Und ich erobere dich doch!
geheimen Hoffnungen Bregittas teilte. Außerdem prahlte Angelo vor jedem, dass er bald Vater werden würde. Allerdings erwähnte er nichts davon, dass er und die Mutter seiner Kinder aus reiner Zweckmäßigkeit unter einem Dach wohnten. Dennoch hatte Flora nicht die geringsten Zweifel, dass er sich auf die bevorstehende Geburt freute. Und da sie jeden Tag sehen konnte, wie er mit ihrer Nichte umging, war sie fest überzeugt, dass Angelo zu den Männern gehörte, die Kinder wirklich liebten.
Gesundheitlich war es mit Flora in den letzten vier Monaten stetig bergauf gegangen, aber inzwischen war sie durch ihre Leibesfülle sehr eingeschränkt. Sie ermüdete schnell, und sie konnte weder lange stehen noch laufen, ohne Rückenschmerzen zu bekommen. Mit Mariska auf dem Boden zu spielen war unmöglich geworden, ebenso wie sie keine Nacht mehr durchschlafen konnte, weil drei aktive Babys in ihrem Bauch turnten.
Natalie hatte ihr einen Gynäkologen in Amsterdam empfohlen, der sie jetzt jede Woche untersuchte. Jemima rief regelmäßig an, um sich zu vergewissern, dass es der Freundin gut ging. Und Angelo bot ihr Hilfe und Unterstützung wie kein anderer.
Paradoxerweise machte genau das Flora endlos traurig, denn je besser sie Angelo van Zaal kennenlernte, desto klarer erkannte sie, warum sie ihn liebte. Zuerst mochte sie sich nur zu ihm hingezogen gefühlt haben, weil er so attraktiv und sexy war, aber er war auch aufmerksam und fürsorglich, und er hatte immer ein offenes Ohr für alles, was sie beschäftigte. Er gab ihr nicht den geringsten Anlass für Klagen, sondern genau das, was sie gewollt hatte: Privatsphäre.
Normalerweise begegneten sie sich nur, wenn Mariska dabei war, und bis auf die heutige Ausnahme gingen sie auch nur zusammen mit dem kleinen Mädchen aus. Ansonsten lebten Flora und Angelo separate Leben. Angelo verbrachte den Großteil des Tages in der Firma und war zudem des Öfteren geschäftlich unterwegs. Im Haus hatte jeder von ihnen ein eigenes Schlafzimmer, und oft aßen sie auch zu verschiedenen Zeiten.
Während die Wochen vergingen, begann Flora sich zu fragen, ob sie nicht mit ihrem Versuch, das Gesicht zu wahren, einen großen Fehler begangen hatte. Angelo ließ sie in Ruhe, genau wie sie es von ihm verlangt hatte. Sie nahm an, dass es da andere Frauen in seinem Leben gab, schließlich konnte niemand von einem attraktiven Mann wie ihm erwarten, wie ein Mönch zu leben. Zumindest ging er extrem diskret vor, sie hörte nicht das kleinste Gerücht. Seine Diskretion half ihr jedoch nicht. Die Eifersucht fraß sie innerlich auf, wenn er eine andere Frau auch nur ansah.
Angelo hatte sich offenbar mit der Situation abgefunden, Flora jedoch fühlte sich einsam und unsicher. Hochmut kommt vor dem Fall, dachte sie zerknirscht. Seinem Verdacht, sie sei eine Goldgräberin, hatte sie nicht wirklich widersprochen. Und dieser Verdacht stand nun zwischen ihnen.
Mit Sicherheit würde Angelo das Thema in der jetzigen Situation nicht aufbringen. Sie hatte längst akzeptiert, dass bei Angelo Worte und Taten immer genau zusammenpassten. Es gab keine gekünstelte Höflichkeit, keine nur vorgetäuschte Liebenswürdigkeit, keine Ausreden oder Lügen. Er hatte überhaupt nichts mit ihrem doppelzüngigen, heuchlerischen Vater gemein, und er besaß einen viel stärkeren und aufrichtigeren Charakter als Peter.
„Sie sind so tapfer, Flora. Wie können Sie nur so gelassen sein?“ Bregitta zog die perfekt gezupften Augenbrauen in die Höhe. „Bald werden Sie vier Kinder haben, und Mariska läuft ja schon jetzt und ist kaum zu bändigen. Ich kann mir Angelo in einem solch häuslichen Szenario gar nicht vorstellen.“
„Er liebt Kinder.“
„Also, mein Mann müsste mich immer mehr lieben als die Kinder“, gab Bregitta ohne Zögern zurück. „Aber bei Angelo könnte das ein Problem für Sie werden.“
Der Kommentar traf einen wunden Punkt, und Flora erwiderte nichts. Was hätte sie auch erwidern können? Angelo war schließlich nur wegen der Schwangerschaft mit ihr zusammen. Nach der Geburt der Babys würden sie sich über ein neues Arrangement unterhalten müssen. Es bestand dann wohl keine Notwendigkeit mehr, noch länger unter einem Dach zu leben. Schon bald, so wurde Flora schmerzhaft bewusst, wären selbst die kurzen täglichen Zusammenkünfte mit Angelo nichts weiter als eine schmerzliche Erinnerung.
Wurde es dann nicht langsam Zeit für Flora, endlich zur eigenen Verteidigung anzutreten? War Angelo wirklich
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