Und ich erobere dich doch!
hatte er sie „schön“ genannt. Natürlich wusste sie, dass sie in Jeans und T-Shirt und ungeschminkt sicherlich nicht ihr bestes Erscheinungsbild bot. Angelo dagegen sah umwerfend aus, ohne sich überhaupt Mühe zu geben. Er war lässig gekleidet, lässiger, als sie ihn je gesehen hatte, in Jeans, Pullover und einem Jackett, das seine breiten Schultern betonte. Selbst so früh am Tag zeigte sich schon der erste Bartschatten auf seinen Wangen und ließ damit seinen sinnlichen Mund noch stärker wirken. Ihr Mund wiederum wurde allein beim Anblick des Mannes trocken. Seine magnetische Anziehungskraft hielt sie sekundenlang wie hypnotisiert.
„Du wirst dich hinlegen“, ordnete er an.
„Das geht nicht“, stöhnte sie. „Da unten warten Gäste auf ihr Frühstück …“ Ihr grauste schon jetzt davor, denn sie hatte feststellen müssen, dass ihr Magen bei bestimmten Gerüchen revoltierte.
„Das mit den Gästen regle ich. Du gehst zu Bett.“ Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu.
Flora konnte sich nicht vorstellen, dass jemand wie Angelo besonders geschickt in der Küche mit Pfannen und Töpfen hantierte. „Aber …“
„Leg dich ins Bett“, wiederholte er seine Anordnung und öffnete die Tür zu dem Raum, den er bereits als ihr Zimmer ausgekundschaftet hatte.
Der Anblick ihres bequemen Betts reichte Flora aus. Sie wankte darauf zu und ließ sich erleichtert daraufsinken. Ihre Glieder waren bleischwer. Sie war endlos müde. Um genau zu sein, sie konnte sich nicht erinnern, je müder gewesen zu sein. Die Übelkeitsanfälle, die sie zu jeder Tages- und Nachtzeit heimsuchten, und die ständige Erschöpfung hatten ihren Starrsinn gebrochen, wie es nichts und niemandem je zuvor gelungen war.
Angelo schloss leise die Tür hinter sich und rief in dem Landgasthof an, in dem er gestern Abend spät sein Zimmer bezogen hatte. Er wies seinen Chauffeur an, Floras Gäste mit der Limousine zu dem Gasthof zu bringen, wo sie dann auch ihr Frühstück serviert bekommen würden. Zufrieden mit dem neuen Arrangement, erklärten die Gäste sich sofort einverstanden, und Angelo kehrte zu Flora zurück, um ihr von der Lösung des Problems zu berichten.
Nachdenklich musterte sie ihn. Und bewunderte ihn dabei insgeheim, wie er kurz entschlossen mit der Situation umgegangen war. Wahrscheinlich hatte er hier das gleiche Organisationstalent und Verhandlungsgeschick bewiesen wie in allen seinen geschäftlichen Transaktionen.
„Ich habe wenig Erfahrung mit schwangeren Frauen“, behauptete er und versuchte, nicht an die einschlägige Literatur zu denken, die sich inzwischen auf seinem Nachttisch angesammelt hatte. Wahrscheinlich wusste er mehr über Schwangerschaft und schwangere Frauen als Flora. „Natürlich habe ich schon von morgendlicher Übelkeit gehört, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du dich so schlecht fühlen musst. Du solltest zu einem Arzt gehen.“
„Ich war beim Arzt.“ Flora drehte sich seufzend auf die Seite und machte es sich so bequem wie möglich. „Mein Hausarzt behauptet, bei manchen Frauen ist es eben schlimmer. Man kann nur hoffen, dass die Hormone sich schnell wieder einpendeln.“
„Ich möchte trotzdem, dass du Natalie konsultierst.“
Sie schlief schon halb und nickte nur widerspruchslos. Jeder, der ihr helfen konnte, diesen Zustand zu bessern, wäre ein Geschenk des Himmels. Im Moment schien es ihr, als hätte die Schwangerschaft die Kontrolle über ihr Leben übernommen und ihr Energie und Selbstvertrauen geraubt, Eigenschaften, die sie bisher immer für selbstverständlich gehalten hatte.
Mit gerunzelter Stirn und angespannter Miene sah Angelo auf die schlafende Flora herab. Dann nahm er eine Decke vom Stuhl und breitete sie über ihr aus.
Als er das Zimmer verließ, holte er sein Handy ein zweites Mal hervor, um Natalie zu kontaktieren.
Flora hob die Lider, als eine Hand sie sanft an der Schulter rüttelte, und schaute direkt in azurblaue Augen. Ihr Herz setzte prompt einen Schlag lang aus. „Wie lange habe ich geschlafen?“
„Ungefähr zwei Stunden. Ich wecke dich nur auf, weil Natalie dich heute Nachmittag sehen will“, sagte Angelo leise.
„Habe ich noch Zeit für eine Dusche?“ Flora setzte sich vorsichtig auf. Schnelle Bewegungen musste sie vermeiden, wenn sie keinen weiteren Übelkeitsanfall riskieren wollte.
Die Dusche belebte sie. Als sie sich anzog, musste sie zugeben, dass ihre Figur, obwohl sie Gewicht verloren hatte, sich nicht gerade zum Besseren verändert
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