Und ich erobere dich doch!
materialistisch eingestellte Frau würde das Angebot ablehnen, ins Haus eines Milliardärs zu ziehen? Oder eine großzügige monatliche Unterstützung ausschlagen? Doch vielleicht gehörte das mit zum Plan – sie würde ihn später vor Gericht ziehen und eine enorm hohe Abfindung einklagen.
Sein Verdacht mit Sicht auf ihre Motive machte es ihm nicht unbedingt leichter, mit der Mutter seines ungeborenen Kindes umzugehen. Hinzu kam noch, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben mit einer Frau auseinandersetzen musste, anstatt sich schlicht umzudrehen und zu gehen – eine Situation, die ihm keineswegs behagte.
Um genau zu sein, die Probleme mit Flora Bennett und ihrer anhaltenden Feindseligkeit hatten zu einer merklichen Störung in Angelos einst so perfekt durchorganisiertem Leben geführt. Frustration und Ärger waren bisher eher unbekannte Gefühle für ihn, und sie irritierten ihn zutiefst. Seine Konzentration litt darunter, ebenso wie sein berüchtigter Sachverstand lange nicht mehr nur noch auf geschäftliche Ziele gerichtet war. Immer wieder war er abgelenkt.
Plötzlich fielen ihm überall schwangere Frauen und Rothaarige auf. Viel mehr noch nervte ihn, dass er seit der Episode mit Flora mit keiner anderen Frau geschlafen hatte. Diese Enthaltsamkeit bekam ihm nicht. Sex war ihm immer die perfekte Entspannung nach einem anstrengenden Arbeitstag gewesen, war Sex doch nicht komplizierter als eine Trainingsstunde im Fitnessstudio. Es war besorgniserregend, aber keine noch so schöne Frau konnte ihn reizen. Seine bisher immer so aktive Libido war praktisch auf null gesunken, und er hatte nicht die geringste Ahnung, wieso und warum.
Angelo hielt den Daumen auf die Hausklingel. Er wusste, sein unangemeldeter Besuch würde auf so viel Begeisterung stoßen wie ein Schneeschauer im Hochsommer. Dass er hier überhaupt stand, war ebenso untypisch für ihn wie alles andere – die Entscheidung hatte er gestern Abend spontan getroffen.
Eine fremde Frau zog die Tür auf. Überhaupt war die Halle voll mit fremden Leuten – drei Paare mittleren Alters. Das mussten Floras Gäste sein.
„Wo kann ich Flora finden?“, fragte er.
„Oben im Bad“, antwortete eine der Frauen. „Ihr geht es nicht gut. Wir reisen ab.“
„Dabei haben wir noch nicht einmal unser Frühstück bekommen, obwohl wir dafür bezahlt haben“, beschwerte sich eine andere.
„Wenn Sie eine Minute warten, damit ich eben nach Flora sehen kann, werde ich das regeln.“
Zwei Stufen auf einmal nehmend, eilte er die Treppe hinauf und klopfte laut an die Badezimmertür. „Flora? Ich bin’s, Angelo. Ist alles in Ordnung mit dir?“
Flora hätte nicht weiter von „in Ordnung“ entfernt sein können. Bleich und elend klammerte sie sich an das Waschbecken. Ihr war schwindlig, ihre Beine wollten nachgeben, und es kostete sie Mühe, klar zu denken. Wieso war Angelo hier? Was wollte er schon wieder von ihr?
Doch für Protest hatte sie viel zu wenig Energie. Übelkeit hatte die Unart, die ganze Aufmerksamkeit eines Menschen zu beanspruchen. Außerdem wäre Protest bei Angelo so oder so nur Zeitverschwendung. Wie eine Dampfwalze auf dem Weg bergabwärts plättete er unaufhaltsam alles nieder.
Sie öffnete die Tür einen Spalt, stützte sich auf die Klinke. Angelo schob die Tür weiter auf, und Flora trat unsicher zurück. Sie ist lebendiger und echter als alle anderen Frauen, dachte er hilflos, sobald sein Blick auf sie fiel. Das schimmernde rote Haar, die helle Haut, ihre schlanke Figur … Und seine Libido, die auch bei den schönsten und kurvigsten Frauen jede Reaktion verweigert hatte, sprang jäh an und lief prompt zu Hochtouren auf. Die Wucht, mit der die Erregung ihn überkam, ließ ihn wie vom Donner gerührt stehen bleiben. Zudem wirkte es extrem ernüchternd, sodass er Flora mit wesentlich kritischerem Blick musterte.
„Mir geht’s gut, mir ist einfach nur übel“, ließ sie ihn jetzt wissen. „So ist das nun mal, wenn man schwanger ist.“
Schockiert nahm er erst jetzt ihre Blässe und die dunklen Ringe unter ihren Augen wahr. Außerdem schien sie abgenommen zu haben, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Ihr Gesicht war schmaler geworden, und die Sachen, die sie trug, saßen viel zu weit.
„ Dios mio, du siehst grässlich aus.“ Er revidierte sein Urteil. Noch vor Sekunden hatte allein ihr Anblick ihm vorgegaukelt, sie sei die umwerfendste Frau auf Erden.
Flora zuckte gekränkt zusammen. Es war nicht allzu lange her, da
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