Und fürchtet keine Finsternis
wir aus dem Wasser heraus, neigten uns wie verrückt, und ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf den gewaltigen Rücken des Viehs, bevor ich in das schwarze, eisige Wasser tauchte.
Ein kräftiger Mann kann fünf oder sechs Minuten in diesem Wasser überleben. Einen Augenblick lang fühlte es sich kalt an; dann war ich nur noch taub und brannte. Ich tauchte hustend auf, das Messer in der Hand, was immer das auch wert sein mochte. Ich versuchte, die Vibrokeule zu finden, aber sie war außen auf meinem Tornister, eingeklemmt unter der Rettungsweste.
Ich konnte die Schneebestie nirgendwo sehen. Miko schwamm wie wild auf eine große Eisscholle zu. Ich war dichter am Floß, also machte ich mich dorthin auf den Weg.
Ich weiß nicht, wie lange ich brauchte. Ich versuchte, gleichmäßig zu schlagen und zu atmen und nicht an die Mordbestie zu denken, die unter mir schwamm, bereit, mich mit einem Biß zu töten. Irgendwie schaffte ich es bis zum Floß, keine Paddel, und zog mich halb an Bord. Begann mit den Füßen zu strampeln und bewegte mich so langsam aufs Ufer zu.
Nach ein paar Augenblicken hörte ich Rufen. Ich blickte auf und sah die anderen drei brüllen und deuten. B'oosa ließ sich in Scharfschützenstellung fallen und feuerte einen langen Energiestoß aus dem Schocker ab.
Sie deuteten auf Miko, der es bis zur Eisscholle geschafft hatte. Er lag auf ihr, offensichtlich ohne Bewußtsein. Die Schneebestie war ein Stückchen flußabwärts, und nur ihr Kopf ragte hervor, als sie näherschwamm.
Zwei Tatzen reckten sich aus dem Wasser und griffen nach Miko, aber er hatte sich weit genug vom Rand fortgeschleppt, daß die Klauen ihn nicht erreichen konnten. Die Bestie heulte und begann, an Bord zu klettern. Sie schenkte dem Schocker, den B'oosa immer noch stetig abfeuerte, keinerlei Beachtung.
Schließlich schaffte sie es, ihre ganze Masse hinauf auf die Eisscholle zu wuchten. Ich wußte, daß ich eigentlich strampeln sollte, versuchen, das Ufer zu erreichen, bevor ich die Nachspeise wurde. Aber ich war von dem grausigen Geschehen fasziniert, auf mehr als eine Art erstarrt.
Sie ragte über ihm auf, noch einmal halb so groß wie ich mit vier Füßen auf dem Boden. Aber statt Miko zu packen und an ihm zu reißen, stand sie mit schlaffen Armen da und schüttelte den Kopf. Der Schocker fing an, Wirkung zu zeigen. B'oosa hörte keinen Augenblick lang auf zu feuern.
Die vier Beine der Kreatur knickten ein, und sie fiel, ihr furchtbarer Kopf weniger als einen Meter von Miko entfernt.
»Hol ihn!« rief B'oosa. »Mit dem Floß! Wir schicken dir ein Seil hinaus.« Es sah wie ein langer Weg aus. Ich fragte mich, wie lange die Schneebestie bewußtlos bleiben würde.
Ich begann, flußabwärts zu strampeln. Man konnte niemanden einem solchen Biest überlassen, nicht einmal Miko. Aber ich konnte nicht einmal mehr meine Beine
spüren, und langsam wurde auch das Atmen schwierig.
Als ich endlich die Scholle erreichte, war ich vor Schmerz und Erschöpfung in einer Art Trance. Ich schaffte es zwar, auf das Eis hinaufzuklettern, aber das Stehen dort war sehr merkwürdig, als würde ich zwei Meter über dem Boden schweben und unterhalb der Taille gar nicht existieren.,Ich mag eine lange Zeit dort gestanden und genossen haben, aus dem Wasser heraus zu sein. Jemand rief vom Ufer her. Die Bestie lag mit offenen Augen da. Einer ihrer Nüsternlappen bewegte sich langsam. Wir schauten einander eine Weile an. Dann kam ich wieder zu Sinnen, als Schmerz meine Beine aufweckte und gesunde Furcht in mein Gehirn sickerte. Ich zerrte Miko zum Rand und brachte es fertig, ihn auf das Floß zu hieven, ohne ihn zu ertränken. Als ich ins Wasser glitt, war es wie ein Bad in Feuer, dann war wieder alles taub. Wir waren ungefähr siebzig Meter vom Ufer entfernt. Wissend, daß wir es niemals schaffen würden, begann ich zu strampeln.
Sie schrien mir zu, ins Floß zu klettern. Das ergab keinen Sinn, aber es wirkte wirklich wie ein wärmerer Aufenthaltsort. Es dauerte unendlich lange, wie alles, und ich mußte vorsichtig sein, nicht versehentlich Miko über Bord zu werfen.
Die Erschöpfung war beinahe zuviel. Ich spürte einen neuen, pressenden Schmerz in der Brustmitte. Ein Herzanfall? Ich legte mich hin, Miko als Kissen mißbrauchend. Ich verlor das Bewußtsein, wachte wieder auf, verlor erneut das Bewußtsein.
»Kannst du es erreichen?« flüsterte Miko. Ich war ärgerlich, daß er mich aufweckte.
»Was erreichen?«
»Das Seil. Sie sagen, sie
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