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Und jede Nacht ist Halloween

Und jede Nacht ist Halloween

Titel: Und jede Nacht ist Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Schreibtisch hinten im Raum. Das kirschenförmige Ende glühte mit einem Zug rot auf und wurde dann wieder orange. Ein Wölkchen Rauch schwebte unter meiner Nase hinweg. »Ich fühle mich im Dunkeln am wohlsten«, sagte er.
    »Mein Exseelenklempner würde dazu sagen, daß du etwas zu verbergen hast.«
    »Mir scheint, das wird dank deiner immer weniger.« Meine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit, aber ich war dicht genug, um zu sehen, wie er die Zigarette ausdrückte. Ich zögerte, ehe ich sein Gesicht ansah. Als ich es tat, sah ich eine Reihe von Punkten, die sich über seine Wange hinzog. Es war zu dunkel, um ihre Farbe zu erkennen. Entweder war ihm ein Kugelschreiber explodiert, oder er hatte jemandes Schlagader durchschnitten.
    »Bringt Beaudine rein«, bellte er, und Lars ließ meinen Arm fallen und verließ das Zimmer.
    »Strom, Liebling«, flötete ich, »ich hab’ dich heute vermißt.«
    »Du hast mich vor allem angelogen«, sagte er wie ein aufrechter Pfadfinder.
    »Ich bin nicht die einzige, die hier lügt«, sagte ich und spürte, wie Sonnys Griff um meinen Arm fester wurde. »Verrat ist überall um dich herum.«
    »Halt die Schnauze«, brüllte er. »Halt einfach die Schnauze, du dumme Kuh. Diese Leute sind meine Sklaven.«
    »Stimmt das, Smith?« fragte ich. »Bist du Stroms Sklave?« Sonny antwortete nicht.
    »Smith«, bellte Strom. »Antworte ihr.«
    »Ich bin dein Sklave, Strom«, sagte er durch zusammengepreßte Zähne.
    »Das klang aber nicht sehr überzeugend«, kommentierte ich. Sonnys Atem wurde schneller. Noch ein paar mehr solche Sticheleien, und er wäre mein.
    »Deine Meinung bedeutet mir nichts«, sagte Strom. »Ich habe dich sowieso nur angestellt, um herauszufinden, wo Beaudine das Geld versteckt hat. Aber jetzt ist es zu spät. In einer Minute bringe ich euch sowieso beide um.«
    Ich hörte etwas krachen. Lars hatte Alex hereingebracht und schmiß ihn auf den Boden. Sonny unterbrach fast die Blutzufuhr in meinem Arm, als ich versuchte, mich von ihm loszureißen. Lars hob Alex an seinen Haaren hoch — Alex’ wunderschöne Haare — und zog ihn zu Stroms Schreibtisch herüber. Blut rann ihm aus der Nase. Sie war geschwollen und gebrochen. Er lächelte schwach, als er mich sah, und mein Herz zerbrach in tausend Krümel. Ich sagte: »Alex, Liebling, es tut mir leid, daß ich so gemein zu dir war. Ich war total unter Druck. Ich hab’ das nicht so gemeint. Und jetzt das alles hier. Bitte haß mich nicht dafür.«
    Alex krächzte rührend: »Wanda, es gibt nichts, was du tun könntest, das mich dazu bringen könnte, dich zu hassen.«
    »Ich hasse euch beide«, sagte Strom. »Und wenn du mir nicht sagst, wo das Geld ist, ist Wanda die erste, die stirbt.«
    »Ich hab’ es dir schon gesagt. Ich habe das Geld nicht geklaut. Und es ist mir egal, ob dein Zeuge der Papst ist. Er lügt.« Alex war immer so süß, wenn er wütend wurde.
    Lars zog seinen Arm unter Alex’ Kinn. Er sagte: »Nennst du mich da gerade einen Lügner?«
    »Du?« fragte ich.
    »Ich habe Beaudine und Flush in Crips Büro entdeckt«, sagte Lars. »Sie bearbeiteten gerade den Safe.«
    »Bullshit.« Das war Alex.
    »Und Beaudine rannte raus, bevor ich ihn aufhalten konnte.«
    Strom nickte gierig. Ich wagte es, einen Einwand zu machen. »Warum in Gottes Namen hätte Alex dann weiterhin im Outhouse herumhängen sollen, wenn er wußte, daß du ihn gesehen hast?« fragte ich. »Entschuldige bitte meinen typisch weiblichen Einwand, Strom, aber das klingt selbst für Alex’ Verhältnisse ein bißchen sehr masochistisch.«
    Lars machte seinen Griff um Alex’ Hals noch enger. Er sagte: »Beaudine hat mich nicht gesehen. Nur Flush.«
    »Das hast du vor zwei Sekunden aber noch nicht so dargestellt«, stellte ich fest.
    Alex fragte: »Was ist mit Flush passiert, Lars?«
    »Du bist rausgelaufen, du hast mich nicht gesehen.«
    Lars sah Strom flehend an. »Er ist rausgelaufen. Sie waren Partner.«
    Selbst im Dunkeln konnte ich sehen, wie der Tornado in Stroms Augen wühlte. Er öffnete die Schublade in seinem Schreibtisch und zückte eine schwarze 44er Ma-gnum, und ich rede nicht von Champagner. Sonny ließ meinen Arm los und griff auf seinen Rücken. Meine Hand fiel in meine Tasche und strich gegen den Stahl.
    Lars sagte: »Strom, ich sage die Wahrheit.« Er muß seinen Arm angespannt haben, denn Alex würgte.
    »Wo ist es?« fragte Strom Lars, während er, mit auf die beiden ineinander verschnörkelten Männer gerichteter

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