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Und immer wieder Liebe Roman

Titel: Und immer wieder Liebe Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Calvetti
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der Sechzigsten zu meiden, aber Sarah hat sich durchgesetzt, und Emma, Du wirst es nicht glauben, aber Dein Lieblingsknappüberfünfzigjähriger ist Schlittschuh gelaufen, ausgerechnet auf der Bahn an der Rockefeller Plaza.
    Heute Morgen habe ich in einer Internetzeitung die Resultate einer Umfrage gelesen, die man unter etwa tausend Italienern beiderlei Geschlechts durchgeführt hat. Du weißt schon, das sind diese dämlichen Statistiken, die einem das Gefühl geben, in guter Gesellschaft zu sein (was auf mich nicht zutrifft). Ich habe sie ausgedruckt und teile Dir ein paar Zahlen daraus mit: Einer von drei Ehebrüchen findet in der Mittagspause statt, zwischen halb eins und halb drei. Zwei Stunden reichen nicht, um nach Hause zu gehen oder ein Hotel in der Nähe zu finden – mir reicht allerdings eine halbe Stunde, um Dir einen Brief zu schreiben. Bevorzugter Schauplatz für Ehebrüche ist daher also meistens das Auto oder das Büro, das sich um diese Zeit günstigerweise leert.
Zu betrügen macht offensichtlich immer noch Angst, wer aber daraufverzichtet, bereut es am Ende. Nur einer von zehn Ehebrechern fühlt sich schuldig. Der Verführung jedoch erliegen fast alle: 29 Prozent der Befragten sogar nach eigenem Bekunden »oft«, 43 Prozent »ziemlich oft«, 17 Prozent »ab und zu« und nur neun Prozent »selten«. Die Ausrutscher passieren am häufigsten, wenn man eine attraktive Person trifft, sich mit dem Partner gestritten hat, wenn man sich besonders gut in Form fühlt oder wenn man sich auf Geschäftsreise befindet. Am ehesten scheinen uns Arbeitskollegen, Unbekannte oder der klassische beste Freund oder die beste Freundin des Partners in Versuchung zu führen. Dennoch macht das heimliche Betrügen fast der Hälfte der befragten Italiener Angst, weil sie sich vor negativen Folgen im Alltag fürchten, weil sie Schuldgefühle haben – vor allem aber, weil sie Angst haben, entdeckt zu werden. Ganze sechs Prozent entsagen und bleiben ihrem Partner treu. Meine liebe Emma, da Du Liebesromane verkaufst, hat mich die Untersuchung, so idiotisch sie sein mag, unvorsichtigerweise an uns erinnert. An uns, die wir aus allen Statistiken herausfallen, weil Buchhändler und Architekten grundsätzlich nie befragt werden.
    Ein Kuss, wie er in den Umfragen nicht berücksichtigt wurde.
    Federico
     
     
    Alice starrt seit Stunden wie eine Wahnsinnige auf den Computerbildschirm. Und das, obwohl ich mir damals ausgebeten hatte, dass mit der Kiste maximal eine Stunde pro Tag gearbeitet wird. Mittlerweile schaltet sie jedoch morgens als erste Amtshandlung den Rechner an, checkt E-Mails und spaziert durch ihren virtuellen Laden, um sich meinen Anweisungen zu entziehen. Dann packt sie Pakete, die ich dann zur Post schleppen muss. Ich bin
die Versandbeauftragte. Alice entfernt sich nur ungern von ihrem Posten __ selbst dann, wenn die Ladenglocke einen Kunden ankündigt. Andererseits: Wenn es jemand wagen würde, mich morgens von meiner Tasse Kaffee und meiner Zeitung wegzuholen, würde ich auch stinksauer werden. Insofern kann ich sie sogar ein Stück weit verstehen. Alice verschmiert sich nie die Finger mit Tinte. Ihre Liturgie wird vom Bildschirm vorgegeben, und wenn sie ihn reinigt, sprüht sie sogar Druckluft auf die Tasten. Sie hat ihre Gemeinde von gesichtslosen Kunden und Freunden, die wie sie am Computer kleben. Sie bestellen Bücher oder, was noch häufiger passiert, chatten miteinander, verabreden sich, verständigen sich über Romane, holen Meinungen ein. Alice druckt mir Bestellungen von den Titeln aus, die sie nicht im Laden findet, außerdem die kuriosesten Einsendungen und die E-Mails, die Mattia regelmäßig aus Sydney schreibt. Aus der Ferne betrachtet, scheint sie in einem Schattenreich zu leben. Sie findet einfach keinen Freund, der sie versteht (spätestens nach dem dritten Treffen fallen alle Hoffnungen in sich zusammen): Entweder machen die Männer sich vom Acker (weil Alice zu anstrengend ist für ihre winzigen Hirne), oder sie tut es. Alice kann dumme und fantasielose Leute nicht ertragen. Es macht leise »kling« aus dem Lautsprecher. Eine neue E-Mail ist gekommen.
     
    Alice,
    hast Du Rebecca von Daphne du Maurier? Du weißt schon, das Buch über diesen reichen Witwer, der noch einmal heiratet, obwohl er in der ewigen Erinnerung an seine erste Frau lebt, die irgendwann aus dem Reich der Toten wieder emporsteigt. Der Witwer gesteht, sie getötet zu haben, weil sie von einem anderen schwanger war, aber dann

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