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Und jeder tötet, was er liebt

Und jeder tötet, was er liebt

Titel: Und jeder tötet, was er liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Westendorf
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Bescheid in den nächsten Tagen. Hast du alles für die Revision vorbereitet?
    Das Wichtigste wie immer zuletzt. Ich habe da etwas in Erfahrung gebracht, eine Sache, die mich ziemlich durcheinanderbringt. Ich könnte deinen Rat gebrauchen, Alfons.
    Leider haben wir in der letzten Zeit kaum die Gelegenheit gehabt, uns zu sehen, deshalb sei nicht böse, wenn ich dir schreibe. Es kommen andere Zeiten, also mach dir keine Sorgen. Lass uns bald zusammen wegfahren, so wie früher. Ich liebe dich.
    Deine Esther
    Für Olaf Maas war Esther Lüdersen immer eine ehrliche Frau gewesen, ein Mensch, der sagte, was er dachte. Aus welchem Grund hatte sich ihr Mann so viel Mühe gemacht, diesen Brief zu verstecken? Hatte er ihre Zeilen als Drohung empfunden?
    Er musste einen Weg finden, seinen Verdacht zu beweisen. Vielleicht würden ihm die anderen Kopien dabei weiterhelfen. Gleich morgen wollte er versuchen, ihrer Bedeutung auf die Spur zu kommen.

8
    Die Männer warteten im Hinterzimmer einer Wäscherei auf Alexander Sachin in der Perekupnoj 18 in Sankt Petersburg. In einer Ecke des Puschkin-Platzes vor dem Russischen Museum dröhnte amerikanische Hip-Hop-Musik aus einem tragbaren Kassettenrekorder. Eine Gruppe halbwüchsiger Jungen übte halsbrecherische Kunststücke auf ihren Skateboards, während ihnen die Mädchen aus ihrer Clique mit ausdruckslosen Gesichtern zusahen. Einer der Jungen schien sich besonders angestachelt zu fühlen. Er nahm die Kurven immer enger an den vorübergehenden Spaziergängern vorbei, sodass von diesen schon öfter mal ein Fluch zu hören war oder ein spitzer Schrei. Irgendjemand hatte gerade die Polizei herbeigeholt, die nun dabei war, die Skater zu vertreiben. Die nahmen ihre Musik und zogen weiter auf der Suche nach dem nächsten geeigneten Platz mit einer Bank, einer Treppe oder einem Geländer, an dem es sich entlangzufahren lohnte.
    Alexander Sachin hatte keinen Blick für die jungen Leute, als er die Straße überquerte und auf das Haus mit der Nummer 18 zuging.
    Früher waren sie diesen Weg oft gemeinsam gegangen, George und er. Bei dem Gedanken an George spürte Alexander ein leises Ziehen in der Magengegend. Nicht, dass er sich schuldig fühlte, schließlich hatte er keine andere Wahl gehabt. Alexander erinnerte sich, wie sauschwer George gewesen war, als er ihn zum Hafenbecken geschleppt hatte. Eine Viecherei war das gewesen, und nun lag sein Freund tot in der Elbe, anstatt mit ihm zusammen zu sein. Und alles nur, weil George nicht Besseres zu tun gehabt hatte, als sich mit dieser blöden Kuh einzulassen. Alex betrat den Hauseingang und klopfte an die Tür zum Hinterzimmer.
    Widerstrebend hatte Alexander Sachin sich hingesetzt, nun rutschte er unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er konnte sich denken, was ihn gleich erwarten würde.
    „Alex, wie geht es dir? Was macht die Familie? Alles gesund, hoffe ich.“
    „Jawohl, Genosse Major, es ist alles in Ordnung.“
    Gregor Leskovs Kopf nahm eine rötliche Färbung an. „Nein, du irrst, mein Freund, nichts ist in Ordnung. Du hast uns durch dein Verhalten in Misskredit gebracht. Unser guter Ruf ist in Gefahr, du wirst verstehen, dass das Konsequenzen haben muss.“
    „Aber George hat alles vermasselt. Mir blieb nur, den Schaden zu begrenzen.“
    „Du bist verantwortlich gewesen, die Kundenwünsche sind missachtet worden.“
    Leskov lächelte, aber es war ein gefährliches Lächeln. „Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?“
    Alexander spürte, wie ihm ein Schweißtropfen über das Gesicht rann. Er fühlte sich, als säße er in voller Montur in einer angeheizten Sauna.
    „Sie können sich immer hundertprozentig auf mich verlassen“, antwortete er mit unterwürfigem Ton. „Diesmal ist alles schiefgelaufen und daran war nur diese Frau schuld. Sie hat den ganzen Plan durcheinandergebracht, vor allem aber den armen George.“
    „Den du daraufhin liquidiert hast, deine einzige richtige Entscheidung. Ihr solltet die Frau, nachdem die Sache mit dem Finger erledigt war, unauffällig aus dem Weg räumen. Wie konntet ihr nur so dumm sein, sie in einer belebten Straße zu entsorgen?“
    „Wir sind auf dem Weg zu einem wirklich guten Platz gewesen, Chef, da hat George auf einmal die Karre angehalten und die Alte in diesen Vorgarten gelegt. Ich musste zusehen, dass wir da wegkommen, bevor jemand etwas bemerkt.“
    „Ich habe noch nie so eine verdammte Sauerei erlebt. Was habt ihr euch nur dabei gedacht? Wolltet ihr mehr Geld

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