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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Vornamen?“
    Maiwald begutachtete Anna Greve, so, als sei sie ein exotisches Tier, das zum Verkauf stand.
    Ein unverschämter Kerl, und doch hatte er etwas, dem sie sich schwer entziehen konnte, registrierte Anna ärgerlich. Sie stellte ihren Becher ab, Kaffee schwappte auf die Tischplatte.
    „Kommen wir zur Sache, Herr Maiwald. Haben Sie darüber nachgedacht, an wen Sie den Wagen an besagtem Samstag verliehen haben könnten?“
    „Außer mir hat niemand Jörgs Karre gefahren.“
    „Wo sind Sie in der Nacht vom Pfingstsamstag auf -sonntag gewesen?“
    „Wahrscheinlich dort, wo ich meistens bin.“
    „Und das wäre?“
    „Glaube kaum, dass Sie den Laden kennen. Und wenn, würden Sie da nicht reinkommen, da müsste schon das Outfit stimmen. Ich kann Sie ja mal mitnehmen.“
    „Adresse?“
    Weber schaute Holger Maiwald erwartungsvoll an. Dann notierte er den Namen einer Inkneipe in der Nähe der Reeperbahn. Holger Maiwald erhob sich von seinem Stuhl und winkte zum Gruß.
    „So, dann will ich mal wieder.“
    Nun war auch Anna Greve aufgestanden, sie versperrte ihm den Ausgang. Höchste Zeit, dass sie Maiwald seine Grenzen aufzeigte.
    „Setzen Sie sich, wir sind noch nicht fertig. Was machen Sie eigentlich genau bei der VIP-Protection?“
    „Ich passe auf, dass wichtige Leute nicht belästigt werden.“
    „Besitzen Sie eine Schusswaffe, Herr Maiwald?“
    „Natürlich.“
    „Und haben Sie sie schon benutzen müssen?“
    „Ist bisher nicht nötig gewesen, verschaffe mir auch so ganz gut Respekt.“
    Anna grinste breit.
    „Sie sind ja ein richtig gefährlicher Junge.“
    Seine Augen funkelten sie an.
    „Kann schon sein.“
    „In Ihrem Job gibt es vielleicht den einen oder anderen Auftrag, den Sie delegieren müssen.“
    „Was soll das denn heißen?“
    „Ich denke an Leute, denen Sie für die Arbeit auch schon mal Ihr Auto leihen, besonders, wenn es nicht das eigene ist.“
    Maiwald begutachtete seine glatt polierten Fingernägel, dann hielt er Weber seine Kaffeetasse hin.
    „Haben Sie noch ’nen Schluck?“
    „Hier geht es nicht um Zuhälterei, Herr Maiwald, es geht um den Mord an einer sehr wohlhabenden Frau. Was ist für Sie dabei herausgesprungen?“
    „Jetzt pass mal auf, Mädchen, niemand sagt zu mir, ich wäre ein Zuhälter, klar?“
    „Ist Ihnen Clown lieber? Oder Hampelmann?“
    „Anna!“
    Weber kam um den Tisch herum und hielt sie an den Schultern fest. Dann drehte er sich zu Maiwald: „Wir überprüfen Ihre Angaben. Falls Sie die Stadt verlassen möchten, haben Sie uns vorher zu informieren.“
    „Das wird dir noch leidtun.“
    Holger Maiwalds Blick brannte sich ein letztes Mal in Annas Augen, dann winkte er verächtlich ab und ging hinaus.
    „Was war denn das gerade? Wie konnten Sie sich nur derart unprofessionell verhalten?“
    Weber schloss die Bürotür, die Holger Maiwald bei seinem Abgang eben offen gelassen hatte.
    „Der Kerl macht mich rasend, tut mir leid.“
    Sie wischte den kleinen See um ihren Kaffeebecher herum mit einem Taschentuch fort und starrte aus dem Fenster. Plötzlich stand sie auf und nahm ihre Jacke von der Stuhllehne.
    „So kommen wir einfach nicht weiter, Weber. Wir müssen wissen, wer einen wirklichen Grund hatte, Esther aus dem Weg zu räumen. Ich fahre noch mal zu Wilfried Hinrichs.“
    Anna fand Wilfried Hinrichs in seinem Wohnzimmer, einem gediegen eingerichteten Raum voller antiker Möbel.
    „Ach, die Frau Kommissarin“, sagte er, und es schien, als freute er sich. „Setzen Sie sich, und trinken Sie einen Tee mit mir. Milch oder Zitrone?“
    „Milch, danke.“ Anna setzte sich auf einen schweren, mit Brokat bezogenen Eichenstuhl. Sie musterte ihr Gegenüber. Er wirkte lange nicht so kraftlos wie bei ihrem letzten Besuch. Nicht mehr wie ein Mensch, der sich auf der Schwelle zum Tod befand.
    „Ich sehe, es geht Ihnen besser.“
    „Ja, danke.“ Der alte Mann sah sie aufmerksam an. Der Gebirgsbach in seinen Augen kam Anna heute etwas wärmer vor. „Ich bin bei unserem letzten Gespräch wohl sehr unhöflich gewesen.“
    „Sie haben unter Schock gestanden. Herr Hinrichs, ich frage mich noch immer, wer einen Grund gehabt haben könnte, Ihre Tochter ermorden zu lassen.“
    „Vielleicht ist es eine Verwechslung gewesen. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.“
    Konnte oder wollte er nicht? Anna spürte, dass er dazu nichts mehr sagen würde, egal, wie viel Mühe sie sich auch gab. Sie musste es trotzdem versuchen.
    „Sie haben eine lange Wegstrecke

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