Und hinter dir die Finsternis
Puzzleteil, das ihm keine Ruhe ließ: die fehlende Handtasche. Hatte Susan sie mitgenommen, als sie aus Carringtons Wagen gestiegen war? Aus irgendeinem Grund ging ihm diese Frage nicht aus dem Kopf.
»Danke. Du bist wirklich mein treuester Fan, meine Liebe«, sagte er. »Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt lieber über etwas anderes reden.«
Das Telefon klingelte. Frances beeilte sich, es zu holen, und war beim dritten Klingeln zurück. »Diese Nummer kenn ich nicht«, meinte sie.
»Dann lass den Anrufbeantworter laufen«, sagte Greco.
Eine Stimme meldete sich: »Mr. Greco, hier ist Philip Meredith. Ich weiß, dass Sie heute mit Mrs. Althorp im Gericht waren. Ich habe mit ihr gesprochen. Ich würde sehr gern Ihre Hilfe in Anspruch nehmen, um den Tod meiner Schwester, Grace Meredith Carrington, zu untersuchen. Ich war immer davon überzeugt, dass sie von ihrem Mann Peter Carrington umgebracht wurde, und ich würde Sie gern beauftragen, Beweise dafür zu finden, falls das überhaupt noch möglich ist. Ich hoffe, dass Sie mich zurückrufen werden. Die Nummer ist …«
Greco nahm seiner Frau das Telefon aus der Hand und drückte die grüne Taste. »Nicholas Greco am Apparat, Mr. Meredith«, sagte er.
29
WENN UNS JEMAND AN diesem Abend durch das Fenster beobachtet hätte, wie wir im großen Salon des Herrenhauses beisammensaßen und unsere Cocktails tranken, er hätte sich bestimmt gedacht, wie gut es uns wohl gehen musste. Natürlich erwähnten Peter und ich mit keiner Silbe die kurze Schlafwandelepisode, sondern saßen nebeneinander auf der Couch, die dem offenen Kamin gegenüberstand. Elaine und ihr Sohn Richard Walker saßen auf den Sesseln zu beiden Seiten der Feuerstelle, und Vincent Slater, der stets lieber auf einem Stuhl saß, hatte sich einen dazugestellt.
Gary Barr servierte die Drinks. Peter und ich tranken ein Glas Wein, die anderen Cocktails. Gary hatte von sich aus die Schiebetüren zugezogen, mit denen man den Salon in zwei Hälften teilen konnte, und hatte so einen etwas intimeren Raum geschaffen, falls man einen achteinhalb Meter langen Raum als intim bezeichnen kann.
Auf unserer Hochzeitsreise hatte Peter mir gesagt, er würde sich wünschen, dass ich einen Raumausstatter in Dienst nähme, um alle Verschönerungen im Haus auszuführen, die mir in den Sinn kämen. Er sprach selten von Grace, doch ich erinnere mich an eine Bemerkung über sie, als es um Raumdekoration ging: »Nachdem mein Vater und Elaine geheiratet haben, hat sie sehr viel an der Einrichtung verändern lassen, und ich muss sagen, dass sie das mit viel Geschmack
gemacht hat. Sie hatte einen großartigen Innenarchitekten, und natürlich hat sie dabei Unmengen von Geld verpulvert. Du hättest mal hören müssen, wie mein Vater sich darüber beschwert hat. Grace dagegen hat eigentlich nichts verändert. Sie war lieber in der New Yorker Wohnung. Während der acht Jahre, die wir verheiratet waren, hat sie die meiste Zeit dort gewohnt.«
All das ging mir durch den Kopf, als wir in diesem herrlichen Raum saßen und ins Feuer starrten. Elaine war wie immer wunderschön anzuschauen, sorgfältig geschminkt, ihre saphirblauen Augen liebevoll und mitfühlend, wenn sie Peter anblickte.
Ich mochte Richard Walker. Er war nicht gut aussehend im herkömmlichen Sinne, doch er besaß eine gewisse Aura, die sicherlich auf manche Frauen anziehend wirkte. Abgesehen von seinen Augen würde man bei seinem markanten Gesicht und dem stämmigen Körper nie auf den Gedanken kommen, dass er der Sohn von Elaine Walker Carrington war. Peter hatte mir erzählt, dass Richards Vater, Elaines erster Ehemann, in Rumänien geboren wurde und mit fünf oder sechs Jahren mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten gekommen war. Als er aufs College ging, anglisierte er seinen Namen. Er war ein erfolgreicher Unternehmer, als sie ihn heiratete.
»Elaine hätte niemals einen Kerl geheiratet, der nicht ein paar Millionen auf dem Konto gehabt hätte«, hatte mir Peter erzählt, »aber in gewisser Weise hat sie beide Male Pech gehabt. Soweit ich weiß, war Richards Vater klug und ziemlich charmant, aber er hat sein ganzes Vermögen verspielt. Die Ehe hat nicht lange gehalten, und er starb, als Richard noch ein Teenager war. Dann hat Elaine meinen Vater geheiratet, und der war so zugeknöpft, wenn es um Geld ging, dass seine Freunde öfter im Scherz gesagt haben, er bewahre immer noch irgendwo das Geld auf, das er zur Erstkommunion bekommen
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