und ihre Gaeste
Niemand fragte nach Birgit und Liesel - nicht einmal, als Frau Strube Christian versprach, an diesem Abend ebenfalls zeitig schlafen zu gehen.
Hanni aber hatte die Mädchen entdeckt. Sie hockten am Waldrand - ein bisschen getröstet, weil Christian wieder da war, aber verängstigt und ... hungrig. Hanni versorgte sie und holte sie schließlich ins Haus. Sie atmeten auf, weil ihre Mutter schon schlafen gegangen war.
„Wollt ihr nicht ins Bett gehen?“, fragte Hanni.
„Nein.“ Birgit schüttelte heftig den Kopf. „Wir gehen nicht hinauf. Unsere Mutter schlägt uns.“
„Aber, hört mal ...“ Hanni sah die beiden ratlos an. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie ihre Schwester in der Nähe. „Komm bitte mal her, Nanni!“, rief sie und berichtete ihr von den Mädchen.
„Wieso glaubt ihr, dass eure Mutter euch haut?“, fragte Nanni.
„So ist es doch immer“, sagte Liesel. „Wir sind jedesmal schuld, wenn Christian etwas angestellt hat.“ Nanu, das klang sonderbar. Die Zwillinge wurden hellhörig.
„Wie kam es denn, dass er heute fortlief?“, fragte Hanni.
„Er hatte einen Ball dabei. Den warf er in die Büsche. ,Holt ihn mir!’, rief er. - ,Such ihn doch selber!’, habe ich geantwortet. Aber Birgit meinte: ,Dann ruft er nach der Mutter und sie will doch schreiben. Komm, wir suchen lieber.’ Ja, und als wir zurückkamen, war Christian fort. Er hat das bestimmt absichtlich gemacht, damit er ausreißen konnte.“
„Na, da ist der Knirps aber ganz schön raffiniert“, sagte Nanni. „Weiß eure Mutter das nicht?“
Die zwei zögerten mit der Antwort.
„Was sagt denn euer Vater dazu?“, bohrte Nanni weiter.
„Papi ist wenig zu Hause. Jetzt muss er gerade wieder in Dänemark eine Maschine aufstellen. Papi ist prima. Da traut sich Christian auch nicht solche Dummheiten zu machen.“
Hanni und Nanni sahen sich an. Die Mutter war vernarrt in den kleinen Buben, in ihr Nesthäkchen. Und deshalb war sie ungerecht zu den Mädchen. Empört sagte Hanni: „Dann schlaft ihr heute Nacht eben bei uns!“
Sie liefen alle vier hinauf in die Mansarde, wo Hilda gerade einen Brief schrieb. Möglichst lautlos schoben sie die Betten nebeneinander und richteten für Birgit und Liesel das Lager. „Ihr müsst euch mit den Besuchsritzen begnügen“, sagte Nanni lachend. „Ich bringe nachher noch ein paar Decken mit. Abendbrot bekommt ihr auch.“
Aber die beiden schliefen längst, als die drei Großen wieder ins Zimmer kamen.
„Ich bin gespannt, was die Mama Strube morgen früh sagt“, erklärte Nanni noch im Einschlafen.
Nun, es gab wieder ein Gezeter. Birgit und Liesel waren mit den Großen aufgestanden und hinuntergegangen. Sie halfen, die Tische fürs Frühstück zu decken, holten die Brötchen herein, die der Bäcker aus dem nächsten Dorf kurz nach sieben ablieferte, und zählten sie in die Brotkörbe.
„Ihr seid ja tüchtige Hilfen“, sagte Frau Roberts erstaunt. „Da haben es meine Mädels heute ja gut.“ Vom Tag vorher erwähnte sie nichts.
Doch dann flog die Küchentür auf. Frau Strube - mit Christian an der Hand - stand empört im Raum. „Stellen Sie sich vor, Frau Roberts, heute sind meine Töchter verschwunden. Wahrscheinlich beleidigt! Na, wenn ich die erwische!“
„Aber sie waren doch eben hier.“ Frau Roberts sah die Frau verwundert an. „Ich habe sie gerade gelobt, weil sie uns so fleißig helfen.“
„So? Und wo haben sie sich in der Nacht herumgetrieben? Ich habe vorhin entdeckt, dass ihre Betten unberührt sind.“
„Bei uns haben sie geschlafen.“ Hanni trat vor und sah Frau Strube empört an. „Weil sie sich nämlich nicht in ihr Zimmer wagten. Sie fürchteten, dass Sie sie schlagen würden.“
Frau Strube wurde hochrot.
Nanni stellte sich neben ihre Schwester und sagte kriegerisch: „Ja, wie Sie es früher schon taten, wenn Christian etwas angestellt hat. Wissen Sie, wie alles gestern zustande kam?“ Und sie berichtete - freilich mehr an Frau Roberts gerichtet -, was Birgit und Liesel erzählt hatten. Frau Strube sagte immer noch nichts. Christian schwieg ebenfalls.
Doch Frau Roberts wandte sich an Frau Strube: „Mir scheint, da haben die Zwillinge ein bisschen voreilig gehandelt, und ich entschuldige mich deshalb für sie. Aber wir selber sind genauso voreilig gewesen, als wir Christians Schwestern ohne Weiteres alle Schuld in die Schuhe schoben. Ihr kleiner Sohn scheint recht genau zu wissen, wie er seinen Willen durchsetzen kann.“
Was gab es weiter zu
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