und ihre Gaeste
Nachlässigkeit.
Kerstens blieben noch ein paar Tage. Aber lange hielt es die Frau nicht mehr aus. Im Grunde spürte sie, dass sie bei der ganzen Sache eine unrühmliche Rolle gespielt hatte.
Ein Fest auf der Wiese
Es war ohnehin gut, dass wieder Platz wurde. Neue Gäste meldeten sich an. „Schade“, sagte Frau Roberts eines Tages zu Herrn Marcel, „ich werde vielen absagen müssen. Dabei fängt der Betrieb an, mir Spaß zu machen. Ich bekomme nächste Woche auch Hilfskräfte. Dann können die Lindenhofer Mädchen endlich in die Ferien fahren.“
„Sie sollten anbauen“, war seine Antwort. „Frau Wendland erzählte mir einmal, dass sie das mit ihrem Mann schon geplant hatte. Durch seinen Tod ist nichts daraus geworden. Aber ich finde, Sie sollten den Plan wieder aufgreifen.“
„So mutig bin ich nun auch wieder nicht.“ Frau Roberts lachte. „Ich bin froh, dass ich jetzt mit dem Bürokram klarkomme. Ohne Ihre Hilfe hätte ich es freilich nicht geschafft.“
„Nun, mit dieser Hilfe können Sie auch weiterhin rechnen“, versicherte er, „vorausgesetzt, dass ich bleiben darf.“
Nach diesem Gespräch grübelte Frau Roberts öfter mal darüber nach, wer dieser Monsieur Marcel Lati eigentlich war.
Ihre Tante konnte ihr nur sagen, was sie selber schon wusste: Nach einem Unfall hatte er sich in der Fuchsenmühle erholen wollen. Dann gefiel es ihm so gut, dass er nach seiner Genesung blieb. Als Frau Wendland nach dem Tod ihres Mannes in einer schwierigen Lage war, half er ihr.
„Ich habe ihn gebeten, sich nicht länger als zahlender Gast zu betrachten, sondern als echter Gast. Sonst weiß ich nur, dass er viel schreibt, oft bis tief in die Nacht hinein, und dass seine Korrespondenz gewaltig sein muss.“
Frau Roberts war im Grunde sehr energisch. Der Plan mit dem Anbau spukte ihr von da an immer wieder im Kopf herum. Als sie einmal mit den drei Großen, mit Hilda und den Zwillingen, im Garten hinterm Haus saß, sagte sie halb für sich: „Dort, an der Südseite, könnte man tatsächlich anbauen.“
Die drei horchten auf. „Sie wollen bauen?“, fragte Hanni erstaunt.
„Es ist ein alter Plan meiner Tante. Monsieur Marcel sprach davon. Er redet mir zu, noch im nächsten Jahr anzufangen.“
„Eine tolle Idee“, rief Hanni begeistert. „Sie sollten da vor den Zimmern eine überdachte Veranda bauen, dann können sich Ihre Gäste auch bei Regenwetter an der frischen Luft aufhalten.“
Hilda stammte aus einer großen Gärtnerei. Sie schlug vor, Büsche und Blumenrabatten vor dem Neubau zu pflanzen.
„Frau Roberts, wir entwerfen morgen gleich einen Plan, in den wir einzeichnen, wie wir uns das alles vorstellen!“
Aber Frau Roberts lachte. „Ganz so fix soll es nicht gehen. Wenn das Haus im Herbst leer ist, muss ich erst einmal schauen, was auf meinem Konto geblieben ist. Dann lässt sich erst entscheiden, ob und in welchem Umfang ich bauen kann. Ich denke, Herr Marcel wird mich auch beraten.“
„Ach ja“, sagte Hanni voll ehrlicher Überzeugung, „so ein Mann ist nicht mit Gold zu bezahlen.“
Das klang urkomisch und alle drei - Frau Roberts, Nanni und Hilda - lachten schallend.
Ein sonderbares Schreiben kam ins Haus. Herr Marcel hatte den Absender gelesen und legte den Brief schmunzelnd auf die übrige Post.
„Monsieur Marcel“, rief Frau Roberts, als sie ihn überflogen hatte, „kennen Sie die fröhlichen Brummer? Lesen Sie mal!“
Es war wirklich ein sonderbarer Brief:
„Liebe, verehrte Dame“, stand da, „ob Sie sich noch an uns erinnern? Voriges Jahr haben wir unser Jahrestreffen bei Ihnen abgehalten. Wissen Sie noch, wie wir mit unseren Mopeds und Motorrädern angeknattert kamen und Ihre Gäste sich die Ohren zuhielten? Wir haben uns trotz der geräuschvollen Ankunft mit allen bestens vertragen und ein pfundiges Wochenende in Ihrer Gegend verbracht.
Kurz gesagt: Wir möchten wiederkommen. Dürfen wir? Wir sind neun Burschen. Drei davon wollen ihre Mädchen mitbringen.
Zelte haben wir genug und möchten sie gern wieder auf der großen Wiese hinter Ihrem Haus aufstellen. Musik machen wir, so viel Sie vertragen - garantiert nicht mehr.
Dürfen wir damit rechnen, dass Sie uns wieder bekochen? Es hat uns so gut geschmeckt! Bitte sagen Sie Ja zu allen Fragen, und grüßen Sie auch Ihre runde, muntere Köchin.“
„Ich ahnte so etwas, als ich den Absender las“, sagte Herr Marcel lachend. „Ja, die jungen Leute waren letztes Jahr an einem Wochenende hier. Ein bisschen
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