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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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die Anzeigen wegen Taschendiebstahl, in denen deine Beschreibung vorkommt, anschauen. Und ich gehe jede Wette ein, die Bullen wären mit Begeisterung mit von der Partie.« Sie knurrte. Ich sagte: »Du kannst es dir aussuchen — ich oder die Bullen.«
    Sie sagte: »Verpiß dich.«
    »Eine Unterhaltung gestaltet sich sehr viel gepflegter, wenn man ein etwas differenzierteres Vokabular verwendet. Laß dir das die zweite Lehre sein.«
    »Was soll ich also machen?«
    »Nichts, was du nicht schon mal gemacht hast.«
    »Ich stehle aber nix.«
    »Du stiehlst die ganze Zeit.«
    »Verpiß dich. Du weißt überhaupt nicht, was ich mache.«
    »Diese Geschichte mit dem Verpissen. Das muß einfach aufhören.«
    »Ja? Dann verpiß dich.«
    »Ich habe gesehen, wie du drei verschiedenen Männern die Brieftasche geklaut hast.«
    »Ich geb’ sie zurück.«
    »Mit vollem Inhalt?«
    »Ja.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Brauchst du auch nicht.«
    »Ich werde jetzt meine Pistole senken«, sagte ich, »und wir beide werden uns jetzt was zum Mittagessen holen. Ich zahle, also brauchst du mir nicht zu erzählen, du könntest dir das nicht leisten. Gib mir deine Handtasche.«
    »Kommt nicht in Frage.« Ich nahm sie mir selbst, fand ihre eigene Brieftasche und schob sie mir in die Hose.
    »Du kriegst sie nach dem Mittagessen zurück. Zieh nicht so ein Gesicht. Da, wo wir hingehen, gibt es einen süßen Typen.« Das schien sie erheblich milder zu stimmen. Sie drehte sich um und stolzierte die Treppen hinauf. Grand Army Plaza hat einen Marmorbrunnen mit einer Büste von Kennedy vorne drauf. Der Prospect Park breitet sich direkt hinter dem Bogen an der Plaza aus. Derselbe Architekt hatte Jahre vorher den Central Park entworfen, und er ließ später verbreiten, er habe mit der Brooklyner Gartenanlage alle Fehler des Central Park wiedergutgemacht. Im Sommer und Frühling sind die Blumen und die botanischen Gärten zum Heulen schön. Ich komme nur selten in den Park. Wenn ich es dann tue, dann ist es, um romantische Spaziergänge durch die Pseudonatur zu unternehmen. Die Taschendiebin blieb auf der Flatbush Avenue immer einen Schritt vor mir. Sie hatte einen geschmeidigen Gang. Ich machte mir eine geistige Notiz, mir mal wieder ein Paar Laufschuhe zu kaufen. Wir kamen zum Savarin, und ich war fast tot vor Hunger. Alex stand in der Telefonzelle neben der Tür. Er sah mich und sagte: »Ich wollte gerade im Büro anrufen.«
    »Alex, das ist... wie heißt du eigentlich?«
    Sie lächelte Alex mit seinem Gardemaß von 1,95 Metern an und sagte: »Lola Lizanski, nett, dich kennenzulernen.« Sie reichte ihm die Hand, und Alex schüttelte sie gedankenverloren.
    »Sie ist die ungeschickteste Taschendiebin, die ich jemals gesehen habe, und die beste. Sie wird uns mit unserem Fall helfen, stimmt’s, Lola?« Sie nickte, aber ich glaube, daß sie mich nicht gehört hatte. Sie starrte auf Alex’ Schlüsselbein. »Wo ist Crutch?« fragte ich.
    Er grinste Lola an, als er sagte: »Letzte Sitzgruppe.« Ich konnte nicht erkennen, ob er an ihr interessiert war oder nicht — sie traf auf jeden Fall seine Altersvorgaben. Er schien seinen Charme auf volle Touren zu bringen. Allerdings muß man wissen, daß Alex noch nicht mal ins Scheißhaus gehen kann, ohne mit der Klopapierrolle zu flirten. Ich marschierte in den Diner, um Crutch zu finden.
    Sie saß Kaffee trinkend in einer Vinylsitzgruppe und rauchte mit ihrer unversehrten Hand. Sie trug meinen kurzen lila J.-Crew-Pullover und meine dunkelblauen French-Connection-Leggings, immerhin hatte sie ihre eigenen hochhackigen Schuhe an. Der Gesamteindruck war fürchterlich. Ich machte mir keine Sorgen um den Pullover, aber die Leggings waren ganz offensichtlich von ihrem Hintern unter Streß geraten. Ich sagte: »Morgen.«
    Sie sagte: »Mahlzeit, und ich habe noch zu tun. Dieser Knabe, Alex, ist ja ganz süß, aber er reicht nicht aus, um mich noch sehr viel länger hierzubehalten.« Sie lehnte ihren Kopf gegen die klebrige Holzverkleidung, als ob sie alles nicht mehr ertragen könne.
    »Strom hat von unserer winzigen kleinen Auseinandersetzung gehört, und er ist darüber nicht besonders glücklich. Wenn du dich irgendwo im Blood-&-Iron-Te rritorium zeigst, wird er dich umbringen oder die Sache durch irgend jemand anders erledigen lassen. Vielleicht sind die ganzen Besorgungen jetzt nicht mehr so dringend, was?«
    Sie kicherte wie gestern abend. Ich fragte mich, ob sie noch eine Valium geschluckt hätte. Sie sagte: »Hat

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