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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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befragt haben, von Ihnen erhalten zu haben.“
    „Ich werde das in Ordnung bringen, meine Firma wird das Geld zurückbekommen.“
    Anna sah zu Günther Sibelius hinüber, der ihr unmerklich zunickte.
    „Wann haben Sie eigentlich Ihren Kamin zuletzt in Betrieb gehabt?“
    Alfons Lüdersen schaute sie überrascht an.
    „Ich benutze ihn nicht. Früher ja, als Esther noch lebte ...“
    „Ihre Haushälterin macht einen sehr zuverlässigen Eindruck. Ich glaube nicht, dass sie wochenlang vergessen hat, den Kamin zu reinigen.“
    Anna hielt ihm das kleine, angeschwärzte Stahlschild hin.
    „Das hier haben wir in der Asche gefunden.“
    „Was soll das sein?“
    Zum ersten Mal war Lüdersen Anna Greves Blick ausgewichen.
    „Es ist das Typenschild eines Baseballschlägers. Der Waffe, mit der Sie Olaf Maas getötet haben. Sie scheinen nicht bedacht zu haben, dass ein Kaminfeuer niemals heiß genug wird, um eine Stahllegierung wie diese zu schmelzen. Es hat keinen Sinn mehr, weiter zu leugnen. Sagen Sie uns endlich, was geschehen ist.“
    Alfons Lüdersen starrte die Kommissare an, in seinem Blick lag echte Verzweiflung.
    „Montag, der 29. Juli, dritter Tag der Befragung von Herrn Alfons Lüdersen.“ Günther Sibelius warf ihm über seine Lesebrille hinweg einen Blick zu. „Sie können jetzt beginnen.“
    Lüdersen nahm einen Schluck Wasser und räusperte sich.
    „Ich war unruhig, die Worte von Olaf Maas gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte mich am Nachmittag angerufen und mir gedroht, mich fertigzumachen. Also entschloss ich mich, noch einmal mit ihm zu sprechen, irgendwie musste es mir doch gelingen, ihn umzustimmen. Es war ungefähr 23 Uhr, als ich die Wohnung von Ulrike verließ und mich auf den Weg zu ihm machte. Als ich vor seiner Wohnung in der Gaußstraße ankam, sah ich ihn gerade herauskommen. Ich beschloss, ihn zu verfolgen; zu sehen, was er tat. Der Kerl ist zu Fuß durch die ganze Stadt gelaufen, das muss man sich mal vorstellen. Es war sehr mühsam, ihn aus dem Auto heraus nicht aus den Augen zu verlieren. Dann fiel mir ein, dass er beim Gemüsegroßmarkt als Lagerhilfe arbeitete. Esther hatte ihm diesen Job besorgt und mir ausführlich davon erzählt. Deshalb habe ich meinen Wagen dort abgestellt und nach ihm Ausschau gehalten. Schließlich entdeckte ich ihn. Maas lag an einen Pfeiler gelehnt in der Nähe des Eingangs, die Augen geschlossen. Offensichtlich hatte er die alten Angewohnheiten aus Pennerzeiten noch nicht ganz abgelegt.“
    Alfons Lüdersen trank wieder etwas Wasser, dann sah er Weber über den Rand seines Glases hinweg abfällig an.
    „Ich hatte ihn schon fast erreicht, als mir bewusst wurde, dass ich unbewaffnet war. Als ich mich umsah, war da weit und breit kein Mensch zu sehen. Womit sollte ich mich verteidigen, wenn Maas mich angriff? Also bin ich noch einmal zum Auto zurückgegangen und habe mir zur Sicherheit den Baseballschläger aus dem Kofferraum mitgenommen.“
    „Spielen Sie Baseball, Herr Lüdersen?“
    „Nein, das Ding hat mir einmal ein Geschäftsfreund von einer Amerikareise mitgebracht. Ich ging zu Olaf Maas zurück und sprach ihn an. Er schien geschlafen zu haben, denn er schreckte hoch und fing sofort zu pöbeln an, als er mich erkannte. Was mir einfiele, ihn zu bedrohen, schrie er mich an. Auf einmal wurde mir klar, dass er mich niemals in Ruhe lassen würde. Maas wollte mich am Boden sehen, da muss ich wohl zugeschlagen haben.“
    „Was ist dann passiert?“
    „Alles war voller Blut, und er atmete nicht mehr. Es war ein Unfall, ein grauenhafter Unfall, aber ich wollte nicht für den Rest meiner Tage dafür ins Gefängnis gehen. Ich habe seine persönlichen Dinge an mich genommen und die Jacke in einen Müllcontainer geworfen. Als ich wieder bei meinem Wagen ankam, war ich mir nicht mehr sicher, auch wirklich alle Spuren beseitigt zu haben. Ich hatte den Tatort Hals über Kopf verlassen, also entschloss ich mich, noch einmal zurückzugehen und gründlich nachzuschauen. Beim Abschließen meines Wagens entdeckte ich eine Flasche Whisky, die ich mir am Nachmittag gekauft hatte, auf dem Rücksitz liegen. Mir kam die Idee, ihn mit dem Zeug zu übergießen.“
    Anna Greve stand auf und beugte sich zu Lüdersen hinunter.
    „Olaf Maas hat keinen Alkohol im Blut gehabt. Seine mit Schnaps übergossene Leiche brachte uns überhaupt erst auf die Idee, dass es sich bei dem Verbrechen nicht um einen Streit mit jemandem aus der Szene oder die Tat von jugendlichen Faschisten

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