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Und in der Hölle mach ich weiter

Und in der Hölle mach ich weiter

Titel: Und in der Hölle mach ich weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tucker Max
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dem Berufsbild, das ich von einem Anwalt im Kopf hatte, fehlte das stundenlange Herumsitzen in der hirntoten Büroatmosphäre, umgeben von langweiligen Menschen, verstrickt in total unbedeutenden Papierkram. Wenn du als Anwalt arbeitest, versuchst du hauptsächlich, den Unfug zu vertuschen, den andere Leute angerichtet haben. Du bringst die echte Arbeit anderer Menschen juristisch unter Dach und Fach, letztlich bist du nur der Erfüllungsgehilfe von Menschen, die wirklich wichtige Sachen machen. Die Leute bei Yahoo, Cisco und Network Solutions (alles unsere Mandanten) bewegten tatsächlich etwas. Aber was tat ich? Ich erledigte langweiligen, überflüssigen, hirntoten Bullshit. Ich war irgendein Junior-Papiersklave und hasste jede Sekunde dieses Daseins. Ehrlich gesagt, würde ich gerne behaupten, dass es an der Firma gelegen hat oder an den Kollegen dort, aber so war’s nun mal nicht. Ich hasste den Job an sich. Anwalt sein ist einfach SCHEISSE.
    Wenn ich mich langweile oder unzufrieden bin, beginnt mein Verhalten dem eines cracksüchtigen Affen zu ähneln, der am Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom leidet. Und zwar so lange, bis ich eine unterhaltsame Beschäftigung finde. Die Kanzlei und die Arbeit langweilten mich sehr, was also sollte ich tun? Mich mit der Langeweile abfinden und weiterackern? Oder besser, wie bei meiner Website an der Uni, meiner Kreativität freien Lauf lassen?
    Weder noch. Ich hab mich volllaufen lassen und benommen wie ein Arschloch. Eigentlich jeden Tag und ganz besonders bei Firmenfesten, wenn der Schnaps gratis war. Wenn der Anwaltsberuf schon nicht sonderlich aufregend war, so musste ich ihn doch verdammt noch mal irgendwie aufregend machen!
    Am ersten Freitag, den ich dort verbrachte, veranstaltete die Firma einen Orientierungstag für die neuen Sommerpraktikanten. Am Abend zuvor war ich mit meinem Mitbewohner auf der Party einer Zeitschrift in San Francisco, hatte mir mächtig einen geballert und ging mit einem der Models von der Party nach Hause (jedenfalls hat sie behauptet, sie sei Model, wer weiß). Als ich morgens gegen 6 Uhr in ihrer Wohnung in Oakland aufwachte, wurde mir klar, dass ich die Konsequenzen meines Handels nicht richtig bedacht hatte. Von Oakland bis zu meiner Kanzlei war es sehr weit, und um 9 Uhr sollte ich bei unserem Sommerpraktikanten-Orientierungstag antreten.
    Jetzt hieß es gut planen: Ich durchwühlte ihre Handtasche (wobei mir der große Kondomvorrat auffiel) und guckte in ihren Führerschein, damit ich ihren Namen wusste, wenn ich sie aufweckte (ja, so ein Abend war das). Sie meinte zwar, dass sie mich fahren könne, aber nicht bis zu meiner Wohnung, die in Mountain View lag (und das ist noch weiter von Oakland entfernt als Palo Alto), und dass sie um 10 Uhr irgendwo sein müsste. Für mich bedeutete das, dass ich an diesem Freitag in der Arbeit die gleichen Klamotten tragen musste, mit denen ich am Abend zuvor aus gewesen war. Im Grunde keine Katastrophe, wenn man von dem Schnaps, der Kotze, der Pisse (und eventuell anderen Flüssigkeiten) darauf absah.
    Schnaps war klar, aber wo kamen die Pisse und die Kotze her? Auf dem Heimweg donnerstagnachts hatten wir an einem Jack-in-the-Box-Restaurant gehalten. Wie sie dieses Zeug fressen und trotzdem so einen Körper haben konnte, war mir schleierhaft; sie war das Gegenteil von einem Übergrößenmodel, also wahrscheinlich bulimiekrank.
    Während wir im Drive-thru warteten, forderten die aberwitzigen Mengen von Alkohol, die ich konsumiert hatte, ihren Tribut: Ich stieg aus, schlich mich hinter einen Busch und versuchte, gleichzeitig zu pissen und zu kotzen. Es ist schon schwer genug, sich nicht selbst vollzukotzen, wenn man besoffen ist, aber noch schwieriger, wenn du gleichzeitig pinkelst. Wie auch immer: Ich hab danach ein Pfefferminzbonbon in den Mund gesteckt, die Pisse flecken verdeckt, bis sie getrocknet waren, und die Alte trotzdem ins Bett gekriegt. Ist Alkohol nicht ’ne tolle Sache?
    Als ich bei meinem Orientierungstag auftauchte, torkelte ich immer noch wie ein Betrunkener, stank wie eine Kneipe und hatte blutunterlaufene Augen. Irgendwie schaffte ich es trotzdem unfallfrei bis nach dem Mittagessen, als man uns mit anderen Sommerpraktikanten zusammensetzte, um uns gegenseitig allerlei Sachen über uns zu erzählen und schließlich allen im Raum zu verklickern, was wir daraus gelernt hatten. Ich hatte keinen Schimmer, was ich dem mir zugeteilten Typen erzählen sollte, also hab ich ihm einfach gestanden,

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