Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und kein Ende (German Edition)

Und kein Ende (German Edition)

Titel: Und kein Ende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Permann
Vom Netzwerk:
schlimm, dass die Schwiegereltern sich nicht für ihre Enkelin interessiert hatten. Ich wollte die Dinge so wie es sich für einen Teil der jungen Familie gehörte selbst in die Hand nehmen. Irgendwie hatte ich auch das Gefühl, dass von diesem Teil der Familie auch nicht viel zu erwarten war.

 
    Als ich am Tag nach der Einlieferung in der Heilanstalt anrief wurde ich gleich zum Arzt weiter verbunden.
    „Ihre Schwiegermutter und ihr Sohn haben uns in der Klinik einen Besuch abgestattet und wollten, dass ihre Frau entlassen wird. Sie sagten, dass ihre Frau nicht krank sei und nicht in die Klink gehöre sondern sie. Es wäre fast zu einer Handgreiflichkeit gekommen und da haben wir ein Hausverbot ausgesprochen und die Beiden kurzerhand vor die Türe gesetzt. Das scheinen ja ganz unbeherrschte und unangenehme Leute zu sein.“
    Sprachlos hörte ich zu.
    „Hast Du gewusst, dass Deine Mutter und Dein Bruder heute in der Klinik waren?“ fragte ich sie.
    „Ja. Die wollen halt auch nur mein Bestes. Meine Mutter meint, ich muss nicht hier sein. Ich müsste mich nur etwas ausruhen. Sie war nach der Geburt auch schwach, das wäre ja ganz normal. Und mein Bruder meint, diese Ärzte wären nichts für mich. Er sei ja schließlich Zahnarzt und könne das ja auch beurteilen“
    Nein, es war kein Reden mit ihr. Als ob sie mich nicht verstehen würde. Als ob sie ihre Ablehnung des Kindes und ihre Verwirrtheit als völlig normal ansah.

 
    Der Alltag hatte den Vorteil diese ganzen Ereignisse rasch zuzudecken, vergessen werde ich diese wohl nie. Meine Eltern kamen an den Wochentagen so gegen halb acht, kurz bevor ich zur Arbeit fuhr. Sie wohnten ja zum Glück nur ein paar Meter weiter im selben Ort und mein Vater war damals schon Frührentner. Sie hielten sich in meiner Wohnung auf und so war für Rebecca nicht soviel Unruhe. Am Abend fuhr ich dann nach der Arbeit entweder noch mal einen Umweg von 150 Kilometer bei der Klinik vorbei um sie zu besuchen oder direkt nach Hause. Dann gingen meine Eltern und ich kümmerte mich um Rebecca. Windeln wechseln, Fläschchen geben, halt alles was dazu gehört. So gegen halb zehn hatte ich das Kind dann glücklich ins Bett gebracht um dann so gegen drei, halb vier in der Nacht von ihrem Gequäke wach zu werden um sie dann schlaftrunken trocken zu legen und dann wieder ins Bett zu verfrachten. Junge Eltern werden wissen von was ich rede. Trotzdem schien sich das Leben so langsam zu normalisieren. Rebecca machte große Fortschritte wie jedes Kind in dem Alter und es machte Spaß ihr dabei zuzuschauen. Über dem Wickelplatz hatte ich einen Kalender hängen der über die einzelnen Entwicklungsschritte eines Babys informierte und ich freute mich dann immer wenn Rebecca sich wie ganz normales Kind entwickelte. Es war anstrengend aber auch sehr schön.

 
    Die Wochen vergingen und ich war immer irritiert wenn ich sie in der Klink besuchte.
    „Ich war heute in der Stadt und hatte einen schönen Tag. Ich habe ein Cafe besucht und mir die Geschäfte angesehen. Dann haben sie ein Bild von mir ausgestellt. Ich habe es in der Bastelstunde gemalt. Die Schwester mein, ich sei ja eine richtige Künstlerin und hat mich sehr gelobt.“
    Sie schien das Kind nicht zu vermissen. Sie fragte auch nicht nach. Sie war mit sich selbst und der Welt zufrieden. Ich beschloss darauf hin beim nächsten Besuch Rebecca einfach einmal mitzunehmen. Man könnte ja   einen Spaziergang durch die nahe gelegen Weinberge hoch zur Burg machen. Aber das stellte sich als Fehler heraus. Sofort verfiel sie in den alten Singsang und es würde ihr nicht gut tun wenn sie das Kind sieht. Wenn sie hier ist gehe es ihr gut, aber wenn sie dann an Zuhause denkt kommen diese innere Unruhe und dieses Zittern wieder in ihr hoch und auch der Gedanke ob sie das alles schaffen würde. Der Arzt selbst sagte nur wenig dazu, nur dass ich Geduld haben müsse und solle halt das Kind Zuhause lassen wenn es ihr nicht genehm ist. Mein Vater regte sich sehr darüber auf und meinte nur:
    „Die will gar kein Kind. Die ist doch zufrieden so wie es jetzt ist. Warum willst Du dich nicht scheiden lassen. Die kann Dir ja doch nicht helfen und Du kommst auch ganz gut alleine zurecht“
    Ich wurde daraufhin sehr nachdenklich. Ich hatte mich immer als Teil der Familie betrachtet, die ich mir so lange gewünscht hatte. Ich wollte einfach nur für die Familie da sein und dasselbe erwartete ich auch von ihr, aber sah ich mich auch als eine Art Beschützer wenn es

Weitere Kostenlose Bücher