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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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das ernst, halt die Schnauze.«
    »Arschgesicht.«
    »Hinternwisch.«
    Wir kamen an meiner Treppe an. Meine Beine waren wacklig und sicher zugleich. Die Biker sagten kein Wort, weder zu uns noch untereinander, während sie uns musterten. Sie waren offensichtlich darauf hingewiesen worden, wonach sie zu schauen hatten. Gott sei Dank hatte ich die Mäntel ausgetauscht.
    Ich stand an der Tür und steckte den Schlüssel ins Loch, als einer der Biker grunzte. Der Krachmacher, ein außerordentlich zotteliger Herr, saß auf einer Harley, die Lars’ entsprach, zumindest was das Übermaß an Chrom anging. Ich erkannte ihn von Alex’ Foto von Smith mit seinen Soldaten. »Wer von euch beiden ist Wanda?« verlangte er zu wissen.
    Lola sah mich an und machte den Mund nicht auf. Ich hatte unrecht — sie war kein Vollidiot. Ich sagte: »Wanda wer? Meinen Sie die Wanda, die im ersten Stock wohnt?«
    »Gebrochener Finger«, sagte er. »Zeigt mal beide eure Hände her.«
    Wir hielten unsere Hände wie in einer Palmolive-Reklame vor. »Maniküre in Blütenblatt-Rosa. Gefällt’s Ihnen?« fragte ich. Der große Typ sagte: »Keine Schiene. Macht euch vom Acker.«
    »Warum suchen sie Wanda denn?« fragte ich. »Hat sie Ärger?«
    Das haarige Tier kam von seiner Maschine runter. Seine Beine sahen aus wie Pipelines. Er stampfte die Treppe hinauf, und das Dutzend anderer Metallmänner johlte ihm zu. Selbst zwei Stufen unter mir war er immer noch einen Kopf größer als ich. Er lehnte sich in mein Gesicht hinein und sagte: »Das geht dich gar nix an, oder?« Sein Atem stank entsetzlich.
    Ich sagte: »Gar nichts, wirklich nicht.« Und wir schlüpften ins Haus. Ich sagte Lola, sie solle sich zusammenkauern und nach hinten kriechen. Sonst würden sie uns durch das Vorderfenster sehen. Ich sauste auf allen vieren durch die Gegend und fütterte Otis. Sie schien zufrieden — Leberpüree. Dann krabbelte ich nach hinten und zog mir Socken an. Ich sagte Lola, wir müßten los. Sie stand auf, um herauszugehen, und ich mußte sie herunterreißen. Sie verstand den dezenten Hinweis, und wir schafften es aus der Wohnung raus, ohne durch das Vorderfenster gesehen zu werden.
    Ich schloß hinter uns die Haustür und drehte mich um, um sie abzuschließen. Mit meinem Rücken zur Horde konnte ich nicht anders, als vor mich hin zu lächeln. Ein Dutzend massiger Männer, die in der Kälte genau auf die Frau warteten, die direkt vor ihrer Nase stand. Sollte ich jemals wieder Strom auf meiner Seite wissen, mußte ich ihm unbedingt sagen, er solle sich neue Helfer suchen. Ich drehte mich großspurig zur Straße um. Jemand stand am Fuß der Treppe. Der vertraute Pferdeschwanz wurde sofort von mir registriert, und ich hätte schwören können, daß auf seinem abgetragenen Overall ein Blutfleck war. Meine Arme schossen instinktiv in die Höhe, als ob ich den schrecklichen Anblick verdecken wollte, und ich stieß gegen Lolas Nase. Sie murrte: »Paß doch auf, du Depp.«
    Smith Jones sagte: »Wanda, Baby. Rat mal, wer im Krankenhaus liegt?«
    Ich schüttelte stumm den Kopf, als ob ich nichts wüßte. Seine roten Augen glänzten in einer Mischung aus Hasch und Wahnsinn. Und ich hatte angenommen, es sei ausschließlich Hasch.
    »Kranke Leute«, sagte er. »Kapiert? Hab’ dich mal wieder reingelegt.« Er warf seinen Kopf nach hinten und lachte, heh, heh, und ich bemerkte, daß das Medaillon um seinen nackten Hals fehlte.
    »Das ist zum Brüllen komisch, Smith.« Ich zwang ein Lächeln. »Was bringt dich ins sonnige Park Slope?«
    »Ich glaube, du weißt, wo es mit dir hingeht, Babe.«
    »Geradewegs in die Hölle, nehme ich mal an.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte er, »aber wir fahren jedenfalls nicht nach Disneyland.«

Direktflug in die Hölle

    Lola quengelte neben mir auf dem Treppenabsatz herum. Sie arrangierte einen Knöchel in einem dekorativen Winkel zum anderen und sagte: »Was zum Teufel ist denn das hier für eine Aktion? Du hast mir nichts von irgendwelchen Abschaumtypen erzählt.«
    »Lola«, sagte ich, »darf ich dir Smith vorstellen. Er ist der Freund, von dem ich dir erzählt habe.« Ich versuchte ein Zwinkern und hoffte, sie würde den Hinweis kapieren.
    »Dieser Typ? Verfickt noch mal, nein«, höhnte sie und nahm ihn mit zur Seite gelegtem Kopf in Augenschein. »Schau ihn dir doch bitte mal an. Er ist schmutzig, stinkig, fettig und offensichtlich pleite. So wie ich das einschätze, hat er wahrscheinlich irgendeine Krankheit.« Und außerdem ist

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