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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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hinterher.«
    »Nein. Ich wartete, daß er wieder herauskommen würde. Als er es tat, sah er panisch aus. Er ging zur Bar und sagte dem Barkeeper, er solle ihm einen doppelten Cuba libre machen. Er trank. Ich saß nicht neben ihm, weil er mich nicht ausstehen kann. Ich bin im Outhouse nicht besonders beliebt. Allerdings bist du es jetzt auch nicht mehr.« Er schnaufte.
    »Du hättest versuchen können, Crip zum Reden zu bringen.«
    »Nein, dieses Mal nicht. Es hätte nicht funktioniert. Er war tief, tief in seine eigenen Gedanken versunken. Andere Leute versuchten, mit ihm zu reden, aber er wollte nichts von ihnen wissen. Ungefähr eine Stunde später kam Lars rein. Ich dachte, er checkt die Dinge nur mal, um sicher zu sein, daß die Luft rein ist für Strom. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, wem Strom aus dem Weg gehen wollte. Du und Crutch ward schon gegangen, und wenn Crip ihn aus dem Büro angerufen hatte, wie ich annahm, dann würde Strom das auch wissen. Lars setzte sich neben Crip und flüsterte ihm ins Ohr. Crips Gesicht wurde weiß. Ich rutschte näher, um zu versuchen, was mitzukriegen. Aber da kam Strom die Treppe rauf, und alle schauten ihn an.«
    »Jesses. Ein Zauber.« Ich erinnerte mich daran, was Crip über Strom einmal gesagt hatte — daß er magische Kräfte hätte.
    »Ich sage dir, Wanda, das ist merkwürdig«, kommentierte Alex. »Strom hat noch nicht mal was gesagt. Es war, als ob alle spürten, daß er hereinkam. Ich tat es jedenfalls. Ich hatte noch nicht mal die Tür im Auge gehabt, aber ich wußte, daß sich etwas in dem Raum verändert hatte.« Ich spürte einen Egozuwachs. Immerhin kriegt es nicht jedes Mädchen zustande, einen menschlichen Magneten zu bumsen.
    Ich fragte: »Was hatte er an?«
    »Wer?«
    »Strom, Hohlkopf.«
    »Weiß ich nicht. Hosen, ein Hemd.«
    »Und seine Lederjacke?«
    »Was für eine Lederjacke?«
    Männer haben absolut kein Kleidergedächtnis. »Vergiß es.«
    Alex wirkte verwirrt. »Macht es was aus?«
    »Es hilft einfach, sich die Szene vorzustellen.«
    »Klar, Wanda«, höhnte er. »Strom trug, was er auch sonst immer in deinen Phantasien trägt.« In meinen Phantasien trägt er überhaupt nichts. Alex fuhr fort: »Also, Strom ging auf Crip zu und flüsterte was. Diese Typen flüstern dauernd. Die reden nicht wie normale Menschen. Also schüttelte Crip seinen Kopf und sagte: >Sie weiß von überhaupt nichts.< Ich vermute, daß er über Crutch redete. Dann sagte er: >Sie ist eine Frau<, als ob das irgend etwas erklären würde.«
    »Wie, so nach dem Motto: >Sie spinnt sowieso    »He, ich hab’s nicht gesagt.«
    »Sie hätten auch von mir reden können, Hirnomane.«
    »Dann hätten sie auch recht gehabt.«
    »Sagst du da gerade, daß ich spinne?«
    Er hielt seine Hände in die Luft. »Was zum Teufel ist mit dir los?« fragte er. »Ich rede hier über den Fall, darüber, wie wir unser Geld verdienen. Glaubst du, daß du dein Ego mal auch nur für zehn Sekunden zügeln könntest?« Er seufzte. »Mir ist bewußt, daß dies eine schwierige Zeit für dich ist, und ich kann mir vorstellen, daß im Moment deine Gefühle in Aufruhr geraten sind. Aber komm da mal wieder runter. Du wirst dafür bezahlt, ein Verbrechen aufzuklären, nicht, um in einer Heavy-Metal-Seifenoper mitzuwirken.«
    »Du steckst hier genauso tief drin wie ich.«
    »Bin ich also hier das Häufchen widerstreitender Impulse?«
    »Nein, du bringst nur andere auf die Idee, sie müßten jetzt so was sein.«
    Er starrte mich leer an. Vielleicht war die Idee, mit Alex wieder zusammenzuarbeiten, ein Satz mit X gewesen. Er brachte mich dazu, Fehler zu machen. Ich fragte mich, ob Alex gerade dasselbe dachte, als er sich an meinen Eisschrank lehnte und seine Arme über der Brust kreuzte.
    Ich sagte: »Habe ich dich unterbrochen?«
    »Wanda, vielleicht sollte ich...«
    »O bitte, fahr doch fort.«
    Er seufzte und machte dann weiter. »Während Strom redete, konnte Crip ihm nicht geradeaus in die Pupille sehen. Also konnte er nicht anders, als in meine Richtung zu sehen. Unsere Blicke trafen sich, und ich zwinkerte ihm zu. Sein Gesicht verzog sich sofort, was Strom bemerkte. Er drehte sich erst zu mir und dann sofort wieder zurück zu Crip und flüsterte irgendwas. Lars kam rüber und setzte sich neben mich. Hast du das schon bemerkt? Lars trägt mein Aftershave.« Hatte ich — fand es aber nicht besonders tröstlich. »Lars lächelte mich an, und für eine Sekunde wurde ich nervös. Dann spazierte

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