Und führe uns nicht in Versuchung: Kriminalroman (German Edition)
Das war jetzt eine schamlose Lüge.
»Nein«, sagte er düster. »Gestern in der Metzgerei haben mir alle erzählt, was der Max für ein schneidiger Kerl ist. Und dass sie nicht verstehen können, wieso du mit mir rumhängst.«
»Ach«, sagte ich genauso düster. »Das musst du missverstanden haben.« Immer diese Sprachbarriere.
»Eine hat sogar gesagt, dass man sich so richtig sicher fühlt, seit der Herr Sander hier ermittelt.«
Na toll. »Dich lieben sie auch nach diesem Fall«, behauptete ich. »Wart’s nur ab. Du musst dich nur ein bisschen volksnäher geben.«
»Volksnäher?«, echote Maarten.
»Du musst zum Schafkopf’n gehen. Zum Watt’n. Ins Wirtshaus.«
Maarten sah wirklich verzweifelt aus.
»Alkohol. Kumpel. Männergespräche«, erläuterte ich weiter. »Du weißt schon, so lange saufen, bis man nebeneinander am Pissoir steht und über die wirklich wichtigen Dinge spricht …« Maarten sah nicht überzeugt aus, anscheinend weil er nie am Pissoir Männergespräche führte. »Und heute Abend solltest du wirklich auf den Friedhof gehen. Ich glaube, das würde deiner Polizistenkarriere echt den Kick geben.«
Maarten sah plötzlich grünlich aus. »Aber … der Herr Sander … hat gesagt …«
»Ja, ja«, winkte ich entnervt ab. Schon klar. Der fesche, schneidige Herr Sander, der immer alles besser wusste. Dann ging eben keiner auf den Friedhof, und der Metzger konnte so viele Leute erschießen, wie er wollte.
Maarten machte sich auf, um irgendeinen zu finden, der auskunftsbereit war und nicht so blöd wie die Mare.
Ich hatte plötzlich das Gefühl, Durchfall zu bekommen. Oder irgendeine Krankheit, die mich in nächster Zeit ans Bett fesseln würde. Wenn der Metzger mit dem Troidl Gewehre tauschte, dann konnte das nur eines bedeuten. Ich hatte mich damals bestimmt nicht verhört, die zwei hatten eine mörderische Verabredung.
Und dass sich der Schorsch zuständig fühlen würde, konnte ich mir jetzt nach der Reaktion von Max auch nicht mehr vorstellen. Ich war schon total durchgeschwitzt, obwohl es so warm gar nicht war, und wedelte mir mit dem T-Shirt Luft an den Bauch.
»Die hätt s’ auch putzen können«, sagte Großmutter missbilligend. Vor ihr lagen nämlich Verlängerungskabel, die so fettverschmiert waren und mit Staub beklebt, dass es einen grauste. Aber Großmutter grauste es nicht so sehr, dass sie nicht doch mit den Fingern ein bisschen hinzupfte, um zu sehen, was darunter lag.
Von wegen putzen. Sie hätte die ganzen Schachteln nehmen und damit zum Recyclinghof fahren können.
Ich zog mein Handy hervor und versuchte Anneliese zu erreichen. Nach gefühlten zehn Minuten ging sie endlich an den Apparat.
»Ich glaub, ich krieg meine Periode«, sagte sie als Erstes, ohne meinen Gruß abzuwarten. »Das kann gar ned sein. Also dieses Mal KANN das eigentlich gar nicht sein.«
»Ja«, stimmte ich ihr zu. »Wir müssen heute Nacht ermitteln.«
Anneliese seufzte grantig.
»Das ist wichtig.« Ich senkte meine Stimme. »Der Troidl und der Metzger. Du weißt schon. Die treffen sich heute Nacht am Friedhof.«
Eine Weile hörte ich gar nichts mehr. Dann hustete Anneliese etwas komisch.
»Du. Ich kann heute Nacht gar nicht. Das Bienerl hat Husten. Und dann braucht’s halt ihre Mama.«
Das Bienerl hatte ständig Husten. Und hatte dieses arme Kind nicht auch einen Vater?
»Ich dachte, du findest den Metzger so verdächtig«, zischte ich ins Telefon.
»Ja, finde ich ja auch«, stimmte sie mir zu. »Aber weißt. Am Friedhof. Da kann man doch gar nichts anstellen. Da sind doch schon alle tot.«
Auch wieder wahr.
»Wer geht denn in der Nacht am Friedhof rum«, machte sie weiter. »Das macht doch keiner. Aber wennst meinst, dann ruf halt den Schorsch an, und schick ihn in der Nacht raus.«
Ja, freilich. Damit konnte ich mich auf der Beliebtheitsskala gleich in die Unendlichkeit schießen.
»Außerdem müssen wir rauskriegen, wieso die Marlis den Anderl und den Girgl im Kalender stehen hat.«
»Das kann gar nicht sein«, sagte Anneliese stattdessen. Sie klang so, als würde sie gleich heulen. An den Anderl und den Girgl dachte sie jetzt momentan sicher nicht.
»Du hast mit diesem blöden Ermitteln angefangen«, sagte ich böse.
»Ja. Aber ich hab’s mir anders überlegt«, antwortete Anneliese. »Weil, die Marlis, die kann’s gar nicht gewesen sein.«
Ach ja.
»Die Polizei hat das jetzt selber rausgekriegt«, verriet sie mir die polizeilichen Ermittlungsergebnisse.
»Und woher
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