Und kein Ende (German Edition)
Geschlechtsverkehr hatten. Welche Auswirkungen das auf meinen Gemütszustand hatte wusste ich damals noch nicht.
Meine Mutter verkaufte uns nach außen hin immer als Traumpaar. Immer gab ich mich sehr zuvorkommend und bemüht. Alle um mich herum lobten mein Verhalten in der Ehe.
„So einen Mann möchte ich auch haben“ wunderte meine Schwägerin, die Frau meines Meisters Friedrich, der sich darüber jedes Mal ärgerte. Er war ein richtiger Hauklotz. Er hatte nur seine Interessen im Kopf. Seine Frau war für ihn nicht mehr als ein notwendiges Übel.
Ich denke, dass man die Schwierigkeiten die wir in der Ehe hatten nicht sah.
Wir wohnten nicht einmal ein Jahr in der Wohnung und schon schien ihr auf einmal alles nicht zu gefallen. Die Bettkästen waren zu groß und die Federbetten die wir zur Hochzeit bekommen hatten schienen nach ihrer Meinung darin zu verderben. Dann hatten wir kein richtiges Bett, sondern nur eine Bettcouch, und jede Morgen diese mit zwei Handgriffen wieder wohnlich zu machen war ihr zuviel Arbeit, abends hatte ich den Part immer übernommen. Der Herd meiner Tante war ihr zu alt und man konnte darin nicht richtig backen, kein Wunder, dass die Kuchen nicht gelangen, immer waren sie nicht richtig durch und außerdem wieso sollte man überhaupt Kuchen backen, das sei doch altmodisch.
Ich war bemüht ihr alles recht zu machen. So baute ich im ersten Jahr ein Bett im Wohnzimmer, nahm das eine Regal, das ja wie ein Kellerregal aussah wieder weg und schaffte Ersatz , richtete ihr im geplanten Kinderzimmer eine Bastelecke ein weil man sich ja auch einmal beschäftigen wollte. Ja, ich weiß noch ganz genau, dass sie sich künstlerisch entfalten wollte. Das mit den Kindern schien ihr keinen Spaß zu geben, weil sie sich auch zunehmend mit ihrer Arbeitskollegin nicht mehr verstand, die ihr immer ungerechterweise vorwarf sich nicht richtig um die Kinder zu kümmern und mit den Kleinen auch nicht fertig wurde.
„Man müsste ein kleines Geschäft haben mit Kunsthandwerk und Auftragsarbeiten durchführen“ schwärmte sie mir immer vor.
Damals meinte sie, dass Salzteigarbeiten wohl der Renner wären. Bei allen Gelegenheiten versuchte ich bei unseren Verwandten, die wir zu dieser Zeit noch regelmäßig besuchten, ihre Fähigkeiten anzupreisen und um so Aufträge zu ergattern. Ich hatte Glück. Meine Tante Hildegard gab anlässlich der Diamanten Hochzeit der Eltern meines Vaters ein Salzteigpärchen in Auftrag. Die Details wurden extra bei einem Hausbesuch spezifiziert: ca. fünfzig Zentimeter hoch, der Mann mit Stock, die Frau mit Schürze und Brille.
Ich hatte für sie auch einen Schaukasten in der Fußgängerzone ausfindig gemacht, den wir für wenig Geld hätte mieten können. Es wäre zwar kein eigener Laden gewesen, aber dort hätte sie ihre Arbeiten ausstellen können und auch ihre Dienstleistungen anbieten.
„Ach nein, ist das doch nicht alles zu voreilig. Habe ich überhaupt soviel Zeit. Und wenn dann zuviel Aufträge kommen und ich das alles nicht schaffe“
Etwas verwundert nahm ich ihre Einwände zu Kenntnis.
Meine Tante musste dann kurzfristig sich ein anderes Geschenk für ihre Eltern zum Jubelfeste besorgen. sie hatte sich damals sehr geärgert.
Noch im selben Jahr begann sie mit einem Makrameekurs, was nach ihrer Meinung ja viel lukrativer sei und auch nicht so zeitaufwendig. Der Abendkurs in der Volkshochschule kostete siebzig Mark. Den türkischen Bund musste ich ihr mehrmals erklären. Knoten waren mir von meiner Arbeit beim Technischen Hilfswerk vertraut. Ich saß oft abends mit ihr wenn sie sich mal wieder versuchte. Nein den Kurs hatte ich nicht besucht.
„Man kann doch nicht alles zusammen machen“ hatte sie mir erklärt.
Es war im April als ich bei Radio Pranger kündigte. Zwei Wochen zum Monatsende.
„Du verschenkst ein Millionenerbe. Bist Du Dir dessen bewusst“ versuchte mir mein Onkel betroffen klar zu machen.
„Ich weiß was ich mache“ erwiderte ich kurz.
Die neue Arbeitsstelle brachte mir auf Anhieb vierhundert Mark mehr im Monat. Netto versteht sich. Ich arbeitete als Prüffeldtechniker in einer Verstärkerfabrik, am Fließband. Die Messinstrumente hatten mich fasziniert und auch die Qualität der HiFi-Verstärker. Das Stück kostete damals bereits dreitausend Mark, ein absolutes Spitzenprodukt. Meine Aufgabe war es die Geräte mit noch zwei anderen Mitarbeitern in Betrieb zu nehmen, die Fehler die bei der Montage gemacht wurden
Weitere Kostenlose Bücher