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Und in der Hölle mach ich weiter

Und in der Hölle mach ich weiter

Titel: Und in der Hölle mach ich weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucker Max
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Freitagmorgen, an dem MTV in Chicago war, um einen Beitrag über mich zu drehen, brach gegen 4 Uhr in der Frühe mein Blinddarm durch. Die Schmerzen waren so heftig, dass ich aus dem Schlaf erwachte. Ich hatte das Gefühl, jemand hätte mir ein rostiges, gezacktes Küchenmesser in den rechten Unterleib gerammt und würde dann damit in meinen Eingeweiden rumwühlen.
    Ich weiß nicht mehr, wie viel Schmerztabletten Motrin ich eingeschmissen habe, aber es war deutlich mehr als die empfohlene Dosis. Mit »deutlich mehr« meine ich »die halbe Flasche«. Während der nächsten beiden Tage, die die Dreharbeiten mit MTV noch andauerten, litt ich so unglaubliche Qualen, dass schließlich fast die ganze Pulle leer war. In einer sind 100 Tabletten – Kinder, probiert das bitte nicht zu Hause aus.
    Auf Geheiß meiner Freunde – viele von ihnen sind Ärzte – beschloss ich irgendwann, eine Notaufnahme aufzusuchen. Diese Entscheidung traf ich nach einem Gespräch mit Andrew, der eine Arztpraxis hat: »Alter, das kann böse enden. Mit inneren Verletzungen ist nicht zu spaßen. Du musst in ein Krankenhaus. Lass alles stehen und liegen, und mach dich sofort auf.« Es war Sonntagnacht, 23 Uhr, und ich fuhr sofort zur Notaufnahme.
    Nachdem ich am Cook County Hospital angekommen und meinen Wagen geparkt hatte, stellte ich mich am Empfangstresen an, um mich aufnehmen zu lassen. Kurz bevor sich die Aufnahmeschwester mit mir beschäftigen konnte, kam ein Krankentransport an und lieferte einen stark blutenden Kerl mit Schussverletzungen ein. Ich bin mir nicht sicher, von wie vielen Kugeln der Typ getroffen worden war, aber mindestens drei Einschusslöcher hab ich gesehen. Sie mussten sogar extra eine Reinigungskraft rufen, um das ganze Blut vom Boden aufzuwischen.
    Angesichts dieser Situation schaute mich die Schwester nicht mal an und drückte mir nur meine Nummer in die Hand. Es war – ich schwöre es bei Gott – die 187 48 . Ich schaute auf meine Nummer, blickte dem Assistenzarzt nach, der mit dem Möchtegern-Tupac [48] den Gang hinunter verschwand, und spazierte postwendend die Tür hinaus. Kommt nicht infrage. An Übernatürliches glaub ich nicht, ich bin nicht mal im Geringsten abergläubisch, aber es gibt Zeichen, die man nicht ignorieren sollte.
    Den ganzen nächsten Tag über litt ich Todesqualen. Als um zehn Uhr abends ein Tsunami von Schmerzen über mich hereinbrach, lag ich gerade auf meinem Sofa. Auf einen solchen Schmerzanfall war ich durch nichts vorher vorbereitet. Ich hatte mir schon einen Arm, ein paar Rippen und eine Hand gebrochen, eine Rotatorenmanschette gerissen, beide Knie überdehnt, beide Fußknöchel übel verstaucht, ein Trommelfell zum Platzen gebracht, Fingernägel ausgerissen, war in Zimmermannsnägel getreten, hatte ’ne Warze an der Fußsohle usw., usw., usw. Ich dachte also, ich hätte bereits ein großes und repräsentatives Schmerzspektrum erlebt. Aber weit gefehlt!
    Ich war wie gelähmt und musste all meinen Willen aufbringen, um vom Sofa bis zum Tisch zu kommen, mein Telefon zu packen und meinen Mitbewohner anzurufen. Der lag gerade im Bett.
    Mitbewohner: »Tucker, warum rufst du mich von deinem Wohnzimmer aus an?«
Tucker (kaum hörbar flüsternd): »Krankenhau s …«
Mitbewohner: »Oh, Scheiße. Okay, okay, halt durch!«
    Die gesamte Fahrt nach Cook County über war ich vor Schmerz fast betäubt. Eine Krankenschwester schob einen Rollstuhl zum Wagen, brachte mich direkt in den Warteraum und wollte mich gerade wieder zurück in die Notaufnahme fahren, als eine andere Schwester ihr sagte, sie solle mich doch ins Schwesternzimmer bringen und meinen Blutdruck und die Temperatur messen.
    Auf dem Weg dahin stieß sie mit mir gegen jeden Stuhl, gegen jede Wand und sämtliche Hindernisse, die es gab. Bei jedem der Stöße, die meinen Blinddarm mit der Stärke 8 auf der Richterskala erbeben ließen, stöhnte ich vor Schmerzen auf. Als wir endlich im Schwesternzimmer ankamen, stellte mich die Krankenschwester, eine Asiatin, die ein gebrochenes Gettoenglisch sprach, als Letzten am Ende einer Reihe von sechs Leuten ab.
    Als ich mir diese Leute ansah und merkte, dass keiner von ihnen an gefährlichen, lebensbedrohlichen inneren Verletzungen litt, wurde ich wütend. Ein Adrenalinschub versetzte mich daher in die Lage, so viel Stimmkraft aufzubringen, dass es in der gesamten Cook-County-Notaufnahme plötzlich mucksmäuschenstill wurde.
    Tucker: »WAS IST HIER LOS, VERDAMMTE SCHEISSE? WARUM BIN ICH WOHL

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