Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
Vom Netzwerk:
hat Angst vor ihm«, erklärte Nick.
    Ich sagte: »Das muß das Leuchten von seinem Kopf sein.«
    »Das Leuchten. Heh, heh. Well, nein. Er soll ja einschüchternd wirken. In diesen chaotischen Zeiten braucht man Schutz.«
    »Warum benutzen Sie nicht Sonny? Er kann mit einer Brechstange wunderbar umgehen und sieht sehr viel besser aus.« Nicks Augen tanzten mich an. »Da ist noch eine auffällige Familienähnlichkeit. Sie haben dieselbe leichte Art von Humor.«
    »Nun ja. Sonny ist ein netter Junge. Mein einziger Enkel. Strom weiß das nicht, wenn Ihnen also Ihr Leben lieb ist, dann werden Sie Ihr neues Wissen nicht mit ihm teilen.« Ich beobachtete die alte Dame. Auf die Erwähnung von Stroms Namen reagierte sie nicht.
    Ich sagte: »Sie meinen Morris, nicht wahr?« Und damit hörte die alte Dame auf herumzuturnen, und ihre Augen füllten sich mit dicker Flüssigkeit. »Morris Blechman aus Forest Hills ? Ein rebellisches Kind. Ein Zündler.« Die Frau heulte auf.
    »Das ist genug, Wanda«, sagte Nick streng. Er wandte sich an die Frau und umfaßte ihr Gesicht mit seinen zitternden, altersgefleckten Händen. »Mutter Blechman«, flüsterte er. »Ich muß für eine Minute hinausgehen. Ich bin gleich wieder da.«
    »Eh? Was denn, was denn«, murmelte sie. »Mo-Mo.«
    Nick hielt das Grammophon an, stand langsam auf und führte mich am Ellenbogen hinaus. Gigantor wartete verschämt auf seine Strafe, wie ein Hund, der gerade auf den Teppich gepinkelt hatte. Nick knallte ihm eine quer übers Gesicht und hielt drohend seinen Zeigefinger auf Gigantors Nase gerichtet. »Also, ich sollte doch wirklich...«
    Ich tippte ihm auf die Schulter. »Kein Bullshit mehr, Nick.« Er ließ die Hand sinken und drehte sich zu mir. »Ich bin müde, habe einen Kater, bin unterernährt und überarbeitet. Ich kenne die ganze Geschichte«, bluffte ich, »und wenn Sie Ihr Geld wiederhaben wollen, dann sollten Sie jetzt mal lieber auspacken.«
    Nick lachte, und ich fand weitere Indizien für eine Ähnlichkeit innerhalb der Familie. Smith hatte denselben Hals, wenn auch fleischiger. »Wenn Sie denken, daß ich das Geld zurückwill«, sagte Nick herausfordernd, »dann sind Sie weit entfernt von der ganzen Geschichte.«
    Schon wieder aufgeflogen, dachte ich. Meine Blufftechnik mußte noch mal überarbeitet werden. »Lassen Sie uns einen Deal machen«, schlug ich vor.
    »Nun, hmmm. Nein, ich glaube nicht. Tut mir leid.«
    »Ich hab fünfzehn Dollar. Wenn das nicht reicht, gebe ich Ihnen meine Socken — Kaschmir. Weich und flauschig.«
    »Socken brauche ich nicht.«
    »Ich hab’ Finger.« Ich knackte mit den Knöcheln an meiner unversehrten Hand. Gigantor bibberte vor lauter Begierde.
    »Wanda, Liebes. Verzweiflung steht Ihnen nicht.«
    »Wenn Sie meine Tugendhaftigkeit nicht haben wollen, wie wäre es, wenn Sie mir Strom abnehmen?«
    »Vergeben Sie mir, Liebes. Aber niemand kann Strom als Tauschobjekt benutzen. Und wie kommen Sie eigentlich auf die Idee, ich könnte ihn wollen?«
    »Sie sind mir kreuz und quer durch die Stadt gefolgt, um Stroms schmutzige Wäsche zu waschen und was zu erfahren. Und ich habe meinen gebrochenen kleinen Finger, um das zu beweisen.«
    »Lügen Sie mich an, und ich breche Ihnen den anderen.«
    »Strom ist mir als Liebessklave völlig hörig, wußten Sie das noch nicht?«
    »Ich glaube, wir nehmen den Daumen.«
    »Zehn Minuten allein mit mir, und er singt in einem Tutu die >Marseillaise<, im Schneidersitz auf dem Empire State Building hockend.«
    »Sie müssen ja voll wie tausend Russen sein.«
    »Und ich kann klasse einen blasen.«
    »Hmmm. Nun ja, das ist sicherlich etwas.« Er knabberte an seinem Jerky und kaute. »Gigantor«, sagte er endlich. »Ich möchte mich gerne setzen. Wärm das Auto auf.« Der demnächst glatzige Riese trottete ab.
    »Fahren Sie in meine Richtung?« Und ich hatte mich schon gefragt, wie ich zurückkommen würde.
    »Sie schätzen eine Liebesgeschichte, nicht wahr, meine Liebe?« fragte er. »Ich spüre das bei Ihnen. Voller Hoffnung und Freude. Ich bin genauso — ein hoffnungsvoller Romantiker. Bitte bemerken Sie, daß ich hoffnungsvoll und nicht hoffnungslos sage.«
    »Habe ich schon bemerkt.«
    »Ich treffe Sie im Auto.« Er schaute noch einmal in Mutter Blechmans Zimmer hinein, um sich zu verabschieden. Ich machte mich auf in die schöne Welt. Der Schlitten schnurrte schon, und Gigantor lehnte sich mit einer Hand auf der Motorhaube dagegen, als wolle er ihn daran hindern, von alleine

Weitere Kostenlose Bücher