Und ich erobere dich doch!
nicht sofort in der Personalabteilung beschwert, sobald dein Chef mit den Belästigungen anfing?“, fragte Angelo mit gerunzelter Stirn.
„Weil ich zuerst dachte, ich würde überreagieren. Vielleicht hatte ich ja alles nur missverstanden. Ich war die einzige Frau im Team, und ich wollte nicht als Zicke verschrien werden“, gestand sie düster. „Als Henshalls Zudringlichkeiten dann immer offenkundiger wurden, machte ich mir Sorgen, welche Auswirkungen eine Beschwerde über ihn auf meine Karriere hätte. Er genoss hohes Ansehen in der Firma …“
„Deswegen hättest du dir aber keine Sorgen machen dürfen …“
„Wir reden hier nicht von hohen Idealen, sondern über die reale Welt. Viele meiner Kommilitonen fanden nach dem Abschluss keinen Job, und ich wollte meinen nicht verlieren.“
„Wenn das, was du mir erzählst, stimmt, wieso hast du dann den Prozess verloren?“
Flora schnitt eine Grimasse. „Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens, die Arbeitskollegin, die meine Mitklägerin war, bekam im letzten Moment kalte Füße und zog ihre Klage zurück. Und zweitens: Henshall behauptete in der Anhörung, wir hätten eine Affäre gehabt und ich wolle mich mit diesem Prozess nur an ihm rächen, weil er seine Frau nicht verließ und mir meinen Bonus nicht auszahlte.“
Beim Sprechen wurde Flora immer blasser. „Das war der Auslöser für die Klatschpresse, um über mich herzufallen. Viele nahmen Henshall die Geschichte ab. Warum sollte ein verheirateter Mann sich schließlich zu einer Affäre bekennen, wenn es keine gegeben hat?“
„Wieso hat er deiner Meinung nach eine Affäre mit dir erfunden?“
„Weil er Angst um seinen hoch dotierten Job hatte. Wäre bewiesen worden, dass er Frauen in der Firma sexuell belästigt, wäre er entlassen worden. Aus seiner Sicht war es die perfekte Lösung, meinen Ruf zu ruinieren. Seine Frau saß auch bei jedem Gerichtstermin im Saal. Sie kannte ihren Ehemann und wusste, dass er bereits mindestens ein halbes Dutzend Affären gehabt hatte, für sie war es also nichts Neues.“
„Deine Verlobung ging ungefähr zur gleichen Zeit in die Brüche“, erinnerte Angelo sich.
„Die Schlagzeilen waren zu viel für Peter und seine Familie. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Aber den Bonus habe ich dennoch erhalten.“
„Wirklich?“ Überrascht zog Angelo die Brauen hoch.
„Ich hatte ihn mir verdient. Die Firma wusste es und zahlte mich aus, aber erst, nachdem sich die Wogen geglättet hatten. Das Geld liegt noch immer unangerührt auf der Bank …“
„Unter den Umständen kann das kein großer Trost sein.“ Er half ihr, als sie Anstalten machte aufzustehen.
„Stimmt.“
„Ich bringe dich nach oben zurück“, sagte er bestimmt.
Flora verkniff sich die Worte, die ihr auf der Zunge lagen – dass sie es auch allein schaffen würde. Unabhängigkeit war eine gute Sache, aber sie wollte Angelo nicht länger auf Distanz halten. Als er sie stützte, erhaschte sie den Duft seines Aftershaves. Es löste eine Woge von Empfindungen in ihr aus. Sie fühlte wieder seinen sinnlichen Mund auf ihren Lippen, spürte seine warmen Hände auf ihrer Haut, und ein erotisierendes Ziehen meldete sich in ihrem Schoß. Beschämt über die eigenen Gedanken, stolperte sie, und Angelo schlang die Arme fester um sie.
„Langsam, lass dir Zeit“, beruhigte er sie.
Aber genau das war es ja – es blieb nicht mehr viel Zeit. Ihr Gynäkologe stand kurz davor, ihr für den Rest der Schwangerschaft strenge Bettruhe zu verordnen. Sollte das passieren, wäre ihre Bewegungsfreiheit noch eingeschränkter als jetzt, und dann würde sie Angelo kaum noch sehen.
Angelo schob ihr den Morgenmantel von den Schultern. Die Mühelosigkeit dieser Geste bewies, wie viel Erfahrung er mit Frauen im Schlafzimmer hatte. Sie legte sich auf das Bett, und als er sich zum Gehen wandte, fasste sie nach seiner Hand. Der Impuls überraschte sie ebenso sehr wie ihn.
„Geh nicht …“ Die Bitte kam ihr über die Lippen, ohne dass es ihr wirklich bewusst war. „Noch nicht“, fügte sie verlegen hinzu.
Sein Blick lag auf ihrem Gesicht, als er sich zu ihr auf die Bettkante setzte. „Alles in Ordnung mit dir?“
Flora zitterte innerlich. Sie fühlte sich so furchtbar minderwertig, am liebsten hätte sie laut aufgeschluchzt. Der einzige Grund, warum Angelo blieb, war die Sorge um ihre Gesundheit. Nun, mit dieser Figur fehlte ihr im Moment auch jeglicher Sex-Appeal.
„Ja, sicher“, hob sie an und brach
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