Und kein Ende (German Edition)
nichts passiert.
„Wie konnte das nur passieren“ wollten meine Eltern von ihr wissen.
„Ich weiß auch nicht. Ich hatte sie gerade ausgepackt und wollte in der Küche was erledigen.“
„Aber Du kannst doch nicht das Kind alleine auf dem Wickeltisch liegen lassen“
„Ich dachte, es ist ja nicht für lange und es wird schon nichts passieren“
Meine Eltern waren über dieses sorglose und unverantwortliche Verhalten von ihr nur fassungslos.
Die Woche darauf lag sie regungslos neben mir im Bett als ich morgens aufwachte. Sie hatte auf die Bettdecke einen Zettel gelegt. Ich rief sofort den Notarzt an und nach kurzer Zeit war auch schon der Krankenwagen da.
„Schlaftabletten“ sagte der Arzt aber sie lebt noch.
Mit Blaulicht fuhr der Krankenwagen los. Ich blieb mit Rebecca zurück und las das Stück Papier was sie für uns hinterlegt hatte.
„Seid mir nicht böse. Aber ich kann und will das alles nicht mehr“
Ich verständigte ihre und meine Eltern. Als wir im Krankenhaus ankamen war sie schon wieder über dem Berg. Der Nervenarzt hatte ihr ganz bewusst nur ein leichtes Schlafmittel verschrieben um einem möglichen Missbrauch vorzubeugen. Sie hatte das ganz Röhrchen geschluckt, aber das hätte sie nicht umbringen können.
„Es war nur ein Hilferuf, mehr nicht“ beteuerte ständiger Weise ihre Mutter „Sie will nur, dass Du ihr hilfst“ sagte sie zu mir gerichtet.
Der Leiter der Klinik, ein Chirurg stellte sich nur hin und konstatierte: „Meine Frau hat sieben Kinder groß gezogen. Sie soll sich nicht so anstellen und nach Hause gehen und ihr Kind versorgen und sie halten sich am besten da heraus“ sagte er zu mir.
Nein, für mich war alles nur unverständlich und nicht nachvollziehbar. Der Nervenarzt meint nur, dass er keine Verantwortung mehr übernehmen könnte und würde sie nun stationär in eine Nervenklinik zur Behandlung geben. Als mein Vater ihre Koffer bei ihren Eltern abholte jammerte meine Schwiegermutter nur, was denn die Leute sagen würden und es wäre ja alles nicht so schlimm aber es soll auch auf keinen Fall ihr Mann was erfahren.
„Wollt ihr euch um Rebecca kümmern“ bot mein Vater meiner Schwiegermutter an.
„Aber nein, das geht ja nicht, wir haben ja kein Auto. Ihr werdet schon damit klarkommen. Es ist besser wenn das Kind bei euch ist“
Mein Vater ging wortlos.
„Nein, auf gar keinen Fall werde ich zulassen, dass das Kind die ganze Zeit bei euch ist.“ Setzte ich mich lautstark durch.
„Es soll hier bei mir in der Wohnung bleiben und am Abend kann ich das Kind dann versorgen“
„Aber Du hattest doch dann auch eine schweren Arbeitstag“ versuchte meine Mutter mich noch einmal umzustimmen.
„Nein, ich bin der Vater und kann das Kind dann schon versorgen und außerdem möchte ich nicht, dass Rebecca die Bindung an Zuhause verliert. Es soll feste Bezugspersonen haben“
Ich fuhr sie am nächsten Tag in die Nervenheilanstalt. Ein Arzt nahm uns dort in Empfang und wies ihr einen Platz in einem Mehrbettzimmer zu.
„Nein, sie kommt nicht in die geschlossene Anstalt.“ sagte er zu mir gerichtet.
„Sie macht ja einen besonnen und überlegten Eindruck. Sie scheint nicht verwirrt zu sein. Ich habe sie beim einsortieren ihrer Wäsche in den Schrank beobachtet. Alles wohl überlegt und koordiniert.“
„Wie lange meinen sie, dass sie hier bleiben muss“
„Das kann man so genau nicht sagen. Wir werden als erstes verschiedene Untersuchungen durchführen. Vielleicht fehlt ein Hormon das die Hypophyse produziert. Dann ist sie schnell wieder daheim. Das Hormon muss aber dann medikamentös verabreicht werden und das für immer. Die Ergebnisse der Untersuchung werden wir noch in dieser Woche vorliegen haben. Ich werde sie auf dem Laufenden halten.“
„Ich werde Dich sooft es geht besuchen“ sagte ich zu ihr und verabschiedete mich. Irgendwie war ich erleichtert, dass es jetzt so gekommen war. Ich hatte sie schon lange nicht mehr als gleichberechtigten Partner gesehen. Sie war für mich fast wie ein großes Kind das nicht selbst für sich sorgen konnte. Eine merkwürdige Beziehung hatte sich entwickelt. Jetzt aber hatte ich das Gefühl, dass ich die Geschicke selbst in die Hand nehmen konnte, denn Rebecca war mir sehr wichtig und dieses ganze Schauspiel was sich die letzte Zeit Daheim abgespielt hatte ließ keine Aufmerksamkeit für das Eigentliche zu, nämlich das Kind, mein Kind.
Nein, ich fand es nicht weiter
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