Und ich erobere dich doch!
bleiben.“
„Das wird so langweilig werden … die ganze Zeit nur liegen.“ Flora seufzte schwer, als sie die Klinik verließen, in der Dr. Wintershovens Untersuchungsräume lagen. Und kaum kam die Klage Flora über die Lippen, bereute sie es auch schon. Der Rat des Arztes war nur vernünftig für eine Frau in ihrem Zustand.
Angelo schaute sie mit leuchtenden blauen Augen an. „Ich werde für deine Unterhaltung sorgen. Am besten gehen wir von hier aus gleich zu deinem Lieblingsbuchladen. Wir werden auch Filme besorgen und …“
„Oh, ich kann ja gar nicht!“ Ihr fiel es wieder ein. „Ich wollte es dir schon früher sagen, aber ich hab’s vergessen. Ich treffe mich heute mit jemandem.“
„Mit wem?“, hakte er nach.
Ein Hauch Rot zog auf ihre Wangen. „Peter hat mir eine SMS geschickt. Er war auf einer Konferenz in Rotterdam. Wir treffen uns auf einen Kaffee, bevor er wieder nach Hause fliegt.“
„Peter? Dein Exverlobter?“ Angelo klang so verdutzt und kritisch zugleich, dass Flora lächeln musste.
„Ja, er ist Controller bei einer Firma, die ihren Hauptsitz hier in Holland hat. Ist das nicht ein seltsamer Zufall?“
„Das ist es. Mir war nicht klar, dass du noch in Kontakt zu ihm stehst.“
„Stehen wir eigentlich auch nicht. Seit ich London verließ, haben wir nichts mehr voneinander gehört. Er hat wohl einen gemeinsamen Bekannten getroffen, der ihm das mit Julies Unfall erzählt hat.“
„Natürlich.“ Vor der wartenden Limousine blieb Angelo stehen. „Mir hätte klar sein müssen, dass er deine Schwester kannte.“
„Das schon, aber die beiden sind nie gut miteinander zurechtgekommen“, merkte Flora trocken an. Peter hatte Julie immer die Zeit geneidet, die sie mit Flora verbrachte.
Angelo half ihr beim Einsteigen. „Ich begleite dich.“
Verblüfft schaute Flora ihn an. „Warum?“
Seine Lippen waren jetzt nur noch eine schmale Linie. „In deinem Zustand lasse ich dich ungern allein.“
„Das ist doch Unsinn. Ich laufe das Stückchen zum Café, setze mich hin und laufe wieder zurück, mehr nicht.“
„Trotzdem würde ich dich lieber begleiten“, beharrte er stur.
Da er den Wink mit dem Zaunpfahl offensichtlich nicht verstanden hatte, musste sie deutlicher werden. „Du kannst nicht mitkommen! Peter und ich würden in deiner Anwesenheit nicht über Persönliches sprechen können – falls wir es wollen.“
Ihre Bemerkung beruhigte ihn keineswegs. Düster sah er sie an. „Du willst den Mann wirklich treffen?“
Flora nickte entschieden. Sie war neugierig, was aus ihrem Exverlobten geworden war, aber sie sah nicht ein, warum sie Angelo das mitteilen sollte. Was ging es ihn schließlich an, wenn sie mit ihrem Exverlobten einen Kaffee trinken wollte? Genoss er etwa nicht seit Monaten völlige Freiheit, um sich zu treffen, mit wem er wollte? Und sie hatte sich eisern an ihren Vorsatz gehalten, so schwer es ihr auch gefallen war – kein einziges Mal hatte sie ihm eine neugierige Frage gestellt, mit wem er seine Zeit verbrachte.
Für sie war das Thema damit beendet. Sie ließ sich vor dem Café absetzen. Angelos Miene machte ihr zu schaffen, ihm war nämlich anzusehen, wie wenig es ihm passte, dass seine Wünsche ignoriert wurden. Sie lächelte ihm zu, dennoch blickte er grimmig und zeigte seine düsterste Miene.
Flora kam sich vor wie ein Schiff mit voll gesetzten Segeln, als sie das Café betrat. Peter wartete bereits auf sie. Sie erkannte ihn sofort, auch wenn er inzwischen Geheimratsecken bekommen und einiges an Gewicht zugelegt hatte.
Als sie an seinen Tisch kam, sprang er sofort auf und sprach ihr als Erstes sein Beileid aus.
„Ich kann mir denken, wie sehr dich das mitgenommen hat. Julie und du, ihr standet euch sehr nah. Als ich hörte, dass du jetzt in Amsterdam lebst, musste ich dich einfach sehen. Die Art, wie wir auseinandergegangen sind, lastet noch immer auf meinem Gewissen.“
„Das ist doch schon so lange her“, erwiderte sie milde. Nicht einmal der Ehering an Peters Hand rief auch nur die geringste Spur von Melancholie oder Bedauern in ihr hervor.
Als Flora sich umständlich setzte, fiel Peter endlich ihr ausladender Bauch auf. „Du bist schwanger?“, fragte er verdutzt.
Er wirkte so fassungslos, dass sie lachen musste. „Ja, warum nicht?“
„Aber du bist doch gar nicht verheiratet.“ Peter hatte die Stimme gesenkt, als könnte mit dieser Tatsache jemand in Verlegenheit geführt werden.
„Du aber schon. Wir beide haben uns verändert
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