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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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>Und was ist mit den Schecks? Wenn du dir nichts aus mir gemacht hast, warum hast du dann Geld geschickt?< Er sagte, er wüßte nicht das geringste darüber und daß, wenn ich auf der Lohnliste sei, es nicht seinetwegen so gekommen wäre. Ich hatte nie einen der Schecks wirklich gesehen, und ich dachte dann, daß sie vielleicht nie gekommen waren. Ich war ganz durcheinander. Vielleicht hatte meine Mutter mich angelogen, damit ich bei ihr bliebe. Ich wußte nicht, was ich denken sollte. Er warnte mich davor, seine Vergangenheit aufdecken zu wollen. Aber ich weiß sowieso nichts — ich habe nur ein Jahr mit ihm zusammengelebt, und er ist nicht der gesprächigste Typ der Welt. Ihn wiederzusehen — und bei ihm zu sein — war schmerzhaft, aber die Art, wie er mit mir redete, war so brutal.«
    »Also sagtest du: >Fick dich selbst<, zogst dich wieder an und hast dich zum Teufel da rausgemacht.«
    »Er band mich am Bett fest und ohrfeigte mich, während er mich bumste.«
    »Der Scheißkerl.« Das meinte ich wirklich ernst.
    »Ich habe ihn darum gebeten.« Sie sah den verwirrten Ausdruck auf meinem Gesicht. »Das ist einfach das, was mich kommen läßt. Was läßt dich kommen, Wanda?«
    Jede Menge Sachen, die nicht geeignet wären, um sie hier detailliert zu beschreiben. »Zärtlichkeit«, sagte ich. »Eine sanfte Berührung an der Wange. Ein versehentliches Gegeneinanderstreifen. Ein sachtes Streicheln der Brust.«
    »Bullshit«, bemerkte sie zutreffend. »Ich sehe dich als die Art von Frau, die eine Ohrfeige gut gebrauchen könnte.«
    »Vielleicht solltest du eher in die Zeitung sehen. Da könntest du was lernen.« Meine sexuellen Neigungen ausgerechnet mit der Frau des Mannes zu besprechen, mit dem ich gerade die vorangegangene Nacht verbracht habe, war mir unangenehm. (Aber an einer Bar würde ich einem Fremden durchaus ein paar Illustrationen auf eine Cocktailserviette malen.) Man verstehe mich nicht falsch, ich bin von meinem hohen Roß schon im Kindergarten runtergefallen. Aber egal, wie viele Männer ich in wie vielen brezelartigen Verrenkungen vögele, ich denke immer noch, daß Sex etwas Heiliges ist — geteilt zu werden und besprochen zu werden (durchaus auch ausführlich) — , aber er sollte nicht in den Dreck gezogen werden. Ich hatte das Gefühl, Crutch war nicht annähernd so interessiert an meinen sexuellen Vorlieben wie daran, anzugeben. Um dies festzuhalten: Ich bin niemals festgebunden, geohrfeigt und dabei gefickt worden.
    Ich sagte: »Wie auch immer. Hör mal, Sally. Du würdest mir hier nicht auf die Tränendrüse drücken, wenn da nicht auch was für dich drin wäre.«
    »Fragst du mich gerade, was ich von dir will?«
    »So höflich, wie ich es gerade kann.«
    »Ich will, was du willst.«
    »Deine eigene Talk-Show?«
    »Ich will Strom kriegen.«
    »Ihn zurückkriegen.«
    »Ihn kriegen. Ihn reinlegen. Ihn zusammenbröseln sehen.«
    »Dann glaube ich allerdings nicht, daß wir beide dasselbe wollen.«
    »Natürlich wollen wir das. Das weißt du nur noch nicht.« Was immer sie damit meinte, sie erläuterte es jedenfalls nicht weiter.
    »Also, warum hast du ihn dann gebumst? Und wenn du ihn so sehr haßt, was kümmert’s dich, was ich mit ihm anstelle?«
    Sie ignorierte das. »Ich bin müde. Kann ich bei dir übernachten?«
    »Leg dich ins Bett«, sagte ich, und sie wanderte den Flur hinunter. Ihr Hintern, gut sichtbar und schlenkernd, verschwand volle zwei Sekunden nach ihr.
    Ich holte mir eine Reservedecke und ein Kissen aus dem Schrank im Badezimmer. Ich fühlte mich dizzy und bemerkte, daß ich ungefähr fünf Gläser Tequila innerhalb von einer Stunde getrunken hatte. Ich würde bestimmt einen Kater haben — Arbeitsrisiko — , aber ich würde auch besser schlafen. Ich legte mein Bett auf der Couch zurecht, schaltete das Licht aus und kletterte in meinen Kleidern unter die Decke. Es war ungefähr drei Uhr in einer neuen frostigen Januarnacht in Brooklyn. Otis sprang auf mich drauf und knetete mich mit ihren Pfoten. Nachdem sie meine Bauchbeule heruntergetreten hatte, indem sie im Kreis drauf herummarschiert war, miaute sie müde und fiel in sich zusammen. Innerhalb von Sekunden schnarchte sie glücklich ihre kleinen Katzenschnaufer.
    Ich wartete auf den Schlaf und dachte über den Tod nach. Es gibt drei Gründe, warum die Leute töten müssen: Sex (Liebe als Unterbegriff), Geld und ihr Ruf (den es zu wahren oder zu erwerben gilt). Wenn Strom und Flush was miteinander hatten, dann könnte Crutch

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