... und ich höre doch!: Ein technologisches Abenteuer zwischen Silicon Valley und den Alpen (German Edition)
besteht selbstverständlich darin, die richtigen herauszupicken.
Ein weiterer Aspekt der Forschungspolitik, den ich stärker betonen würde, ist die Schwerpunktförderung von Forschung mit konkreten Zielen. Labors und Forschungsstätten sollten ihre Ziele klar und öffentlich darstellen können. Ein Beispiel wäre etwa: „Unser Labor nimmt sich vor, einen energieeffizienten Herd zu entwickeln, der weltweit eingesetzt werden kann, dabei 50 Prozent weniger Energie verbraucht als herkömmliche Öfen und 50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen verursacht.“ Forscher, auch jene, die in der Grundlagenforschung arbeiten, sollten gezwungen werden, den potenziellen gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit zumindest theoretisch herauszuarbeiten. Es mag angemessen sein, dass in einem Labor die Flugmuster der gemeinen Fruchtfliege erforscht werden, aber ohne eine klare und gut artikulierte Vorstellung, wie diese Forschung der Gesellschaft nützt, sollte derartige Forschung weniger Ressourcen erhalten als die, die zu einem effizienteren Herd führt. Manche geförderte Forschung fällt meines Erachtens in die Kategorie „Hobby- und Bastelforschung“, die entweder privat oder gar nicht gefördert werden sollte. Tut mir leid, liebe Bastler!
Ich bin überzeugt, dass gute Forschungsförderungsprogramme auf vielen Hochzeiten tanzen sollten. Gesamtwirtschaftlich betrachtet folgt Forschung viel zu oft kurzlebigen Trends. In den Achtzigern wurde etwa die HIV -Forschung zum größten Ausgabeposten des National Institute of Health in den USA . Natürlich erschien das damals als eine gute Strategie, es ging schließlich um Menschenleben. Ohne die Bedeutung von HIV -Forschung schmälern zu wollen, ist es wichtig anzuerkennen, dass eine derartig einseitige Ausrichtung auch einen Preis hat. Menschen sterben auch an Malaria und Tuberkulose. Es ist gefährlich, wenn kurzfristige politische Prioritäten den Fluss von Forschungsgeldern bestimmen. Es kann sogar die Forschung in den prioritären Bereichen verlangsamen, wenn Impulse aus anderen Forschungsbereichen ausbleiben. Ein Durchbruch bei HIV könnte gut von einer Entwicklung in der Malariaforschung oder einem Stammzellenprojekt eingeleitet werden; man weiß es nur nicht im Voraus.
Ich möchte nicht missverstanden werden: HIV -Forschung ist wichtig. Mir geht es darum, dass wir durch die Vernachlässigung anderer Bereiche vielleicht mehr Schaden anrichten, als wir durch die Konzentration auf eine einzige Priorität Nutzen gewinnen. Im Rückblick ist es faszinierend, wie der Anstoß zu den größten Erfindungen und Fortschritten oft aus völlig unverwandten Disziplinen und Richtungen kam. Kleine Entwicklungen in einem Bereich können enorme Auswirkungen in einem völlig anderen Bereich haben. Diese Querverbindungen sind nicht vorherzusehen. Sehr wohl wissen wir aber, dass mangelnde Förderung von interdisziplinärer Forschung zu weniger Austausch zwischen den Disziplinen führt. Aber gerade dadurch könnten die größten Fortschritte erzielt werden.
An einem Labor, an das ich mich erinnere, hing ein kleines Schild, auf dem stand: „Wenn wir nicht um zehn da sind, sind wir zu Mittag da. Wenn wir nicht bis zwei da sind, dann sehen wir uns garantiert morgen!“ Das Schild war als Scherz gemeint, und so kam es auch bei den meisten an. Dabei war es wirklich so! An vielen Tagen konnte man keine Aktivitäten im Labor feststellen. Gelegentlich brannte ein paar Stunden ein Licht, dann kehrte wieder wochenlang Ruhe ein. Zwischen fünf am Nachmittag und vier Uhr morgens aber wurde dort gearbeitet wie wild. Auch samstags und sonntags ging es dort rund. Der Laborverantwortliche war nur zu normalen Geschäftszeiten abwesend, weil die Pendelfahrt nach Capitola danach schneller ging. Der Punkt ist: Im Labor hat man gearbeitet.
Intellektuelle Arbeiter und Forscher müssen nun mal nicht von neun bis fünf in der Arbeit sitzen, um Wert zu schaffen. Das irritiert viele Buchhalter und Erbsenzähler, die nicht verstehen, dass die besten Ideen nicht immer pünktlich zwischen neun und fünf anklopfen. Viele von uns Forschern arbeiten zu seltsamen Zeiten und sogar rund um die Uhr. Meine besten Ideen hatte ich im Urlaub in Hawaii. Dort saß ich abends, während Sabina und die Jungs nach einem Tag Schwimmen und Wandern schon schliefen, auf dem Hotelbalkon und schrieb vier Erfindungsmeldungen. Zwei davon sind mittlerweile patentiert, eine wird gerade bewilligt. Ich wette, dass Buchhalter
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