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Und fürchtet keine Finsternis

Und fürchtet keine Finsternis

Titel: Und fürchtet keine Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe & Jack Haldeman
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hätten ein Seil schwimmen lassen.« Ich konnte Rufen hören, aber meine Ohren klingelten zu laut, als daß ich es hätte verstehen können. Ich hebelte mich weit genug hoch, um über die Floßkante zu spähen. Tatsächlich, da war ein Seil, mit einem Ende an eine aufgeblasene Rettungsweste gebunden, und wir bewegten uns langsam darauf zu. Sie hatten es so hinausgeworfen, daß es sich an einer Eisscholle festhakte; wegen des Windes trieben wir ein bißchen schneller als das Eis.
    Aber der einschnürende Schmerz war immer noch in meiner Brust, und meine Arme fühlten sich an wie gelähmt. Ich wartete, bis das Floß das Seil berührte, dann wuchtete ich einen Arm über Bord. Indem ich mich hinsetzte, zog ich den Arm zurück auf das Floß, und das Seil kam mit. Meine Hände wollten sich nicht schließen, um das Seil festzuhalten, aber ich schaffte es, es um meinen Arm zu wickeln und mich zurückzulehnen. Miko versuchte zu helfen, aber er war außerstande, etwas anderes zu tun als zu zucken.
    Sie zogen, und das Seil begann abzurutschen. Ich rollte mich darauf, und die Welt verschwand, anders diesmal, weiße Funken statt Schwärze.
    Ich schaffte es, ein Auge zum Arbeiten zu bringen. Da war ein Licht, amorph und durchwirkt mit Regenbögen. Ein paarmal tüchtig blinzeln, und es wurde etwas schärfer: ein verwaschener Fleck, der erkennbar B'oosa war, der lesend unter der Zeltlampe saß. Ein weiterer Fleck dicht neben mir war der in einen Schlafsack gehüllte Miko. Ich steckte auch in einem; es kostete mich ganz schöne Mühe, meine Hände freizubekommen, um meine Augen so lange zu reiben, bis sie wieder etwas sahen.
    »Fühlst du dich besser, Carl?« sagte B'oosa, ohne aufzuschauen.
    »Besser als was?« Mein Körper war eine Ansammlung stumpfer Qualen und stechender Schmerzen. Offenbar lebte ich noch. »Wie lange war ich bewußtlos?«
    »Beinahe zwei Tage.«
    »Zwei Tagel«
    »Du littest an Unterkühlung. Schwer, genau wie Miko. Es war besser, wenn ihr etwas Ruhe bekamt. Die Medoausrüstung enthält wunderbare kleine rosa Pillen dafür.«
    »Wo sind wir?«
    »Wir sind immer noch am Fluß.«
    »Und dieser Lärm da draußen?«
    »Ein Sturm, ein schlimmer.«
    Ich zählte schlafende Leiber. »Wo ist Pancho?«
    »Draußen, auf Wache.«
    Wir waren fünf Tage unterwegs, wurde mir plötzlich klar. »Eigentlich müßten sie uns inzwischen suchen, stimmt's?«
    B'oosa zuckte die Achseln. »Möglich.«
    »Hast du versucht, sie mit dem Sender zu rufen?«
    »Das habe ich«, sagte er und hielt den kleinen Kasten
    hoch, »aber ohne Ergebnis.«
    »Nicht schon wieder!«
    »Ich fand es auch merkwürdig. Darum habe ich den Sender geöffnet, um nachzusehen, ob er sich reparieren ließe. Das hier habe ich gefunden.« Er öffnete die Vorderseite des Kästchens. Das Gehäuseinnere war leer: keine Drähte, keine Kristalle. »Das hier ist nicht einfach bloß ein kaputter Sender, das hier ist eine Senderattrappe. Er sollte nie arbeiten.«
    »Das klingt beinahe, als ob sie versuchen würden, uns umzubringen«, sagte ich.
    »Das habe ich auch schon in Erwägung gezogen«, sagte B'oosa. »Unwahrscheinlich, aber möglich.«
    Gerade in diesem Augenblick stürzte Pancho ins Zelt. »B'oosa, ich - oh, hallo, Carl - ich meine, du hast mir gesagt, ich sollte -«
    B'oosa stand auf, verließ eilig das Zelt. Alegria folgte ihm nach draußen. Ich ging auch, nachdem ich meine Kleider gefunden hatte.
    Draußen konnte ich kaum aufrecht stehen, so stark war der Wind. B'oosa und Alegria waren über die Halteleinen des Zelts gebeugt. Sie waren doppelt und dreifach verankert. Selbst von dort aus, wo ich mich befand, konnte ich erkennen, daß sie nicht mehr lange halten würden.
    »Wir werden das Zelt abbrechen müssen!« rief B'oosa. Alegria nickte.
    »Ich helfe euch«, sagte ich vorwärtsstolpernd.
    »Geh wieder in deinen Schlafsack«, sagte B'oosa. »Du
    bist zu schwach.«
    Ich setzte zu einem Protest an, als meine Beine unter mir nachgaben und ich seitlich in den Schnee fiel. Er hatte recht, ich war zu schwach. Ich kroch zurück ins Zelt.
    Sie ließen das Zelt über uns dreien zusammenfallen. Mit einem niedrigen Querschnitt würde das Zelt vielleicht an Ort und Stelle bleiben. Sie zurrten uns ganz gut fest. Schließlich kroch Pancho zu uns herein.
    »Wo ist B'oosa?« fragte ich.
    »Er ist draußen, Amigo«, erwiderte Pancho. »Hat ein Auge auf das Zelt und hält Ausschau nach Schneebestien. Er hat mir gesagt, er würde hereinkommen, wenn es zu schlimm wird, aber

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