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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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schön was hinlegen. Wenn ich heraussprang, würde ich mich zu Brei verarbeiten — keine gute Idee. »Vorsichtig mit so was, Nick«, warnte ich. »Sie wollen doch nicht Ihre Sitzbezüge versauen.«
    »Sie sind die einzige, die Beaudine kriegen kann«, schleimte Nick. »Strom hatte damit von Anfang an gerechnet.«
    »Alex war es nicht«, sagte ich. »Sie haben unrecht.«
    »Ich habe recht.«
    »Sie haben unrecht. Es tut mir leid. Ich weiß, daß die Begründung nicht sehr gut ist, aber Sie haben unrecht.«
    »Strom hat einen Augenzeugen, meine Liebe. Der einzige Grund, warum Beaudine noch am Leben blieb, ist, weil Strom das Geld dringender braucht als einen weiteren Toten. Aber das wird sich mittlerweile auch geändert haben.«
    »Und Sie wollen, daß ich mit meinem Rammbock in das B-& -I -Hauptquartier einfalle und Strom auf meinem treuen Roß wegzaubere?«
    »In meine folternden Arme, ja.« Nick rieb sein graues Kinn mit der Pistole. »Sie kriegen das hin, meine Liebe. Strom ist Ihr Liebessklave. Und Sonny wird Ihnen dabei helfen. Seit einiger Zeit bereitet sich bei Blood & Iron eine Revolution vor. Und ihre Zeit ist jetzt gekommen.«
    »Womit für Sonny an der Spitze Platz geschaffen wäre.«
    »Er wird ein hervorragender Leader sein.«
    »Was ist, wenn Alex tot ist und Strom das Geld schon hat?« fragte ich.
    »Dann nehmen Sie es ihm weg.«
    Durch die schwarzen Fenster sah ich die Lichter des South Street Seaport. Wir waren fast da, vielleicht noch zehn Minuten bis zum Hauptquartier. Alex würde sich nie fangen lassen. Das sagte ich mir zum hundertsten Mal in drei Sekunden vor. Die Idee war einfach lächerlich. Alex war ein Meister, was gefährliche Fluchten anging. Strom würde keiner Fliege etwas zuleide tun. Lars war ein Turner für den Ringling-Brothers-Zirkus. Und Sonny war ein Pudeldompteur aus Brasilien.
    »Mein Stundensatz beträgt tausend Dollar«, sagte ich. »Ihre Stunde fing vor fünfundzwanzig Minuten an.«
    Saint Nick drückte den Knopf der Bordsprechanlage auf der Fernseherkonsole. »Gigantor«, schnurrte er, »drück auf die Tube.«

City-Blues, da capo

    Nick Vespucci wollte nicht gesehen werden, also ließ mich Gigantor an der Ecke Tenth und First aussteigen, einen Block vom Hauptquartier entfernt. Ich marschierte in der Kälte die Avenue rauf. Der Riß in Lolas Mantel verursachte eine äußerst unwillkommene Luftzufuhr. Nick hatte versprochen, einen Fluchtwagen für meinen eiligen Rückzug bereitzuhalten, ob ich nun das Geld rausbekam oder nicht. Klar, dachte ich, und Maria war Jungfrau. Meine Sicherheit war für ihn sicherlich nicht von Belang. Was er wollte, war Stroms Niedergang, seine unrechtmäßig erworbenen Penunsen und die Hand seiner Liebsten — nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Nichtsdestotrotz marschierte ich weiter vorwärts, um meinem Schicksal zu begegnen. Oder Strom, wer auch immer zuerst käme.
    Ich fühlte, daß ich verfolgt wurde. Ich drehte mich um, um zu gucken, und sah tausend Gesichter, aber keines, das ich erkannt hätte. Ich schob mich durch die festliche Atmosphäre des Village hindurch und fiel in den Rhythmus der Straße ein, indem ich nach links abwich, nach rechts durchschlüpfte, immer geradeaus auf die Hölle zu. Schneematsch sickerte in meine Tennisschuhe. Ich dachte daran, in eine Bar zu flitzen, um mir einen Schuß Mescal zu gönnen. Oder ein R-Gespräch mit Santina im Friseurladen zu führen, um ihr nur mal hallo zu sagen. Ich dachte eine Menge doofer Sachen auf diesem Spaziergang und ließ sie alle so schnell, wie sie gekommen waren, wieder fallen. Wenn Alex irgend etwas angetan worden war, würde ich nie darüber hinwegkommen.
    Ich näherte mich dem B-&-I -Gebäude. Smith/Sonny patrouillierte draußen. Ich näherte mich ihm unbekümmert, voll bedeutungslosen Mutes. Er sagte: »Du hättest nicht weglaufen sollen.«
    Ich fragte: »Ist Alex da drin?«
    »Du hättest Strom nicht anlügen sollen, Babe.«
    »Ist das wahr, Sonny ?« Seine blauen Augen traten hervor. Ich sagte: »Auf wessen Seite bist du eigentlich?«
    »Ich bin auf meiner Seite«, zischte er, als ob es irgendeinen anderen Ort geben könnte, wo man sein könnte.
    Ehe ich darauf eingehen konnte, flogen die blutroten Türen auf. Lars’ massige Gestalt verstellte die Öffnung. Er sagte nichts — seine Gegenwart war schon ausreichender Befehl.
    Einen Schlägertypen an jedem Arm, wurde ich in die Bibliothek geführt. Das einzige Licht im Raum kam von Stroms tanzender Zigarette. Er saß am

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