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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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liebte, und sie teilte diese Begeisterung mit ihrem Ehemann, einem Richter am Zivilgericht im nahe gelegenen County Essex.
    Susan Althorp war verschwunden, als Krause erst wenige Jahre im Büro des Staatsanwalts arbeitete. Wegen der herausragenden Stellung sowohl der Familie Althorp als auch der Familie Carrington war der Fall aus jedem nur denkbaren Blickwinkel untersucht worden. Dass es nicht gelungen war, ihn aufzuklären oder überhaupt Anklage gegen den
Hauptverdächtigen Peter Carrington zu erheben, hatte Krauses Vorgängern immer schwer zu schaffen gemacht, und ihr ging es jetzt nicht anders.
    Im Lauf der Jahre hatte sie die Akte von Susan Althorp immer mal wieder herausgesucht und durchgearbeitet, hatte versucht, mit einem neuen, unvoreingenommenen Blick an die Sache heranzugehen, hatte bestimmte Zeugenaussagen eingekreist und andere Behauptungen mit einem Fragezeichen versehen. Doch leider hatte dies alles zu nichts geführt. Nun saß sie an ihrem Schreibtisch, und wieder einmal gingen ihr einzelne Aussagen, die Peter Carrington damals gemacht hatte, durch den Kopf.
    Er hatte behauptet, dass er Susan an jenem Abend vor der Haustür abgesetzt hätte: »Sie hat nicht abgewartet, bis ich ihr die Wagentür öffne. Sie ist die Stufen zum Eingang hinaufgerannt, hat die Haustür geöffnet, mir noch zugewinkt, und dann ist sie hineingegangen.«
    »Das war das letzte Mal, dass Sie sie gesehen haben?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie anschließend gemacht?«
    »Ich bin nach Hause gefahren. Es gab immer noch ein paar Leute, die auf der Terrasse getanzt haben. Ich hatte den ganzen Nachmittag Tennis gespielt und war müde. Nachdem ich meinen Wagen in der Garage abgestellt habe, bin ich durch die seitliche Tür ins Haus gegangen. Dann bin ich, ohne mich weiter aufzuhalten, die Treppe hinauf in mein Zimmer und zu Bett gegangen. Ich bin sofort eingeschlafen.«
    Nichts gesehen, nichts gehört, dachte Barbara. Interessanterweise hat er uns für den Abend, an dem seine Frau im Pool ertrunken ist, genau dieselbe Geschichte aufgetischt.
    Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Es wurde allmählich Zeit. Sie nahm heute als Beobachterin an einem Mordprozess teil. Die Schlussplädoyers würden demnächst gehalten werden. Bei diesem Fall stand die Identität des Mörders außer Frage, es ging mehr darum, ob die Geschworenen den
Angeklagten des Mordes oder des Totschlags für schuldig befinden würden. Ein Ehekrach war in nackte Gewalt ausgeartet, und jetzt würde der Vater dreier kleiner Kinder vermutlich mindestens die nächsten fünfundzwanzig bis dreißig Jahre im Gefängnis verbringen, weil er ihre Mutter getötet hatte.
    Geschieht ihm ganz recht! Seinetwegen haben diese Kinder jetzt gar nichts mehr, dachte Krause und erhob sich, um in den Gerichtssaal zurückzugehen. Es wäre besser für ihn gewesen, wenn er auf den Deal über zwanzig Jahre eingegangen wäre, den wir ihm angeboten haben.
    Barbara Krause war etwa ein Meter achtzig groß und kämpfte ständig mit ihrem Gewichtsproblem. Sie wusste auch, dass man ihr in Kreisen des Gerichts den Spitznamen »der Linebacker« angehängt hatte. Sie nahm einen letzten Schluck Kaffee aus der Tasse auf ihrem Schreibtisch. Dabei fiel ihr erneut das Zeitungsfoto von Peter Carrington mit seiner neuen Frau ins Auge. »Seit dem Verschwinden von Susan Althorp konnten Sie zweiundzwanzig Jahre Ihre Freiheit genießen, Mr. Carrington«, sagte sie laut. »Aber wenn ich jemals die Gelegenheit erhalten sollte, Sie vor Gericht zu bringen, dann kann ich Ihnen eines versprechen: Es wird keinen Deal mit einer Verurteilung wegen Totschlags geben. Ich werde Sie wegen Mordes anklagen, und ich werde Sie drankriegen.«

10
    UNSERE ZWEIWÖCHIGE Hochzeitsreise war wahrhaft idyllisch. Es war alles so schnell gegangen mit dem Heiraten, dass wir immer noch jeden Tag neue Dinge über den anderen erfuhren, kleine Dinge, wie zum Beispiel, dass ich immer nach dem Frühstück noch Lust auf eine Tasse Kaffee hatte, oder die Tatsache, dass er Trüffel liebte und ich sie nicht ausstehen konnte. Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie grundeinsam ich gewesen war bis zu dem Zeitpunkt, da Peter und ich uns gefunden hatten. Manchmal wachte ich nachts auf, lauschte auf sein regelmäßiges Atmen, und es schien mir dann geradezu unglaublich, dass ich jetzt seine Frau war.
    Ich hatte mich unwiderstehlich von ihm angezogen gefühlt, und Peter schien ebenso heftig in mich verliebt gewesen zu sein. Am Anfang, als wir begannen, uns täglich zu

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