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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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zündete mir eine Zigarette an. Sie schmeckte klasse. Der Kutscher hustete einmal zu oft, und ich sagte ihm, er solle die Schnauze halten und fahren.
    Lange Fahrten nach Manhattan hinein, in den frühen Morgenstunden, forcieren diese Sache mit dem analytischen Mädchen. Ich fordere die Momente kontemplativen Nachdenkens sicherlich nicht heraus, aber sie haben so eine geschickte Art, mich in einen Hinterhalt zu locken. Mein erstes Dilemma war, ob es eine so gute Idee war, sofort zu Strom zu rennen. Immerhin sollte man berücksichtigen, daß ich ihm nie getraut hatte und daß er mir umgekehrt jetzt auch nicht mehr trauen konnte: Er wußte über Alex Bescheid. Mein zweites Dilemma war, daß ich möglicherweise nach dieser emotional so schäumenden Begegnung mit meinem tolpatschigen Ex-Freund einfach Ärger suchte, um mich dafür zu bestrafen, daß ich nicht nett genug zu ihm gewesen war. Ich fragte mich, was ich in dieser Auf-Teufel-komm-raus-Laune wohl anstellen würde. Und ich muß zugeben, daß diese Entdeckung der Tiefen meiner selbstzerstörerischen Neigungen mich mehr als nur ein bißchen aufregte. Schlechte Launen endeten für mich meistens mit einer geleerten Flasche oder zwischen zerknüllten Bettlaken. Ich erinnerte mich an einige der Sachen, die Strom und ich neulich nachts gemacht hatten. Jedwede Schuldgefühle, die ich vorher in bezug auf Crutch gehegt hatte, schlüpften weg, je weiter ich von meiner Wohnung wegfuhr. Zum Zeitpunkt, als ich am B-&-I-H auptquarticr ankam, hatte ich eine sehr klare Idee, was ich zu tun hatte. Und die hatte nichts damit zu tun, in den Boden eines schmutzigen Glases zu starren.
    Smith Jones, der Witzbold, war dabei, vor dem mit Graffiti bedeckten Gebäude auf der 11th und Ist Avenue seine Auspuffrohre auf Hochglanz zu bringen. Ansonsten war außer einigen Berbern auf der Ecke und irgendwelchem East-Village-Geschmeiß niemand in der Gegend. Smiths Pferdeschwanz hüpfte, als er sich hinüberbeugte, und sein Overall lag so eng an wie Karamel auf einem Jahrmarktsapfel. Als er mich sah — rasant auf der Suche nach seinem furchtlosen Führer — aus der Taxe springen sah, ließ Smith seinen Lappen fallen und eilte rüber, um mich zu begrüßen. Oder um mich abzuwimmeln, ich war mir da nicht ganz sicher.
    Ich sagte: »Geh mir aus dem Weg.«
    Er sagte: »Wo brennt’s denn, Babe?«
    »Es sind zehn Grad unter Null, und ich habe schlechte Laune.«
    »Beantworte mir vorher noch den hier: Warum sind die siamesischen Zwillinge nach England gezogen?«
    »Hast du nicht irgendwo eine Verabredung, jemanden zu verprügeln?«
    »Damit der andere mal fahren konnte. Heh, heh.« Er warf seinen Kopf nach hinten, um zu lachen, und ich bemerkte, daß das Medaillon und die Kette seinen muskulösen Hals umspannten.
    »Das ist eine unheimlich schöne Kette, die du da trägst«, flötete ich. »Wo hast du sie nur gefunden?« Kommt sie vielleicht von meinen besonderen Freunden, den staatlichen Schnüfflern? Ich könnte gerade die Identität ihres Informanten entdeckt haben.
    »Ein Freund hat mich gebeten, es zu tragen. Wer bin ich, so ein Anliegen abzulehnen?«
    »Trägt dieser Mensch zufällig ein Polizeiabzeichen?«
    »Meine Freunde brauchen keine beschissenen Abzeichen.«
    »Aber immer mal ein Bad.«
    Er roch an seinen Achselhöhlen. »Wenn ich alle meine Geheimnisse offenbaren würde«, sagte er, »würde ich meinen Sex-Appeal verlieren.«
    »Such mal ein bißchen, und ich bin mir sicher, daß du ihn wiederfinden würdest.«
    »Im Grunde genommen, Babe, werde ich es deswegen nicht erzählen, weil du diejenige bist, die es wissen will.«
    »Wie ritterlich von dir.«
    »Laß dich von diesem Medaillon nicht irreführen. Ich habe schon Hunderte berittert.« Ich notierte diese Information in meinem geistigen Stenoblock und marschierte an ihm vorbei auf den Eingang des Hauptquartiers zu.
    Er rief mir hinterher: »Ich wollte heute mein Tarnhemd anziehen — aber ich konnte es nicht finden. Heh, heh.« Ich trat die blutroten Türen auf. Lars war auf der anderen Seite, seine massige Gestalt auf einem kleinen Holzstuhl aufgebaut. Er sah auf, als hätte er mich erwartet. Er löste gerade das Times-Kreuzworträtsel.
    »Schlaft ihr Verbrecher eigentlich nie?« fragte ich, obwohl ich natürlich wußte, daß sie das tagsüber taten.
    Lars deutete auf die Bibliothek. »Er ist nicht hier.«
    »Wo ist er?« fragte ich, aber Lars ignorierte das. Ich versuchte, ihn zu ärgern: »Du siehst ja so pompös aus wie ein zu stark

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