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Und Jimmy ging zum Regenbogen

Und Jimmy ging zum Regenbogen

Titel: Und Jimmy ging zum Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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nicht zu Ihrer Zufriedenheit?«
    Der dicke Mann fuhr herum.
    »Zufriedenheit?«
schrie er, sich in den Griffen der beiden Männer windend, wodurch das Brettchen an seinen Hoden wieder stechend hin und her schaukelte, während sich der Penis schon längst wieder verschreckt gesenkt hatte. »Zufriedenheit? Ich lasse mich doch nicht verhöhnen!«
    »Verhöhnen?« fragte Nora Hill verständnislos.
    »Die Hymne! Die gottverdammte Hymne! Das haben Sie absichtlich getan! Sie wollten mich beleidigen!«
    »Nichts lag uns ferner! Gewiß, wir haben die Hymne absichtlich für Sie bereitgestellt …«
    »Aha!«
    »… aber nur, um Ihnen eine besondere Freude zu machen!«
    »Freude?«
    »Sie sind doch Deutscher. Aus Frankfurt. Und da dachten wir …«
    »Ja! Ja! Ja! Aus Frankfurt!« brüllte Herr Direktor Pfitzner wie von Sinnen, während das samtüberzogene Brettchen vor und zurück flog. »Aber aus
Frankfurt an der Oder!
«

30
    »… aus der DDR . Und wir haben ihm die Hymne der Bundesrepublik vorgespielt, wir Idioten«, beendete Yvonne Werra ihren Bericht.
    Manuel lachte.
    »Ich würde ja auch lachen, wenn mir nicht alles noch so weh täte«, erklärte das schöne Mädchen mit dem flammend roten Haar kläglich. »Madame sagt, sie könnte sich selber stundenlang ohrfeigen. Nie wieder eine Hymne in ihrem Haus! Mit diesen elenden Hymnen fängt überhaupt jedes Unglück an.«
    Yvonne lag auf einer breiten Couch in dem hypermodern eingerichteten Wohnzimmer ihres großen Appartements. Wie verabredet, hatte Manuel sie gegen Mittag angerufen, und Yvonne hatte ihn aufgefordert, sie zu besuchen, ohne noch etwas von ihrem Mißgeschick zu erzählen. Sie wohnte im achten Stock eines der neuen Hochhäuser, die an der Donau, direkt am Strom, errichtet worden waren.
    »Aber hören Sie – das ist ja bei der
Reichsbrücke!«
Manuel hatte einen Stadtplan vor sich liegen gehabt, während er sprach.
    »Ja, und? Mit Ihrem Wagen sind Sie in zwanzig Minuten hier.«
    Auf sein Klingeln war Yvonne, im kurzen Morgenrock über einem Baby-Doll-Set, in der Wohnungstür aufgetaucht, zusammengekrümmt, eine Hand an den Leib gepreßt.
    »Was haben Sie, um Gottes willen?«
    »Kommen Sie herein. Ich muß liegen.« Sie war in das Wohnzimmer vorausgeeilt und wieder unter die Decke auf der Couch geschlüpft, nachdem sie den Morgenmantel ausgezogen hatte. »Alles nicht so schlimm. Tut nur noch weh. Morgen wird es auch nicht mehr weh tun, sagt der Doktor. Er war heute vormittag hier. Derselbe wie heute nacht.«
    »Heute nacht?«
    »Madames Hausarzt. Er ist immer zur Hand. Macht alles für sie und uns Mädchen. Alles, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ich verstehe. Aber was ist …«
    »Gleich. Ich erzähle es Ihnen gleich. Es hat mich ganz schön erwischt. Berufsrisiko. Hätte viel schlimmer ausgehen können, sagt der Doktor. Schauen Sie mal!« Sie hatte die Decke zurückgeschlagen, das Hemdchen hochgestreift und einen Umschlag von der rechten Leibseite hochgehoben. Manuel war zurückgefahren, als er die kuchentellergroße, schwarz, rot und grün verfärbte Stelle auf der weißen Haut erblickte – einen schweren Bluterguß.
    »Wie ist das passiert?«
    Daraufhin hatte Yvonne erzählt, wie das passiert war.
    Nun reckte sie sich ächzend.
    »Georg mußte Herrn Direktor Pfitzner doch tatsächlich noch zwei kleben, bevor der endlich wieder normal wurde. Ist das zu fassen? Inzwischen war Madame schon davongerannt, um den Doktor zu rufen. Er kommt immer gleich, ein Schatz. Untersuchte mich. Wegen des großen Blutergusses und der anderen, kleineren – ich habe welche am ganzen Körper, dieser Dreckskerl hat mich doch richtig verdroschen, nicht wahr? – befürchtete der Doktor, daß ich möglicherweise eine Leberruptur hätte. Sofort ins Bett. Feuchte Umschläge. Wenn es heute noch so gemein weh getan hätte wie gestern, hätte ich ins Spital müssen. Zum Glück ist es schon viel besser. Wenn ich keine Schmerzen mehr habe, oder nur geringe, darf ich morgen aufstehen. Also, mir ist ja wirklich schon allerhand passiert, aber so etwas noch nie. Georg brachte mich natürlich nachts noch im Wagen von Madame heim. Sie weiß übrigens nicht, daß Sie mich besuchen.«
    »Das habe ich mir gedacht. Sonst hätten Sie mir kaum heimlich den Zettel zugesteckt. Ich nehme an, Frau Hill wünscht nicht, daß ihre Mädchen privat besucht werden.«
    »Das stimmt. Aber in Ihrem Fall kommt noch etwas anderes dazu.«
    Yvonne verzog das Gesicht. »Verflixt, zieht das noch! Dieses

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