und ihre Gaeste
gewesen. Meist redeten die beiden Damen gleichzeitig.
„Das ist echtes Theater“, hatte die Ärztin zu ihrer Freundin gesagt. Die beiden konnten sich an diesem Abend gar nicht vom Speiseraum trennen. Die Malerin hatte wie besessen gezeichnet.
Nanni erzählte: „Ich bin fast geplatzt vor Neugier und zu ihr hinübergegangen. Aber die Malerin sagte bloß: Nichts verraten! Heute Abend könnt ihr mich besuchen und euch das Bild anschauen.‘“
Das taten sie natürlich. Margit hatte unter das Bild „Les précieuses ridicules“ geschrieben.
„Was heißt das?“, fragte die keine Conny.
„Sag am besten: Lächerliche Zierpuppen“, erklärte ihr Hilda. Dies alles erzählten sich die Mädchen auf der Wiese und ihre Zuhörer amüsierten sich.
Nun hatten die Mädchen eine Idee, wie sie Frau Kersten zum Besten halten konnten, ohne dass Frau Roberts in Verlegenheit geriet. Sie besprachen es, als die Erwachsenen gegangen waren.
Bobby und Carlotta waren für die Gäste der Fuchsenmühle bisher ja kaum in Erscheinung getreten. Hanni richtete es am nächsten Tag so ein, dass sie mit Hilda gerade unter Kerstens Balkon sprach: „Nett, dass Roberta und Carlotta ihre Tournee hier unterbrochen haben“, sagte sie laut. „Ich dachte immer, wenigstens Carlotta würde bald einmal auftreten ...“ Auf dem Balkon oben wurde vorsichtig ein Stuhl gerückt. „Ob auch Rena Latour bald aus den Ferien zurückkommt?“
Rena Latour war die Mutter einer Klassenkameradin, die kurze Zeit in Lindenhof gewesen war. Die Mutter hatte ihre Tochter dort besucht und alle Schülerinnen waren von der großen Schauspielerin begeistert gewesen.
„Wir wollen ihr bald mal schreiben“, sagte Hilda.
„Ach, vielleicht trifft Carlottas Vater sie demnächst in Wien. Dann fahren wir ganz einfach hin.“
Die Mädchen gingen langsam weiter. Der Schatten des Balkons fiel auf ihren Weg und sie erkannten einen Kopf, der sich über die Mauer beugte. Ihr Gespräch hatte gewirkt!
„Sag mal“, fing Frau Kersten mittags prompt an, als Hanni die Suppe brachte, „was sind das für zwei junge Mädchen, die gestern eintrafen? Ich sehe sie nirgends.“
„Oooch“, antwortete Hanni betont lässig, „das sind ein paar Freundinnen von uns.“
„Wie heißen sie denn?“
„Roberta und Carlotta.“
„So, so ... Habe ich die Namen nicht schon gehört?“
„Glaub ich nicht“, sagte Hanni. „Sie treten ja unter ... Ach Verzeihung, das darf ich nicht sagen.“
„Aha, sie haben Künstlernamen.“
Hanni schwieg.
„Ihr verkehrt wohl viel in Künstlerkreisen?“, fragte Frau Kersten weiter. „Zufällig - rein zufällig - hörte ich, dass ihr Rena Latour erwähntet ...“
„Hm ... ja.“ Hanni wirkte sehr zurückhaltend. „Verzeihen Sie, aber die meisten Künstler haben es nicht gern, wenn man mit ihnen protzt. Wir tun das nie.“
„Ich verstehe!“ Frau Kersten kam nicht im Traum auf die Idee, dass das eine Spitze gegen sie selber sein könnte.
Frau Merula, die Amsel, lauschte mit großen Augen. Hanni lächelte und verzog sich. Und nun tuschelten die beiden Damen, besonders als Bobby und Carlotta aus dem Garten kamen und zu den Freundinnen gingen.
„Hoffentlich verrät Mamsell uns nicht“, meinte Carlotta, als Hanni draußen berichtete. Aber da kannte sie die fröhliche Französin schlecht! Bei Tisch gaben die Mädchen zum Besten, was sie angestellt hatten. Frau Roberts war gerade nicht im Raum, das traf sich gut. Mamsell dagegen lachte schallend und lief schnell zur Malerin. Das Bild von den „Précieuses ridicules“ wollte sie unbedingt sehen. Nein, war das ein Spaß!
Sie verriet der jungen Dame sofort, welchen Jux ihre Mädchen sich mit den zwei Kunstbesessenen gemacht hatten. Es wurde die reinste Verschwörung: Bei Tisch warfen die Malerin und die Ärztin immer wieder irgendeine Bemerkung zu den Freundinnen hin: „Nun, was macht die Kunst?“, oder: „Bleibt ihr gut in Form?“, und dann sah Frau Kersten die Amsel bedeutungsvoll an. Nie mehr wurden die Mädchen gehetzt und nie wieder wurde über eine von ihnen gemeckert. Und das hatte ja sein Gutes ...
Bobby und Carlotta konnten nicht lange bleiben. „Wir erzählen allen Leuten, wie schön es in der Fuchsenmühle ist“, versprachen sie Frau Roberts. „Sie werden sich noch wundern, wie viel neue Gäste sich anmelden!“
Eine Amsel wird zur Schlange
Aber dann geschah eine böse Geschichte. Mit hochrotem Kopf kam die Amsel aus ihrem Zimmer. „Ich bin bestohlen worden“, rief
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