Krake, früher. Und seitdem saugt er sich immer an der Hand fest«, mutmaßte ich und unterdrückte den Wunsch, mich umzudrehen und zu kontrollieren, ob der Mane uns folgte.
»Der will halt höflich sein. Weil, höflich ist der schon immer gewesen«, erklärte sie mir. Was hatte denn das mit Höflichkeit zu tun? Das war ekelhaft aufdringlich, das war es. Und wenn man nicht ständig sich selbst nach hinten lehnte, kam er mit seinem Gesicht immer näher, das war vielleicht erst gruselig.
»Und wenn er sich bei seinen Söhnen ein bisserl ang’strengt hätte, dann wären die vielleicht auch was g’worden.«
Mir war es aber lieber, wenn jemand total durchgeknallt durch den Wald lief und nach magischen Pilzen suchte wie der Girgl, als wenn er sich an meiner Hand festsaugte. Das traute ich mich jetzt aber nicht zu sagen.
»Die Kreszenz ist auch so nett, dass es nimmer schön ist«, sagte ich.
»Red doch koan Schmarrn«, erklärte mir Großmutter. »Außerdem, so nett ist die auch nicht. Bei der letzten Gemeinderatssitzung hat sie gemeint, dass man auf unserem Friedhof ein evangelisches Eckerl einrichten sollte. Dass die auch nicht in die weite Welt müssen, wenn sie mal gestorben sind.«
»Ja und«, murrte ich.
»Ausgerechnet das Eckerl mit der Aussegnungshalle hätte sie vorgeschlagen. Aber nicht mit uns«, erklärte Großmutter. »Man kann doch keine katholische Leich auf ihrem letzten Weg durch einen evangelischen Friedhof tragen.«
Ich verdrehte vorsichtshalber die Augen.
»Und ihre Mama …« Großmutter verstummte, weil der Mane gerade grüßend und nickend an uns vorbeiging. »Ihre Mama«, fuhr sie fort, »die hats auch nimmer alle. Macht so Kaffeefahrten nach Holland, weil man sich da billig einäschern lassen kann.«
»Die lässt sich jetzt schon einäschern?«, fragte ich, um Großmutter ein wenig zu ärgern. »Aber ich hab sie doch erst gestern gesehen.«
»Doch nicht jetzt«, sagte Großmutter genervt. »Später, wenn s’ mal tot ist. Und sie hat g’sagt, so in Holland wär des sowieso alles viel einfacher, mit dem Einäschern und allem Drum und Dran. Des hat sie selber g’seh’n, da bei der Kaffeefahrt.« Großmutter schnaubte empört. »Sie hat sich in Holland nämlich ein Video ang’schaut.«
Statt Video sagte sie Fideo und hängte gleich ein Tststs an.
»Vielleicht ist es billiger«, schlug ich vor. »Und dann kann der Girgl zusammen mit der Oma in der Urne gleich ein Kilo Gras mitnehmen, das fällt gar nicht weiter auf.«
»Ach geh, Mädl, was du wieder redst. Der wird jetzt in die Urne Gras reintun«, schimpfte mich Großmutter, die wieder mal keine Ahnung hatte, was ich meinte. »Die bildet sich doch ein, sie könnt sich bei so einer Kaffeefahrt einäschern lassen, dann könnt ihre Tochter, die Kreszenz, sich einen schönen Tag in Holland machen und dann mit der Urne heimfahren und sie aufs Fensterbrettl stellen.«
Irgendwie hatte ich plötzlich das Bild einer Eieruhr vor mir, ich wusste auch nicht, wieso.
»Derweil darf man des doch ned«, unterbrach Großmutter meine unchristlichen Gedanken. »Aber sie hat g’meint, so genau schaut da keiner, ob da ein bisserl Asche unter den Bäumen liegt oder ned. Und sie hat des selber g’seh’n.«
Großmutter sah grimmig auf. »In Holland, da schmeißen s’ nämlich die Asche einfach hinters Haus auf ein Feld. Einen solchenen Schmarrn hab ich ja noch nie g’hört.«
»Und deswegen macht sie ständig Kaffeefahrten?«, fragte ich nach, um sie abzulenken. Was gingen uns die Beerdigungsrituale von der Kreszenz an?
»Ja mei, in Holland, da is halt alles billiger. Die wird sich nicht ständig Filme anschauen, wo s’ Leichen verbrennen. Manchmal kauft s’ auch eine Rheumadecken.«
Großmutter sah mich prüfend von der Seite an. »Hast das Essen nicht vertragen? Du schaust so kaasig aus.«
Ich zuckte mit den Schultern. Die Sache mit dem Metzger würde sie mir sowieso nicht glauben.
Für nächtliche Ermittlungen war ich überhaupt nicht geeignet. Als Erstes hatte ich einen akuten Anfall von Durchfall,
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