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Und hinter dir die Finsternis

Und hinter dir die Finsternis

Titel: Und hinter dir die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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mit schläfriger Stimme: »Kay.«
    »Ich bin bei dir, Liebling«, sagte ich.
    Ich spürte, wie sein Körper sich entspannte, und ein paar Augenblicke später verriet sein gleichmäßiges Atmen, dass er eingeschlafen war. Ich dagegen tat die ganze restliche Nacht kein Auge mehr zu. Peter war also ein Schlafwandler, wusste ich jetzt, doch wie oft passierte das? Und, was viel wichtiger war: Warum hatte er in diesem Zustand der Bewusstseinstrübung diese Bewegung gemacht, als ob er etwas ins Becken drücken oder etwas herausziehen wollte?
    Etwas – oder jemanden?

11
    NICHOLAS GRECO FUHR DURCH Cresskill, einem Ort in der Nähe von Englewood, hielt nach Straßenschildern Ausschau und nahm sich wieder einmal fest vor, sich demnächst ein Navigationssystem für seinen Wagen anzuschaffen. Frances liegt mir schon ewig damit in den Ohren, ging ihm durch den Kopf, sie meint, ich würde zwar die unmöglichsten Kriminalfälle lösen, aber ich schaffe es nicht einmal zum nächsten Supermarkt, ohne mich zu verfahren. Und recht hat sie.
    Nettes Städtchen, dachte er, als er den Hinweisen folgte, die er sich aus dem Internet geholt hatte und rechts in die Clinton Avenue einbog. Er war zu Vincent Slater unterwegs, jenem Mann, der von Peter Carringtons Vater als »unentbehrlich« bezeichnet worden war.
    Greco hatte gründlich über Slater recherchiert, bevor er ihn um ein Treffen gebeten hatte, doch allzu viel Interessantes hatte er nicht dabei gefunden. Slater war jetzt vierundfünfzig Jahre alt und Junggeselle. Er wohnte immer noch im Haus seiner Kindheit, das er seinen Eltern abgekauft hatte, als sie nach Florida gezogen waren. Er war auf ein örtliches College gegangen. Der Job im Carrington-Unternehmen war seine erste Arbeitsstelle gewesen, und er hatte danach nie gewechselt. Nach ein paar Jahren bei der Firma war Peters Vater auf ihn aufmerksam geworden, und er wurde für ihn so etwas wie ein persönlicher Assistent. Nach dem Tod von
Peters Mutter füllte Slater zugleich die Funktionen eines getreuen und bewährten Mitarbeiters als auch eines Ersatzvaters für Peter aus. Er war zwölf Jahre älter als Peter, und in den Jahren, in denen der Carrington-Erbe heranwuchs, fuhr ihn Slater nach Choate, seinem Internat in Connecticut, besuchte ihn dort regelmäßig, blieb mit ihm im Herrenhaus während der Ferien und machte mit ihm Ski- und Segelurlaub.
    Slaters Hintergrund war nicht uninteressant, doch was Greco eigentlich zu ihm führte, war die Tatsache, dass er in der Nacht, in der Susan Althorp verschwunden war, als Gast bei der Party anwesend gewesen war. Er hatte sich widerwillig zu einem Gespräch bereitgefunden, dabei jedoch darauf bestanden, dass es bei ihm zu Hause geführt werde. Er will unbedingt vermeiden, dass ich im Herrenhaus auftauche, überlegte Greco. Er sollte eigentlich wissen, dass ich schon dort gewesen bin, zumindest im Gästehaus, wo ich mit den Barrs gesprochen habe.
    Er verfolgte die Hausnummern und hielt vor Slaters Haus, das sich als typisches »Split-Level« herausstellte, eines jener Einfamilienhäuser mit versetzten Stockwerken, die in den Fünfzigerjahren so beliebt waren. Als er klingelte, dauerte es keine Sekunde, bis Slater die Haustür öffnete. Fast so, als ob er dahinter gewartet hätte, dachte Greco. Und wieso traue ich ihm so etwas zu, obwohl ich ihn noch nie zuvor gesehen habe? »Sehr freundlich von Ihnen, mich zu empfangen, Mr. Slater«, sagte er verbindlich und streckte die Hand aus.
    Slater ignorierte sie. »Kommen Sie rein«, sagte er knapp.
    Hier könnte ich mich blind zurechtfinden, dachte Greco. Küche geradeaus am Ende des Flurs. Wohnzimmer rechts vom Eingang mit Durchgang zum kleinen Esszimmer. Drei Schlafzimmer im ersten Stock. Das Fernsehzimmer ein halbes Stockwerk unter der Küche. Greco wusste das, weil er in genau so einem Haus aufgewachsen war, in Hempstead, Long Island.

    Man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass Slater über wenig Geschmack verfügte. Die beigefarbenen Wände und der braune Teppich wirkten stumpf und eintönig. Greco folgte Slater in das sparsam möblierte Wohnzimmer. Ein modernistisch anmutendes Sofa und ebensolche Sessel gruppierten sich um einen großen Couchtisch mit Glasplatte und Chromstahlgestell.
    In diesem Haus und an diesem Typen gibt es nichts, was in irgendeiner Form Wärme und Geborgenheit ausstrahlt, dachte Greco, als er sich in den Sessel setzte, den Slater ihm angeboten hatte.
    Man saß darin zu tief für sein Empfinden. Eine subtile Art,

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