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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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...“
    „Leider hat sich der Neubau des Möbelhauses als totale Pleite erwiesen, ich habe bis heute noch kein Geld gesehen. Meine Verbindlichkeiten für das Einkaufszentrum wurden parallel dazu immer höher. Mir sind einige Fehler unterlaufen, die ich nun teuer bezahlen muss. Ich konnte Alfons das Geld zum vereinbarten Termin beim besten Willen nicht zurückgeben.“
    Dieter Josef Bode ging nun zu einem aufwändig mit Messingbeschlägen verzierten Barschrank und schenkte sich einen Wodka ein. Die Kommissare lehnten sein Angebot, ein Glas mit ihm zu trinken, ab. Er setzte sich wieder und fuhr fort: „Alfons hat getobt, als ich ihn über meine missliche Lage informierte. Von drei Monaten sei die Rede gewesen. Er warf mir vor, ihn in eine unangenehme Situation gebracht zu haben. Wie sollte er es anstellen, das Fehlen von zwei Millionen in der Kasse der LÜBAU über längere Zeit hinweg zu vertuschen? Seine Frau war anscheinend schon misstrauisch geworden. Sie, die sich all die Jahre nicht um das Geschäft gekümmert hatte, wollte plötzlich wissen, wie es um die wirtschaftliche Lage der Firma bestellt war. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, aber lösen konnte ich seine und meine Probleme nicht. Ihm blieb nichts weiter übrig, als darauf zu warten, dass meine ausstehenden Gelder eingingen. Leider hatte ich zu dieser Zeit noch nicht einmal einen Termin für den Prozess gegen den Investor des Möbelhauses.“
    „Haben Sie Herrn Lüdersen das Geld inzwischen zurückgezahlt?“
    „Sie wissen doch, Herr Kommissar, hat man erst einmal ein Problem, dann kommen weitere dazu. Auch auf der Baustelle in Ribnitz-Damgarten gibt es mittlerweile große Schwierigkeiten. Wenn kein Wunder geschieht, werde ich wohl bald Konkurs anmelden müssen.“
    „Warum hat sich Herr Lüdersen überhaupt auf diese riskante Transaktion eingelassen?“, wollte Anna Greve wissen.
    „120.000 Euro in drei Monaten sind doch leicht verdientes Geld.“
    „Eben deshalb, man kann doch nur etwas verleihen, das einem selbst gehört.“
    „Was Ihr Privatleben betrifft, mögen Sie damit vielleicht sogar recht haben, Frau Kommissarin.“
    Sie hatten eine lange Rückfahrt vor sich. Anna setzte sich gern nach hinten, das gab ihr die Gelegenheit, in Ruhe nachzudenken. Sie starrte auf den Umriss von Webers Kopf auf dem Beifahrersitz vor sich und ließ den vergangenen Tag noch einmal Revue passieren. Sollte Lüdersen wirklich so naiv gewesen sein, dass er diesem Bode blind vertraut hatte? Entweder, er war ziemlich töricht gewesen, was Anna nicht glaubte, oder Lüdersen musste seinem früheren Mitarbeiter noch irgendeine Gefälligkeit geschuldet haben.
    „Ich glaube nicht, dass Alfons Lüdersen dem Bode das Geld einfach nur so aus reiner Menschenfreundlichkeit gegeben hat. Da könnte es auch um ganz etwas anderes gegangen sein.“
    Weber drehte sich zu Anna um und nahm ihren Faden begeistert auf.
    „Vielleicht ist Lüdersen zu dieser Gefälligkeit genötigt worden, weil Bode irgendetwas gegen ihn in der Hand hat. Wer weiß, vielleicht steckt sogar dieser Bode hinter dem Mord an Esther Lüdersen.“
    Anna winkte ab.
    „Ich glaube nach wie vor, dass Alfons Lüdersen höchstwahrscheinlich unser Täter ist. Wenn Ihr Gedanke richtig wäre, Weber, müsste Lüdersen doch irgendwann den Finger seiner Frau als Warnung bekommen haben. Und nun sagen Sie mir einen vernünftigen Grund, warum er uns das nicht gesagt hätte.“
    Günther Sibelius sah Anna durch den Rückspiegel an.
    „Wir werden ihn danach fragen, Frau Greve.“
    Spät in der Nacht erreichten die Kommissare Hamburg. Jeder beeilte sich, so schnell wie möglich nach Hause zu fahren, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Morgen war ein entscheidender Tag. Vielleicht würde es der wichtigste Tag überhaupt werden, soweit es diesen Fall betraf.

16
    „Hallo Brüderchen.“ Tom Greve zwang sich zu einem lässigen Ton. „Ich bin mit den Kindern in Dänemark. Willst du nicht dazustoßen? Mutter würde sich freuen wie eine Schneekönigin. Ist lange her, dass wir alle zusammen waren.“
    Ein zynisches Grinsen lag um Toms Mundwinkel herum. Dazustoßen, hatte er gesagt; manchmal verstand er es, sich verdammt gut auszudrücken.
    Jan zögerte.
    „Die nehmen mich hier bei Tottenham ganz schön ran, und ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, mir London richtig anzusehen.“
    „Ist das während der ganzen Spielpause so?“
    „Nein, das wäre auch kaum auszuhalten. Aber einen weiteren Tag werden die

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