Und hinter dir die Finsternis
wird, bevor sie sich auf sanftem Weg in jene andere Welt aufmacht.
Vom Fußboden aus schimpfte Maggie: »Ach, Kay, nun reg dich doch bitte nicht so auf. Schließlich habe ich keinen Schaden angerichtet, höchstens hat meine Würde etwas gelitten.« Sie erhob sich auf einen Ellbogen, versuchte sich aufzurappeln, verlor das Bewusstsein und sank wieder zu Boden.
Die Ereignisse der nächsten Stunde habe ich nur verschwommen in Erinnerung. Die Barrs riefen den Notarzt, und ich vermute, dass sie Peter Carrington verständigten, denn er war plötzlich zur Stelle, kniete neben Maggie und fühlte an ihrem Hals nach dem Puls. Dann sagte er mit beruhigender Stimme: »Ihr Puls fühlt sich kräftig an, Kathryn. Ich nehme an, dass sie mit der Stirn aufgeschlagen ist. Sie ist angeschwollen.«
Er folgte dem Krankenwagen und wartete mit mir in der Notaufnahme des Krankenhauses, bis der Arzt mir die beruhigende Auskunft gab, dass sie nur eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen habe und lediglich zur Sicherheit über Nacht in der Klinik bleiben solle. Nachdem sie in einem Zimmer untergebracht war, fuhr Peter mich zu Maggies Haus. Vermutlich durch den Schock und die Erleichterung zitterte ich immer noch so stark, dass er mir die Hausschlüssel aus der Hand nahm und die Tür aufsperrte. Dann ging er mit hinein, fand den Lichtschalter und sagte: »Ich
glaube, Sie könnten jetzt einen Drink gebrauchen. Hat Ihre Großmutter überhaupt Alkohol im Haus?«
Bei dieser Frage musste ich lachen, ich fürchte, es klang sogar etwas hysterisch. »Maggie sagt immer, wenn jeder sich an ihr Hausmittel hielte und sich vor dem Schlafengehen einen heißen Grog genehmigte, würde die Pharmaindustrie keine Schlafmittel mehr verkaufen.«
In diesem Augenblick fühlte ich, wie sich meine Augen mit Tränen der Erleichterung füllten. Peter reichte mir sein Taschentuch und sagte: »Ich kann mir vorstellen, wie Ihnen zumute ist.«
Wir tranken beide einen Scotch. Am nächsten Tag schickte er Maggie Blumen und rief mich an, um mich zum Abendessen einzuladen. Danach sahen wir uns jeden Tag. Ich war verliebt, und er war es auch. Maggie jedoch war außer sich vor Sorge. Sie war immer noch überzeugt, dass er ein Mörder war. Peters Stiefmutter riet uns, noch ein wenig zu warten, da wir uns unserer Gefühle noch nicht sicher sein könnten. Gary und Jane Barr waren dagegen äußerst erfreut über die Entwicklung. Vincent Slater brachte die Sprache auf einen Ehevertrag und war sichtlich erleichtert, als ich ihm sagte, dass ich nichts dagegen einzuwenden hätte. Peter wurde wütend, worauf Slater wortlos den Raum verließ. Ich sagte Peter, dass ich über Eheverträge gelesen hätte, bei welchen sehr eingeschränkte Abfindungen festgelegt würden, falls die Ehe nur von kurzer Dauer sei. Ich sagte, dass ich mit einer solchen Regelung einverstanden sei. Ich sagte ihm auch, dass ich mir darüber keine Gedanken mache, weil ich mir sicher sei, dass wir immer zusammenbleiben und Kinder haben würden.
Später haben sich Peter und Slater natürlich wieder versöhnt, und Peters Anwalt setzte einen Vertrag mit einer großzügigen Regelung auf. Peter bestand auch darauf, dass ich ihn von einem eigenen Anwalt begutachten ließe, damit ich sicher sein könne, mich auf eine faire Abmachung einzulassen.
Dies geschah, und ein paar Tage später unterschrieb ich das Dokument.
Am nächsten Tag fuhren wir nach New York und erledigten in aller Ruhe die notwendigen Hochzeitsvorbereitungen. Am 8. Januar wurden wir in der St. Patrick’s Cathedral getraut, wo wir einander feierlich gelobten, uns zu lieben und zu ehren, bis dass der Tod uns scheide.
9
STAATSANWÄLTIN BARBARA KRAUSE betrachtete das Paparazzi-Foto von Peter Carrington und seiner neuen Ehefrau Kay, die am Strand von Santo Domingo spazieren gingen. Wie rührend – das junge Glück, dachte sie sarkastisch und legte die Zeitung beiseite.
Krause, zweiundfünfzig Jahre alt, hatte nach Abschluss ihres Studiums ihre Karriere als Gehilfin für einen Strafrichter im County Bergen begonnen. Nach einem Jahr war sie innerhalb des Gerichtsgebäudes umgezogen und Assistenzstaatsanwältin geworden. In den folgenden siebenundzwanzig Jahren arbeitete sie sich kontinuierlich nach oben, wurde zunächst prozessführende Staatsanwältin, dann stellvertretende Bezirksstaatsanwältin, um dann schließlich, nach der Pensionierung ihres Vorgängers vor drei Jahren, zur Bezirksstaatsanwältin ernannt zu werden. Es war eine Welt, die sie
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